Der junge Robert Appleyard verlässt sein Elternhaus und das britische Kohlearbeiterdorf, in dem er aufgewachsen ist. Es ist Sommer, der Zweite Weltkrieg ist vorbei, und Robert ist hungrig nach Meer, Sonne und Weite. Nach Wochen der Wanderschaft, die offene See schon in Sicht, lernt er Dulcie Piper kennen, eine ältere, exzentrische Dame, die in einem verwunschenen Cottage lebt. Aus einem Nachmittag wird ein ganzer Sommer und Dulcie eröffnet dem jungen Mann auf unvergessliche Art die Welt der Poesie, der Musik und der Malerei. Eine unwahrscheinliche Freundschaft entsteht, die ihrer beider Leben auf immer verändern wird.
Eine wunderbare, zeitlose Geschichte um eine ganz besondere Freundschaft zwischen einem jungen Bergarbeitersohn und einer einsamen älteren Dame in einem Cottage am Meer, die ein bewegnedes Geheimnis hütet. Zum Weinen und zum Lachen- einsprachlich funkelnndes Leservergnügen. Top!
von einer Kundin/einem Kunden aus Velbert am 18.01.2021
Bewertet: eBook (ePUB)
Ein gefühlvoll geschriebenes Buch über das Erwachsen werden und die Einflußnahme der Umwelt, Familie und Freunde. Wichtig ist das Neugierig sein und Lernen aus allen Ereignissen.
Ein ruhiger sprachlich schöner Roman
von einer Kundin/einem Kunden aus Weeze am 08.01.2021
Bewertet: Einband: gebundene Ausgabe
„Damals wusste ich nicht, was Sprache vermag. Ich verstand die Macht, die Wirkungskraft von Worten noch nicht. Die komplexe Magie von Sprache war mir ebenso fremd wie das veränderte Land, das ich in jenem Sommer um mich herum sah.“ (S. 11)
So blickt Robert in hohem Alter zurück auf sein Leben als Sechzehnjähriger, in die Zeit...
„Damals wusste ich nicht, was Sprache vermag. Ich verstand die Macht, die Wirkungskraft von Worten noch nicht. Die komplexe Magie von Sprache war mir ebenso fremd wie das veränderte Land, das ich in jenem Sommer um mich herum sah.“ (S. 11)
So blickt Robert in hohem Alter zurück auf sein Leben als Sechzehnjähriger, in die Zeit kurz nach dem zweiten Weltkrieg, als er sich auf den Weg macht, um zur offenen See, dem Ort seiner Sehnsucht zu gelangen. Und um noch ein letztes Mal dem zu entfliehen, das für ihn vorbestimmt ist. Denn aufgewachsen ist er in einem abgeschiedenen englischen Bergarbeiterdorf und sein beruflicher Werdegang scheint vorgegeben. Wie alle Männer seiner Familie soll auch er im Bergbau arbeiten. Dabei liebt er Natur und Bewegung und sehnt sich nach der Weite des Meeres.
„Solange ich zurückdenken konnte, hatte die Unausweichlichkeit eines Arbeiterlebens in der staubigen Dunkelheit wie ein Schreckgespenst in meinem Unterbewusstsein gelauert und alles mit einem dunklen Tuch bedeckt. Anfangs hatte ich mich vor der Vorstellung gefürchtet, doch in letzter Zeit lehnte ich sie mit einer Unnachgiebigkeit ab, die an Hass grenzte.“ (S. 20)
Fast am Ziel angekommen, lernt er eine ältere Frau kennen, die ihn auf eine Tasse Tee in ihr leicht heruntergekommenes Cottage einlädt. Eine Frau wie Dulcie hat er noch nie getroffen: unverheiratet, allein lebend, unkonventionell, mit sehr klaren und für ihn unerhörten Ansichten zu Ehe, Familie und Religion – und sie ist interessiert an seinen Gedanken. Aus dem Nachmittag wird ein längerer Aufenthalt, und Robert lernt eine ihm vollkommen unbekannte Welt kennen. In den Gesprächen mit Dulcie wandelt sich sein von den Eltern geprägter Blick auf das Leben und sie führt ihn nebenbei an die Literatur heran. Als Dank für ihre Großzügigkeit bietet er ihr seine Hilfe rund um das Cottage an. Doch als er eine wild wuchernde Hecke stutzen will, um den Blick auf das Meer freizulegen, verbietet sie das barsch. Ebenso ablehnend reagiert sie auf ein Manuskript mit Gedichten, das Robert findet. Gedichte, die Dulcie gewidmet sind, die sie aber auf keinen Fall lesen will. Allmählich kommt Robert hinter ihr Geheimnis.
„Offene See“ ist ein eher ruhiger Roman, der mit seiner blumigen poetischen Sprache mitnimmt in eine Welt voller Natur- und Landschaftsbeschreibungen, die noch gar nicht zu dem Auftreten, den Äußerungen und dem Handeln des sechzehnjährigen Ich-Erzählers passen wollen, aus dessen Sicht man dieses Buch größtenteils liest. Aber das macht auch einen gewissen Reiz beim Lesen aus, denn hierdurch erhält man eine leise Vorahnung von dem, was in Robert steckt und im Laufe seiner Lebensjahre erst noch freigelegt werden will. Aber dieses Buch erzählt auch von einer zufälligen und eher ungewöhnlichen Freundschaft zwischen dem Protagonisten und der ebenso eigensinnigen wie klugen Dulcie, die auf ihre besondere Art Zugang zu dem jungen Mann findet und auf sein Leben Einfluss nimmt.
„[…] ein gutes Gedicht bricht die Austernschale des Verstandes auf, um die Perle darin freizulegen. Es findet Wörter für Gefühle, deren Definitionen sich allen Versuchen des verbalen Ausdrucks entziehen.“ (S. 80)
Um „Offene See“ zu mögen, muss man Lyrik nicht lieben, aber man sollte ihr gegenüber aufgeschlossen sein. Denn es gibt einige Gedichte zu lesen, die man mögen kann oder halt nicht, aber das Buch ist auch geprägt von blumig formulierten und weit ausholend geschilderten Landschafts- und Naturbeschreibungen, die einen geradewegs an die ruppig raue aber nichtsdestotrotz wunderschöne englische Küste mitnehmen. Aufgrund der derzeitigen Reisebeschränkungen bin ich fast versucht eine Triggerwarnung auszusprechen.
Von den unabhängigen Buchhandlungen wurde „Offene See“ im Jahr 2020 als Lieblingsbuch ausgezeichnet. Für mich selbst ist dieser Roman zwar kein Lieblingsbuch, aber durchaus ein Buch, das ich gerne gelesen habe.
Neues Lieblingsbuch gefunden
von einer Kundin/einem Kunden am 02.01.2021
Bewertet: Einband: gebundene Ausgabe
Neben dem wirklich wunderschönen Cover war ich vor allem vom poetischen und dennoch schlichten Schreibstil Myers begeistert. Das Buch liest sich wie eine sanfte Brise, wie als schwimme man auf einer Welle und wird nach seiner Lesereise sanft am Strand abgesetzt.