Martha ist eine beeindruckende Frau, die es aus ärmsten Verhältnissen zu bescheidenem Wohlstand gebracht hat. Aber die Erinnerung an die Entbehrungen ihrer Kindheit als »Verdingkind« bei einer Bauernfamilie im Berner Umland lässt sie nie los: Keine Schwäche zeigen. Arbeiten ohne Unterlass. Hart sein zu sich und anderen. Das prägt auch ihre Söhne, die es in der Nachkriegszeit unbedingt zu etwas bringen wollen. Und ihre Enkel, die dagegen rebellieren und es erstmals wagen, sich ein anderes, ein freieres Leben zu erträumen.
Zum Inhalt:
Martha erlebt als Kind mit, wie ihr Vater schwer erkrankt und die Familie dadurch immer mehr in die Armut abrutscht. Schließlich stirbt der Vater und Martha wird fortan ihre Kindheit als „Verdingkind“ in einer anderen Bauernfamilie verbringen. Dort kümmert sie sich um den Sohn, der jedoch besondere Bedürfnisse hat. Ihr Leben ist geprägt von Härte, Arbeit und wenig Liebe und Zuneigung. Sie schafft es, sich aus absoluter Armut durch harte Arbeit selbst eine kleine Familie aufzubauen mit einem bescheidenen Wohlstand.
Mein Eindruck:
Das Buch hat mich gefesselt. Auf beeindruckende Art wird Marthas Leben erzählt, welches eigentlich nur aus Arbeit besteht. Liebe und Fürsorge hat sie nie erfahren. Und so kann sie es auch ihren Kindern nicht weitergeben. Martha hat nur gelernt, zu arbeiten und zu funktionieren. So nimmt auch ihre Familie sie war. Sie wird für ihre Tüchtigkeit geschätzt. Im Laufe der Generationen nehmen aber auch Gefühle und der Wunsch nach Leben mehr und mehr Raum im alltäglichen Leben ein. Ein Buch, welches zeigt, wie sehr der Krieg und die Entbehrungen das Leben geprägt hat und sich nachfolgende Generationen beeinflusst hat dadurch. Das persönliche Nachwort zum Schluss hat mir sehr gefallen. Es hat mich nachdenklich und dankbar zurückgelassen.
Martha lebt mit ihren Eltern und den fünf Geschwistern in einem Dorf in der Nähe von Bern, Anfang des 20. Jahrhunderts. Als der Vater stirbt, kann die Mutter die Kinderschar nicht mehr ernähren, die sechs Kinder werden als sogenannte Verdingkinder auf verschiedene Bauernhöfe gebracht, wo sie unterschiedliche Arbeiten verrichten müssen. Martha ist die Zweitjüngste, aber die kleinste, intelligent und fleißig sowie folgsam und lieb. Mit einem eisernen Willen arbeitet sie sich kontinuierlich aus der Armut und geht ihren Weg. Der Preis, den sie dafür zahlt, ist hoch.
„Man holt sie ab, eines nach dem andern, auf freundliche Weise oder auf missmutige. Ein Mann von der Gemeinde ist jedes Mal dabei. Die Kinder müssen mitgehen, auch wenn sie die Leute nicht kennen, denn darunter sind solche aus anderen Dörfern, aber nur Männer. Die Kinder werden verdingt, auch das ist ein neues Wort für Martha. Später wird sie denken, dass das Wort ja stimmt, sie sind zu Dingen geworden.“ (Seite 17)
Lukas Hartmann hat die Geschichte seiner Familie aufgeschrieben, im Mittelpunkt steht Martha, seine Großmutter väterlicherseits. Unter Verdingung verstand man nichts anderes, als Fremdunterbringung von Kindern und Jugendlichen zur Versorgung und Erziehung in der Schweiz. Oft wurden diese Kinder ausgenutzt und ausgebeutet, mussten schuften bis zur Erschöpfung und froh sein, wenn sie überhaupt etwas zu essen bekamen zusätzlich zum Schlafplatz. Dies darf nicht vergessen werden, dafür sorgt hoffentlich auch dieses Buch.
Das Schicksal von Martha und den Ihren lässt mich tief berührt zurück. Über drei Generationen, über viele Jahrzehnte, folgte ich ihrem Weg, aber auch dem ihrer Söhne, deren Frauen und Kindern. Die Kindheitsjahre prägten Martha und auch der Krieg, der dem Land erspart geblieben ist, hinterließ Wunden und wirkte sich auf sie, ihre Nachkommen und deren Familien aus. Dieser großartige Familienroman löste eine ganze Palette an Gefühlen bei mir aus, ließ mich hoffen und bangen, staunen und lachen, manchmal wütend werden und fluchen, aber auch weinen und traurig sein. Mit einem warmen Gefühl klappte ich das Buch zu und verabschiedete mich von Marthas Geschichte, die mich ein paar Stunden begleitete, aber für immer unvergesslich bleibt.
Martha und die Ihren ist ein wunderschöner Roman, nein fast schon eine Biographie.
Anfang des 20. Jahrhunderts ist Martha als Verdingkind aufgewachsen. Sie hatte es Hart in ihrem Leben. Sie hat durchgehalten, sie hat überlebt. Damit ihre Kinder eine Zukunft haben. Damit sie nicht so aufwachsen müssen wie sie selber.
Lukas Hartmann schreibt über seine eigene Großmutter und ihr Leben als Verdingking.
Kleine Erläuterung: Verdingkinder waren Kinder die aus ihren Familien geholt wurden / Weisen, welche häufig an Landwirte 'vermittelt' wurden. Harte Arbeit, Körperlicher- und Seelischermissbrauch inbegriffen. Verdingkinder hatten fast keine Rechte.
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Ich bin ganz beglückt zu diesem Roman gegriffen zu haben. Mit ganz viel biographischen Einblicken, lässt uns Hartmann an seiner Familiengeschichte teilhaben. Ich finde, das ist ihm wunderbar gelungen.
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