Die gottverlassene Provinzstadt Ostrog wird von einer Suizidserie von Jugendlichen im Waisenhaus erschüttert. Kommissar Alexander Koslow aus Moskau soll die Ermittlungen in die Hand nehmen, doch die örtliche Polizei hat ihre eigenen Theorien. Als Petja, ein Sonderling mit einem Herz für die Natur, verhaftet wird, glaubt Koslow nicht an dessen Schuld. Aber warum geriet Petja damals derart außer sich, als der Bürgermeister von Ostrog den Heimkindern einen Griechenland-Urlaub spendieren wollte?
In Der Schatten einer offenen Tür von Sasha Filipenko entwickelt sich in der trostlosen Provinzstadt Ostrog ein schockierendes Rätsel, bei dem eine Serie von Suiziden im örtlichen Waisenhaus das Leben der Jugendlichen fordert. Der Moskauer Ermittler Alexander Koslow, der selbst von persönlichen Krisen und Depressionen gezeichnet ist, soll den Fall aufklären. Im Verlauf der Handlung wird er von der Komplexität des Falls zunehmend berührt und fühlt sich bald verpflichtet, als Sprachrohr für die Opfer zu agieren.
Petja, ein sensibler und gutmütiger Aussenseiter, der der Polizei als Hauptverdächtiger gilt, wird für Koslow zur Verkörperung der verlorenen Unschuld und Menschlichkeit. Filipenko nutzt die Geschichte, um Korruption und soziale Missstände in der russischen Gesellschaft aufzuzeigen, wobei die Waisenhauskinder als Symbol für die Schwächsten dienen, die vom System im Stich gelassen werden. Der Roman entfaltet sich in 24 Kapiteln und mehreren Perspektiven, was dem Werk Tiefe und Vielschichtigkeit verleiht. Die düstere, melancholische Atmosphäre sowie Filipenkos kritischer Blick auf die russische Gesellschaft machen das Buch zu mehr als einem Krimi: Es ist ein gesellschaftlicher Appell, einprägsam und fesselnd, der lange im Gedächtnis bleibt.
Bevor ich dieses Buch las, kannte ich Sasha Filipenko nicht und ich erwartete anhand der Kurzbeschreibung eine Art Kriminalroman. Ein klassischer Krimi ist „Der Schatten einer offenen Tür“ jedoch nicht. Dennoch - oder vielleicht gerade deswegen - hat der Roman für mich einen Sog entwickelt, der dafür sorgte, dass ich das Buch nicht mehr weglegen wollte und es auf einen Rutsch gelesen habe.
Filipenko erzählt nicht stringent, sondern fügt die einzelnen Fäden, die er in 24 Gesängen, Prolog, Epilog und Postskriptum spinnt, nach und nach zu einem virtuos komponierten Ganzen. Spannend sind seine Protagonisten: Da ist der Moskauer Ermittler Alexander Koslow, eigentlich erfahren, intelligent und pflichtbewusst, jedoch aufgrund privater Probleme nicht auf der Höhe und depressiv. Er ist auf gewisse Weise ein klassischer tragischer Held. Der Revierinspektor Michail, einst ein Gefängniswärter in Ostrog, ist provinziell, einfach gestrickt, grob. Er hat noch eine alte Rechnung mit Koslow offen und will Koslow keinesfalls die Lösung des Falles überlassen. Die außergewöhnlichste Figur ist Petja, ein ehemaliger Waisenjunge aus dem Ostroger Kinderheim. Er ist ein Außenseiter und komischer Kauz, empfindsam, gutmütig und naiv, und glaubt fest an Recht und Gesetz. Besonders faszinierend fand ich die siamesischen Zwillinge Vera und Ljubow, deren Nebenstrang eine eigene kleine Parabel mit interessanten Interpretationsmöglichkeiten angesichts der gegenwärtigen politischen Lage bietet.
Die Grundstimmung des Romans ist düster und melancholisch, der Humor tiefschwarz, und der Trostlosigkeit und Gleichgültigkeit steht einzig Petjas sanftes, selbstloses und gutgläubiges Wesen entgegen.
Ein Roman, der sehr nachdenklich stimmt und den man noch lange mit sich trägt.
Filipenko schafft es erneut auf unnachahmliche Weise die Lebensumstände im heutigen Russland aufzuzeigen. Das Leben in der Provinsstadt Ostrog ist gezeichnet von Perspektivlosigkeit, Korruption und Polizeigewalt, die in fast beiläufiger Art und Weise beschrieben werden und daher umso bedrohlicher wirken. Tolle Literatur, die einen nachdenklich stimmt.
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Die Frage ist hier nicht, ob es ein gutes Buch ist oder nicht, sondern ob man es aushält, es zu lesen. Filipenko verstört mit einer zutiefst erschütternder Geschichte und einer völlig unerwarteten exzessiven Gewalt gegen Ende des Romans. Vorsicht, wirklich harter Stoff!
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