Brit, Kari und Alisia: drei Frauen und ihre Lebensträume - der dritte Band der großen Syltsaga
Sylt, Gegenwart. Das berühmte Café und Hotel König Augustin wird mittlerweile von Kari geleitet, Brit hat sich aus dem Alltagsgeschäft zurückgezogen. Aber wie soll es weitergehen? Karis Tochter Alisia, die das Geschäft übernehmen soll, hat eine eigene Karriere: Sie ist ein gefragtes Model und erobert unter dem Namen "La Cappuccina" sämtliche Laufstege. Dann aber ändert sich alles, denn ihr begegnet die große Liebe. Dieser Mann scheint jedoch genau der Falsche zu sein…
GELESEN: Gisa Pauly „Fräulein Wunder“ (1959)
Erschienen 08. März 2022 bei Heyne Taschenbuchverlag 478 Seiten
GELESEN. Gisa Pauly „Café Hoffnung“ (1985)
Erschienen September 2022 bei Heyne Taschenbuchverlag 493 Seiten
GELESEN: Gisa Pauly „Hotel Freiheit“ (2020)
Erschienen März 2023 bei Heyne Taschenbuchverlag 430 Seiten
(Sylt Saga)
Gisa Pauly, von der ich bislang weder etwas gehört noch gelesen habe und deren Vita zu ihrer schriftstellerischen Tätigkeit Beachtliches zeigt, fängt in ihrem ersten Band „Fräulein Wunder“ den Zeitgeist gekonnt ein. Im Jahr 1959 war der Krieg gerade vierzehn Jahre vorbei. Ein Großteil der Menschen hatte es geschafft, während andere noch immer so lebten, als wäre die letzte Bombe erst vor einigen Tagen gefallen. Ängstlich, traumatisiert und niemals der Armut entronnen, fristen sie ihr Dasein im Gestern. Sie verschließen sich einerseits der Moderne, da sie die finanziellen Mittel nicht haben und andererseits aus Angst wieder etwas zu verlieren, was man gerade erworben hat. Der Mann hat das Sagen, Frau und Kinder haben sich unterzuordnen. Dann gibt es die Gewinner, die ihren Kindern alles bieten können und ihre Wohlstandsfülle gerne zur Schau stellen. Was andere Leute sagen ist ein Satz, der täglich fällt, und so hat man sich zu benehmen, wie es die Gesellschaft erwartet. Den Schritt vom Wege gibt es nicht. Findet er statt, gibt es Mittel und Wege, ihn zu vertuschen, zu lügen, obwohl man an jedem Sonn- und Feiertag in die Kirche geht.
In diesem Genre ist es mir selten passiert, dass ich vor Spannung den Atem anhielt. Dies schafft Gisa Pauly aber leider nur im ersten Teil. Sie schreibt flott, stilistisch schlicht, jedoch nicht ohne eine gewisse Dramatik, so dass man, wenn auch schon müde, unbedingt das nächste und das folgende Kapitel lesen „muss“. Sie erreicht, den Leser in den Bann zu ziehen, was die Verkaufszahlen ihrer Bücher und damit ihren Erfolg erklärt.
Im zweiten und dritten Band gibt es sehr viele wirklich unnötige Wiederholungen, was ich an fast jeder Saga zu kritisieren habe. Hier frage ich mich immer, wer einen zweiten oder weiteren Teil liest, ohne die Vorgänger zu kennen? Auch einige Zeitfehler habe ich entdeckt. Die Personen sind plötzlich wieder ein paar Jahre jünger geworden. Richtig Fahrt nimmt der zweite Teil auch erst ab Seite 200 auf, wobei in die Handlung zu viel gepackt wurde. Man könnte dieser Sylt-Saga auch die Überschrift geben: „Es hat sich nichts geändert“, was sich hier auf die Spezies Mensch bezieht, der jeden, der nicht nach den Norm-Vorstellungen lebt oder aussieht, nicht in seine Mitte lässt. Gisa Pauly hat in der Figur einer im fiktiven Riekenbüren lebenden Nachbarin den Typus geschaffen, der von Neugier, Sensationslust und Argwohn zerfressen ist. Alle kämpfen dagegen an, sie loszuwerden und niemand ist in der Lage, Grenzen zu stecken und ehrlich seine Meinung so kundzutun, um dieser Frau endlich Einhalt zu gebieten. Zum Ende des zweiten Teils explodiert das Geschehen fast wie ein Feuerwerk. Was man zu Anfang vermisst, packt die Autorin in die Schlussphase. Für mich war das irgendwie alles zu viel und teilweise märchenhaft. Die Figuren sind unterwegs, als wären sie gebeamt, wie einst auf dem Raumschiff Enterprise. Kaum irgendwo angekommen, erscheinen sie schon in Windeseile an einem für die Zeitvorgabe kaum erreichbaren Ort. Auch der Zeitgeist, der im 1. Band so greifbar war, fehlt fast komplett im zweiten und ganz im dritten Teil. Wie schon eingangs erwähnt, wird wiederholt auf „Teufel komm raus“. Was z.B. auf Seite 350 steht, erfahren wir auf Seite 360 noch einmal. Insgesamt bleibt die Handlung im zweiten Teil spannend, wenn auch recht utopisch. Der dritte Teil fällt dafür vollkommen ab. Handlung und Spannung lassen absolut zu wünschen übrig und sind an den Haaren herbeigezogen. Außerdem häufen sich auch nicht nur die Zeitfehler. Dieser dritte Band scheint unter Zeitdruck geschrieben worden zu sein. Anders kann ich mir seine Schwäche nicht erklären, denn Teil 1 war gut. Dass ein Lektor durchgehen lässt, dass eine Person, die im Zug von Niebüll nach Westerland sitzt und aus dem Zugfenster Wattwürmer sieht, ist mir absolut schleierhaft. Sollte es vielleicht richtig witzig sein? Ich habe gelacht und zwar sehr laut.
Sylt im Jahr 1959 hatte längst noch nicht den Status späterer Jahre. Das Potential allerdings wurde von geschickten Leuten erkannt. So begann die Wandlung der Insel zum mondänen Ferienparadies. Im Hinterland unterhalb von Bremen sah man die ersten Camper, und eine eigene Wiese bot die Grundlage, ein zweites Standbein zu errichten.
Es handelt sich hier um den dritten Teil der "Sylt-Saga"-Trilogie.
Das Buch beginnt im Jahr 2020. Alisia ist mittlerweile erwachsen und hat ihre eigene, erfolgreiche Karriere als gefragtes Model namens „La Cappuccina“, die sie auch weiter voran treiben soll. Ihr Bruder Constantin hilft im Hotel und Café mit, welches er auch später mal übernehmen soll.
Der Plan ist ja eigentlich gut, aber wollen Alisia und Constantin das überhaupt?!
In dem Teil gibt es ein Wiedersehen mit den vorherigen Protagonisten, aber auch neue gibt es kennenzulernen.
Folgendes Zitat hat es mir besonders angetan:
"Das Richtige zu tun, heißt nicht immer, seinem Herzen zu folgen. Manchmal war es auch richtig, dem nachzugehen, was der Verstand vorgab."
Für mich ist das ein gelungener Abschluss der "Sylt-Saga".
Überblick der Reihe "Die Sylt-Saga":
Teil 1: Fräulein Wunder
Teil 2: Café Hoffnung
Teil 3: Hotel Freiheit
Mit "Hotel Freiheit" sind wir mit Alisia - Karis Tochter und Brits Enkeltochter - nun in der Gegenwart angekommen. Ich hatte gehofft, dass damit die klischeehaften und altertümlichen Haltungen und Äußerungen endlich ein Ende nehmen. Spoiler: das ist nicht der Fall. Es mag aber auch einfach nicht meinem Geschmack entsprechen und trotzdem für die Geschichte relevant sein. Ich kam ebenso nicht gut mit für mich unangemessenen Bezeichnungen wie "Cappucinchen" zurecht, was im Kontext des Buches wertschätzend gemeint sein soll, für mich aber einen unangenehmen Beigeschmack hatte. Ansonsten ein netter Abschluss der Sylt-Trilogie.
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Ich fand den 2. Teil ja schon unsensibel in Hinsicht auf Rassismus, aber in diesem 3. Band der Reihe finde ich es noch schlimmer. Der Verlag hätte gut daran getan, bei diesem Thema ein Sensitivity-Reading durchführen zu lassen. Ansonsten sehr viele dramatische Zufälle. Meh.
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