München, 1918: Nach der Absetzung des Königs liegen mit der neuen Räterepublik plötzlich Pazifismus, direkte Demokratie und sogar die Herrschaft der Fantasie im Bereich des Möglichen. An der Spitze der Bewegung stehen die Schriftsteller Ernst Toller, Gustav Landauer und Erich Mühsam, bei denen nach den Tagen der Euphorie jedoch schnell Ernüchterung folgt. In rasantem Tempo und aus der Perspektive von Beteiligten wie Thomas Mann, Rainer Maria Rilke, Adolf Hitler oder Oskar Maria Graf erzählt Volker Weidermann einen historischer Thriller über ein einzigartiges Ereignis der deutschen Geschichte.
2014 erschien von Volker Weidermann das Buch „Ostende 1936 – Sommer der Freundschaft“. Dieses Buch über einige deutschsprachige Autoren, die sich im Sommer 1936 zu einem letzten unbeschwerten Sommer in Ostende getroffen haben, habe ich gelesen. Mir hat die Art, wie der Autor über das Leben dieser Menschen berichtet hat, sehr gefallen. Als mir nun eine Freundin bei einem München-Besuch das Buch „Träumer – Als die Dichter die Macht übernahmen“ empfohlen hat, hab ich sofort gedacht, dass das etwas für mich sei.
In München ist etwas Außergewöhnliches geschehen. Es hat eine friedliche Revolution gegeben. Am 7. November 1918 schafft Kurt Eisner dieses Wunder und wird der erste Ministerpräsident des Freistaats Bayern. Es bildet sich eine Regierung, der viele Dichter angehörten. Volker Weidermann beschreibt in seinem Buch die Revolution und ihre Folgen, bis sie am 2. Mai 1919 endgültig gescheitert ist. Er berichtet von den einzelnen Dichtern, ihren politischen Gedanken und Träumen und ihrem Miteinander als auch ihrem Gegeneinander. Es ist ein sehr interessantes Buch über einen Versuch, ein gerechtes Gesellschaftssystem aufzubauen. Aber man merkt diesem Buch auch an, dass es Träumer ohne wirkliche politische Erfahrung waren, die dies versucht haben. Innerhalb dieser kurzen Zeit gab es im Prinzip drei unterschiedliche Regierungen, die zuletzt allesamt gescheitert sind. Schon zu dieser Zeit zeigte sich, dass leider die linken Parteien nicht an einem Strang zogen. SPD, USPD und KPD waren heillos zerstritten. Und so hatten die Freikorpsverbände, die später von der regulären Armee unterstützt wurden, ein leichtes Spiel, diese Revolution niederzuschlagen. Und das verlief dann leider nicht mehr unblutig.
Es ist ein sehr interessantes Buch, bei dem man viel über die unterschiedlichen Dichter und ihre Träume erfährt. Kurt Eisner, Oskar Maria Graf, Victor Klemperer, Thomas Mann, Gustav Landauer, Erich Mühsam, Rainer Maria Rilke und Ernst Toller sind einige der Dichter, die direkt oder indirekt an der Revolution beteiligt waren, oder sich hierzu geäußert haben. Besonders Thomas Mann ist mir hierbei aufgefallen, und das eher negativ, da er sein Mäntelchen offensichtlich gerne in den Wind hängte. In dem Buch wird vielfach aus den Texten der Dichter zitiert. Das macht das Buch besonders lebendig. Im Anhang findet sich eine umfangreiche Bücherliste, die Lust macht, sich weiter mit diesem Thema zu beschäftigen.
Ein erster, gut zu lesender Überblick über eine interessante Episode in der Geschichte Münchens, die man sich heute fast gar nicht vorstellen kann. Ich werde danach beim nächsten München-Besuch die Stadt und ihre Wirtshäuser mit anderen Augen betrachten. Es liest sich allerdings nicht so einfach wie „Ostende 1936 – Sommer der Freundschaft“. Dafür ist das Thema einfach zu komplex.
Wenn man dieses Buch liest, erkannt man deutlich, was passiert, wenn Träumer ohne professionelle Hilfe versuchen, ein Gesellschaftssystem durch eine Revolution zu ändern. Doch leider waren es alles Individualisten, die sich auch untereinander nicht auf einen gemeinsamen Nenner verständigen konnten. Dazu ganz viel Enthusiasmus und eine gehörige Portion Naivität. Das konnte leider nicht gut gehen. Schade, es wäre den Münchner und letztendlich auch den ganzen anderen Ländern, die am 2. Weltkrieg beteiligt waren, viel erspart geblieben.
Volker Weidermann erzählt von einem kleinen Moment in der Geschichte, als Schriftsteller und Künstler die Macht übernahmen und alles möglich schien: im revolutionären München 1918/19 flogen die Träume hoch. Kurt Eisner, Ernst Toller und viele andere Dichter stürzten sich in ein politisches Abenteuer, dessen unrühmliches Ende absehbar war. Weidermanns Erzählton ist wie immer leichthändig, abwechslungsreich, fundiert: einfach ein Genuss. Ein vergnügliches geschichtliches Leseabenteuer
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Volker Weidermann holt uns die Ereignisse von 1918/1919, die Revolution in Bayern am Ende des 1. Weltkrieges in seiner spannend erzählten Reportage ans Licht. Interessant, die damaligen Anschauungen, Irrungen und Wirrungen vieler bis heute bekannter Dichter nachlesen zu können. Gut, dass der Autor einmal diese Jahre in den Blickwinkel bringt, sind sie doch überdeckt durch die Katastrophe des 2. Weltkrieges, dessen Ursachen hier jedoch bereits aufscheinen.
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