Köln, 1967 Kurz vor dem Schah-Besuch und dem Aufkeimen der 68-er Bewegung lernen sich die beiden Einzelgänger Lukas von Freystein und Maximilian Galiano kennen. Zwischen den jungen Männern entwickelt sich über Monate hinweg eine zarte Freundschaft. Für Lukas bietet diese zugleich einen Weg, sich peu à peu dem strikten Regiment seines Vaters zu entziehen. Viel lieber sitzt er gemeinsam mit Max unter dem Dach und hört die neuesten Scheiben von Frank Zappa oder The Doors. Als mit Roswitha Janisch eine neue Mitschülerin in Luks Klasse kommt, die ihn in die Kreise des Sozialistischen Studentenbunds einführt, verändert das nicht nur Luks Leben, sondern auch die Beziehung zwischen ihm und Max. Dieser muss sich nämlich widerstrebend eingestehen, dass die Gefühle, die er für seinen besten Freund hegt, womöglich über Freundschaft hinausgehen. Doch was bedeutet das in einer Zeit, in der noch die Nazigesetze gegen gleichgeschlechtliche Liebe gelten und Schwule für ihre Neigung nicht nur mit gesellschaftlicher Ächtung, sondern sogar mit Gefängnis zu rechnen haben? "Gerade in Tagen wie diesen, in denen Hass, Hetze und Rückschritte in ein lautes Gegeneinander unsere Zeit einfärben, brauchen wir tiefe, bewegende und echte Geschichten wie die von Luk und Galiano mehr denn je. Wir brauchen sie, um nicht zu vergessen, wie es sein kann, wenn wir rückwärtsgehen. Was das mit jedem Einzelnen von uns macht, auf ganz persönlicher Ebene wie auch mit uns als Gesellschaft. Vielleicht aber auch, wie wir uns aufs Neue auf den Weg machen können, aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen." -Dr. phil. Caroline Hack (Medizinethikerin, Leiterin Stabsabteilung Klinische Ethik am Universitätsklinikum Erlangen)
Geschichte wiederholt sich – wenn wir nicht aus ihr lernen. Ein Regenbogen für den Schah führt uns zurück in eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs, die erschreckend viele Parallelen zur heutigen Welt aufweist. Mit viel Feingefühl erzählt Elyseo da Silva eine Geschichte über Freundschaft, Identität und queere Liebe in einer Zeit, in der sie nicht nur verpönt, sondern auch strafbar war.
Im Mittelpunkt stehen Lukas und Max, zwei junge Männer, die in den 60er-Jahren aufeinandertreffen. Lukas, aus gutem Hause, fühlt sich von den Erwartungen seines Vaters erdrückt, während Max als rebellischer Freigeist seinen eigenen Weg sucht. Was als Freundschaft beginnt, entwickelt sich für Max zu tieferen Gefühlen – doch in einer Gesellschaft, in der Homosexualität noch unter das berüchtigte Nazi-Gesetz §175 fällt, ist diese Liebe mit Angst und Gefahr verbunden. Gleichzeitig spiegelt sich der politische Wandel dieser Zeit in Lukas' Leben wider, als er durch eine Mitschülerin in die aufkeimende 68er-Bewegung gezogen wird.
Besonders beeindruckend ist, wie intensiv und nuanciert die Beziehung der beiden gezeichnet wird. Da Silva vermeidet Klischees und schafft zwei tiefgründige Figuren, die auf sehr unterschiedliche Weise mit ihrer Zeit und ihrer Identität ringen. Die Verknüpfung von persönlichem Drama und historischer Realität funktioniert hervorragend – man merkt, wie akribisch der Autor recherchiert hat. Die Proteste, die Nachwirkungen des Nationalsozialismus und die gesellschaftlichen Spannungen sind nicht nur Kulisse, sondern fest in die Handlung integriert.
Was dieses Buch besonders macht, ist seine Zeitlosigkeit. Auch wenn es in den 60ern spielt, stellt es Fragen, die heute noch drängend sind: Wie gehen wir als Gesellschaft mit Minderheiten um? Welche Rechte sind nicht selbstverständlich? Und wie leicht können Fortschritte wieder rückgängig gemacht werden?
Fazit: Ein Regenbogen für den Schah ist ein emotionaler, historisch präziser und unglaublich relevanter Roman über queere Identität in einer Zeit des Wandels. Wer sich auf diese tiefgehende Geschichte einlässt, wird mit einer intensiven, berührenden Lektüre belohnt.
10/10 – ein bewegender, vielschichtiger Roman, der lange nachhallt.
Mit “Ein Regenbogen für den Schah” legt Elyseo da Silva einen queeren deutschen Roman vor, der sich mit den 68er, der deutschen Nachkriegszeit und dem queeren Leben damals auseinandersetzt. Die Zeit der Studentenbewegung, die Kiesinger- und Brandt-Zeit mit dem Kniefall von Warschau, den Olympischen Spielen von München und dem Attentat auf die israelischen Sportler – eine bewegende Zeit.
Luk und Galianos Geschichte spielt in Köln von 1967 bis 1974 genau zu dieser Zeit. Beide kommen zwar aus gutbürgerlichen Familien, die aber unterschiedlicher nicht sein könnten. Galianos italienische Familie, der ebenso wie Luk ohne Mutter aufgewachsen ist, ist herzlich und weltoffen. Luks hingegen wird von einem despotischen ewig gestrigen Vater beherrscht. Wäre da nicht die Haushälterin Liesl würde Luk noch mehr untergehen als eh schon.
Beide Charaktere sind mir im Laufe der knapp 360 Seiten ans Herz gewachsen, so habe ich mit den beiden mitgefiebert als sie sich der Studentenbewegung angeschlossen haben, Rudi Dutschke erlebten, gegen die “Alt-Nazis” stellten und ihr Wiedererstarken verhinderten. Es war politisch und hitzig. Gerade für Luk bei seinem Vater hoch brisant.
Diese politischen Gegebenheiten webt Elyseo da Silva gekonnt in die aufkeimende homosexuelle Liebesgeschichte ein. Denn bis 1969 war Homosexualität noch ein Straftatbestand, aber auch danach war es gesellschaftlich verpönt, wenn homosexuelle Paare öffentlich ihre Liebe zeigten. Gerade diese Verwebung von der politischen Zeit der 68er und der Liebesgeschichte, die in beiderlei Hinsicht für meinen Geschmack genau passend ist, hat “Ein Regenbogen für den Schah” für mich zu einem Lesegenuss gemacht.
Durchweg ist das Buch sehr gut recherchiert und ausgearbeitet, dabei nicht eintönig oder sachlich geschrieben, sondern in einer Art, die mir Lust machte, zu den Personen zu recherchieren und hinzu zu lernen. Sprachlich so bildhaft, dass ich mich selbst bei der Rede von Dutschke in Berlin sah, mit Luk in seinem Elternhaus oder mit Galiano in seinem Zimmer unter dem Dach an seiner Schreibmaschine. Ich liebe es, wenn ich direkt nach eigener Recherche direkt wieder den Zugang zur Handlung finde und da hilft mir dieser bildhafte Schreibstil ungemein.
Die Geschichte um Luk und Galiano konnte ich nicht einfach so weglesen. Das war nichtmöglich, denn allzu oft musste ich innehalten und über die Gespräche zwischen den beiden nachdenken, über das Zeitgeschehen und es immer wieder in den Kontext der Zeit packen.
Es ist nicht nur ein Buch über die Zeit, sondern man erlebt über die 360 Seiten hinweg auch die emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle der beiden zueinander, Familiengeheimnisse, die Suche nach der eigenen Identität und mentaler Gesundheit mit. Ein Buch, das viel will und auch viel schafft, aus der Zeit zu verdeutlichen, ein Buch, was einen nicht fragend zurücklässt, sondern Lust macht, noch mehr über die Zeit zu erfahren. Und wer darauf Lust hat, findet dazu unheimlich viel auf der Internetseite zum Buch.
Auch das Cover von “Ein Regenbogen für den Schah” ist ein echter Hingucker und der Titel passt sehr genau, war doch der Schah-Besuch der Anlass für die bundesdeutschen Studentenproteste.
Das Ende mit dem Cliffhanger macht mich dermaßen neugierig, dass ich es gar nicht mehr erwarten kann, bis ich den zweiten Band in den Händen halten kann und das ist bereits am 16. November 2024.
Fazit
“Ein Regenbogen für den Schah“ ist ein gut recherchierter, bildhafter, queerer Roman, der sehr gut die Zeit und das Feeling der späten 60er und frühen 70er Jahre wiederspiegelt. Sehr große Leseempfehlung.
Wir nutzen Ihr Feedback, um unsere Produktseiten zu
verbessern. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir Ihnen keine Rückmeldung geben können. Falls Sie
Kontakt mit uns aufnehmen möchten, können Sie sich aber gerne an unseren Kund*innenservice wenden.