Das Gesetz ist dazu da, ALLE Menschen zu beschützen. Oder? Tessa Ensler ist die auffälligste unter den jungen Strafverteidiger:innen Londons. Sie entstammt nicht einer jener angesehenen Familien mit old money. Sie hat sich aus einem Klima häuslicher Gewalt befreit und aus der Arbeiter:innenklasse hochgearbeitet. Heute verteidigt sie unter anderem Männer, die wegen sexueller Übergriffe angeklagt sind. Ihre Art, Zeuginnen – die mutmaßlichen Opfer – ins Kreuzverhör zu nehmen, ist legendär und wird zu ihrer Eintrittskarte in den inner circle der Anwaltskammern. Es scheint, als hätte sie es geschafft. Doch dann passiert etwas, das ihren Glauben an das Gesetz tief erschüttert, und sie entscheidet sich, selbst in den Zeug:innenstand zu treten.
Bewertung (Mitglied der Book Circle Community) am 22.08.2024
Bewertungsnummer: 2273407
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Es gibt diesen Trend mit dem ganzen True Crime, I know …. ABER dieses Buch, was als Roman läuft, geht trotzdem so unter die Haut, als ob wir unmittelbar mit im Gerichtssaal wären. Denn hier merkt man, dass die Autorin genau weiß, worüber sie schreibt. Ungerechtigkeit vor dem Gesetz. Denn natürlich sind nicht alle vor dem Gesetz gleich! Und Gesetze wurden von alten weißen Männern gemacht. So ist das. Und das ist kein Geheimnis. Die Protagonistin in diesem Buch (selbst Strafverteidigerin in London) muss das selbst erleben, als sie Opfer einer Vergewaltigung wird. Obwohl sie alle Kniffe aus dem Gerichtssaal kennt, merkt sie, wie schwierig es ist, sich zu verteidigen. Und wie demütigend es ist! Ich war schockiert bei der Lektüre und hatte eine Gänsehaut. Teilweise war mit sogar richtig übel, weil mich die Ungerechtigkeit so fertig gemacht hat. Was für ein Leseerlebnis! Der Kjona Verlag hat mit diesem Buch wirklich ein super, super spannendes Buch direkt in seinem ersten?/zweiten? Programm verlegt, das uns zeigt, wie weit wir von Gleichberechtigung entfernt sind. Und das ist spannender als jeder Krimi und jede True Crime-Doku sowieso.
Endlich habe ich es auch gelesen!
Ich bin eigentlich oft skeptisch, wenn um ein Buch ein Hype entsteht, aber hier ist es berechtigt!
Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen, die Geschichte baut sich gut auf und auch die zeitlichen Rückblenden sind gut gemacht. Besonders zum Ende hin entwickelt sich eine regelrechte Sogwirkung und ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.
Meiner Meinung nach ist das Buch ein absoultes Must-read, ein (leider immer noch!) sehr aktuelles und wichtiges Thema - UNBEDINGT LESEN!!
"Jede Dritte - das sind eine ganze Menge Frauen, die etwas zu sagen haben.
Zu viele, um sie zu ignorieren."
Ein Roman über Ungerechtigkeiten und verdrehte Wahrheiten
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
"Prima Facie" ist mehr ein Bericht, als tatsächlich ein Roman und dazu sehr ungemütlich. Wir lernen Tessa als bestimmte und starke Frau kennen und verlassen sie gegen Ende des Buches zusammengeschrumpft.
Das Buch stellt interessante Fragen nach Gerechtigkeit und nach der Frage, wessen Wahrheit wir als "die richtige" ansehen wollen und inwiefern man sie demnach verschieben kann.
Das Ende schmerzt.
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"Prima facie" - das bedeutet übersetzt so viel wie "dem ersten Anschein nach" oder auch "bis auf Widerruf"
Tessa Enssler ist eine junge Strafverteidigerin, der der Erfolg nicht, wie vielen ihrer Mitstreiter*innen, in die Wiege gelegt wurde. Tessa hat sich aus der Arbeiter*innenklasse hochgearbeitet und aus einem Klima häuslicher Gewalt heraus gekämpft. Doch jetzt gehört sie zu den erfolgreichsten Strafverteidiger*innen Londons und verteidigt unter anderem Männer, denen sexuelle Gewalt gegen Frauen zur Lasten gelegt wird. Dabei macht sie sich obiges zu Nutze: Prima facie - solange auch nur der geringste Zweifel am Tathergang besteht, genügt die Aussage des Opfers nicht, um den mutmaßlichen Täter zu verurteilen. Eine, dem ersten Anschein nach, clevere Strategie - bis Tessa selbst als Opfer im Zeugenstand sitzt.
"Es macht mich krank, wie eine einzige Nacht zu etwas geführt hat, was jeden Aspekt meines Lebens in ein Vorher und ein Nachher spaltet." S.190f
Die Autorin Suzie Miller bringt in diesem Roman zur Sprache, was schon so lange überfällig ist, nämlich, dass unser patriarchal geprägtes Justizsystem den Betroffenen sexualisierter männlicher Gewalt nicht gerecht wird. Da unterscheidet sich das deutsche leider kaum vom britischen System im Roman.
"Die Rechtsprechung geht in Sexualstrafverfahren von völlig falschen Voraussetzungen aus. Die Erfahrung einer Frau mit sexualisierter Gewalt fügt sich nicht in das männlich dominierte System von Wahrheit. Sie kann dieser Definition von Wahrheit niemals genügen, und deshalb kann es auch keine Gereichtigkeit geben." S.339
Miller legt den Finger in die Wunde und öffnet den Leser*innen die Augen, zwingt sie hinzusehen und eigene Denk- und Verhaltensweisen zu hinterfragen. Die Figur der Tessa ist dabei sehr klug gewählt, hat sie das Spiel um die vermeintliche Wahrheit doch jahrelang selbst meisterhaft gespielt, bis sie selbst zum Opfer wird und die Konsequenzen dieses "Spiels" schmerzlich am eigenen Leib erfahren muss.
Es muss sich etwas ändern. Dieser Roman ist ein Anfang, jetzt sind wir dran, die Gesellschaft.
Sprachlich merkt man dem Roman an, dass er auf einem Theaterstück basiert (im besten Sinne). Die Dialoge und Monologe sind messerscharf geschrieben und die Emotionen großartig in Worte gefasst.
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