Der amerikanische Seemann Gales verpasst in den Kneipen Antwerpens sein Schiff, auf dem sich sein einziges Identitätsdokument befindet, wird als Staatenloser über europäische Landesgrenzen abgeschoben und heuert schließlich in Barcelona auf dem Schiff ¿Yorikke¿ mit illegaler Ladung und Besatzung und höllischen Arbeitsbedingungen an. Und es kommt noch schlimmer.
Gales, ein amerikanischer Matrose aus New Orleans, verpasst im Hafen von Antwerpen die Abfahrt seines Schiffs, wobei die eigentliche Katastrophe darin besteht, dass seine Papiere, als auch sein gesamtes Hab und Gut an Bord geblieben sind. Es folgt die Odyssee eines "identitätlosen" Menschen, der sich ohne Papiere durch das bürokratische Europa der 1920er Jahre kämpfen muss. Ohne Papiere ist ein Anheuern auf keinem ordentlich Schiff der Welt möglich, um wieder nach Hause zu kommen. Man scheint ohne Pass tatsächlich nicht zu existieren, man ist nicht nur "wertlos", da man nicht arbeiten kann, sondern auch schlichtweg ein Niemand. Als Staatenloser wird Gale nun von Land zu Land geschoben ohne Aussicht auf Verbesserung seiner Lage. In Portugal schließlich gelingt es Gale, auf der Yorikke, einem Schmuggelschiff bei dem man es mit den Papieren nicht so genau nimmt, als Kohlenschlepper anzuheuern. Bald muss er jedoch feststellen, dass es sich um ein sogenanntes Totenschiff handelt, denn auch die anderen Seeleute sind ohne Papiere, also „lebende Tote“. Man erlebt eine wahre Odysee zwischen Konsulaten, Polizeistationen und verschiedenen Aufenthaltsorten quer durch Europa. Die an den Tag gebrachte Absurdität und unglaubliche Verbürokratisierung der Verwaltung wird geradezu auf kafkaeske Weise geschildert. Traven schafft es hierdruch dem Leser seine Botschaft nicht mit dem Zeigefinger zu vermitteln, sondern mittels humoristischer Beobachtungsgabe. "Das Totenschiff" ist ein Zerrbild menschlicher Existenz am Rande der Gesellschaft, tragisch, aufwühlend und berührend. Wir durchleben mit Gale unmenschliche Strapazen, Schikanen und Hoffnungslosigkeit.
Für mich ist dieses Buch ein absolutes Lese-Highlight, auch wenn es in einer heute eher antiquierten Sprache und in weiten Teilen im Jargon der Seeleute geschrieben ist. Dies hat für mich allerdings gerade einen ganz besonderen Reiz ausmacht. Inhaltlich und sprachlich ist "Das Totenschiff" für mich eine klare Leseempfehlung.
Wieviel ist ein Menschenleben ohne die richtigen Ausweispapiere wert? Eine Frage die seit fast 100 Jahren nicht an Aktualität verloren hat.
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