Als er die Schauspielerin zum ersten Mal im Theaterzelt sieht, ist Cem nur der einfache Lehrling des Brunnenbauers Murat. Sie ist schön, ihr rotes Haar leuchtet wie Feuer. Je mehr der Lehrling sich zu der Rothaarigen hingezogen fühlt, desto mehr entfremdet er sich von Meister Murat, der für ihn wie ein Vater geworden war. Als ein schrecklicher Unfall passiert, flieht Cem nach Istanbul. Jahrzehnte später kehrt er an jenen Brunnen zurück, wo er etwas Ungeheures entdeckt. – Orhan Pamuk erzählt mit klassischer Wucht eine Geschichte von Vätern und Söhnen, von Liebe und Verrat, von Schuld und Sühne in der Türkei, einem Land, das noch immer zwischen Tradition und Moderne zerrissen ist.
Was für ein Buch! In drei Teilen erzählt der türkische Schriftsteller Orhan Pamuk eine unglaubliche Geschichte. Die Handlung spielt im Großraum Istanbul in den 1980er Jahren und reicht bis die Gegenwart. Der Autor verknüpft die in der modernen Türkei angesiedelte Handlung mit der griechischen Ödipus-Sage sowie der Legende von Rostam und Sohrab aus dem persischen Nationalepos Schahname.
Als Kind liebte Cem seinen Vater abgöttisch. Als der eines Tages verschwand, zog der Jugendliche mit seiner Mutter zu Verwandten. Um sein angestrebtes Studium finanzieren zu können, nahm er eine Arbeit bei einem Brunnenbauer an. Sein Meister wurde für ihn zum Ersatzvater. Zu dieser Zeit verliebte sich der 16jährige in eine 20 Jahre ältere, rothaarige Schauspielerin, die ihn schließlich in die körperliche Liebe einführte. Nach einem Unfall kehrt Cem fluchtartig zu seiner Mutter zurück.
Im zweiten Teil des Buches begleiten wir Cem durch sein Erwachsenenleben. Gemeinsam mit seiner Ehefrau baut er ein regelrechtes Imperium auf. Das wird zu ihrem gemeinsamen Kind, nachdem ihnen der Wunsch nach lebenden Nachkommen unerfüllt bleibt. Grundstückskäufe führen Cem zurück zu seiner ehemalige Wirkungsstätte, wo sich zeigt, dass Legenden oft einen Kern Wahrheit in sich tragen.
Im dritten Teil kommt schließlich die rothaarige Frau zu Wort und klärt die letzten Fragen auf.
Orhan Pamuk wurde am 7. Juni 1952 in Istanbul geboren. Er gilt als einer der international bekanntesten Autoren seines Landes und wurde 2006 als erster türkischer Schriftsteller mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet.
Mich hat das Buch so für sich eingenommen, dass ich es innerhalb weniger Tage ausgelesen hatte. Fasziniert beobachtete ich, wie sehr sich der Autor an den beiden obengenannten Legenden entlanghangelte. Dabei stellte er die Gefühle des Ich-Erzählers deutlich spürbar in den Mittelpunkt. Die Aufführung des „Legenden- und Moraltheaters“ verstand Cem als Jugendlicher zwar nicht, doch im Nachhinein wurde klar, wie sehr sie ihn in seinem weiteren Leben prägte. Jahrelange Schuldgefühle versuchte er mit der Literatur zu verarbeiten. (Wohl ebenso wie viele Leser, die in der Literatur Lebenshilfe finden.)
Bewertung am 04.07.2019
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Wer sich für Sagen und die türkische Kultur interessiert, wird diesen charakteristischen Roman mit Tiefgang lieben. Orhan Pamuk ist ein Meister der modernen Literatur!
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"Die rothaarige Frau" wird wohl nicht in meinen Kanon aufgenommen der besten Werke, die ich je gelesen habe, aber ich empfinde Orhan Pamuk als sehr attraktiven Schreiber. Das überrascht nicht, ist er doch Literaturnobelpreisträger, aber Elfriede Jelinek und Jhumpa Lahiri haben es mir trotzdem nicht sonderlich angetan.
Obwohl es andere Kulturkreise sind, kommt mir Pamuk in diesem Roman ein wenig vor wie eine Mischung aus Kazuo Ishiguro und Salman Rushdie. Weniger nüchtern als ersterer, weniger fantasievoll als letzterer, aber mit sehr eigener Note und viel Liebe zu seinen Figuren.
Wie das Ödipus-Thema, das sich durch den Text zieht, andeutet, sind Vater-Sohn-Verbindungen ein ganz zentraler Punkt des Texts, ob nun biologisch oder nicht. Dabei umschifft Pamuk alle Reize, ein simples Werk zu schreiben - zu viel Empathie hat er.
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In Anlehnung an die Ödipus-Sage schreibt Orhan Pamuk über die Geschichte des jungen Cem, seinen Lehrmeister Murat und das schwierige Verhältnis von Vätern, Söhnen und Frauen.
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