Die Erzählung "Das Urteil" hat den Charakter einer Novelle und handelt von einem Vater-Sohn-Konflikt. Georg Bendemann, Sohn eines Kaufmanns, verlobt und kurz vor der Heirat stehend, korrespondiert brieflich mit seinem - aus seiner Sicht - glücklosen Freund in Petersburg. Um diesen zu schonen, verschweigt Georg in seinen Briefen viel von seinem eigenen erfolgreichen Leben. Doch nach langem Überlegen und eifrigem Zureden von Seiten seiner zukünftigen Frau entschließt er sich, ihm doch von seiner bevorstehenden Hochzeit zu erzählen. Als Georg mit dem Brief zu seinem Vater geht, kommt es zu einem Disput. Während des Streits erfährt der Sohn, dass sein Vater angeblich schon lange mit dem Petersburger Freund in Verbindung stehe und diesen längst über alles unterrichtet habe. Der Vater wirft Georg vor, die Leitung des Geschäftes an sich gerissen und eine nicht ehrenhafte Verlobte gewählt zu haben. Er beendet die Auseinandersetzung mit den Worten: "Ich verurteile dich jetzt zum Tode des Ertrinkens!" Daraufhin läuft der Sohn aus dem Haus, stürzt zum Fluss, schwingt sich über das Geländer, "rief leise: 'Aber liebe Eltern, ich habe euch doch immer geliebt', und ließ sich hinabfallen."
Auf der Insel einer Strafkolonie wohnt ein Reisender einer Hinrichtung bei. Der anwesende Offizier erklärt ihm sehr anschaulich die genaue Funktionsweise des Apparates und dessen Entstehung. Der Verurteilte muss dabei daneben stehen, versteht aber nichts. Auch nicht, was auf ihn zukommt oder warum. Der Offizier ist voller Stolz für den makaberen und menschunwürdigen Vorgang einen Menschen hinzurichten. Ebenso hält der Reisende nichts von dem durch grausame Folter bestimmten Verfahren, jedoch versucht der Offizier ihn mit allen Mitteln auf seine Seite zu bekommen. Als alles nichts hilft, unterbricht der Offizier die Hinrichtung und begnadigt den Verurteilten. Er legt sich selbst unter den Apparat, unter dem er stirbt. Der Apparat zerlegt sich danach in seine Einzelteile.
Es zeigt welch grausame und unmenschliche Verhältnisse einst (und auch noch teils heute) herrschen. Von Kafka sehr anschaulich beschrieben.
Eine Ausgabe, die jeder haben sollte!
Marlene Walder am 02.06.2013
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Die Erzählung selber, hat mir super gefallen, allerdings nimmt diese nicht das gesamte Buch ein.
Zuerst wird das Leben von Franz Kafka chronologisch dargestellt und unter welchen Umständen In der Strafkolonie geschrieben wurde.
Danach folgt die eigentliche Erzählung und anschließend werden verschiedene Varianten des Textes, die den Tagebüchern Kafkas entnommen wurden,
angeführt. Die Probleme der Publikation und die ersten Reaktionen und Meinungen der Leser werden ebenfalls beschrieben. Ausserdem wurde ermittelt, von welchen Strafkolonien Kafka gehört oder gelesen haben könnte. Ebenfalls enthält diese Ausgabe, Textstellen von Büchern, die Kafka inspirierten oder die er als Vorlage genommen haben könnte. Die verwendeten Zusatzmaterialien tragen zu einem besseren Verständnis dieses Werkes bei.
Dieses Buch sollte jeder im Regal haben, der sich für Kafka und den Werdegang dieser Erzählung interessiert!
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Ein Affe berichtet vor einem Wissenschaftspublikum wie er Mensch wurde um der Gefangenschaft zu entfliehen.
Wie man es von Kafka kennt: surreale Gesellschaftskritik gepaart mit einem schmerzhaften Selbstfindungsprozeß - das ist ganz große Literatur für jeder Mann!
Das Urteil als Kafkas Abrechnung:
Im Gegensatz zu seinem "Brief an den Vater" ist diese in eine Geschichte verpackt - und dennoch beschreibt sie das selbe.
Der Mann kümmert sich liebevoll um den alten Vater, der zu nichts mehr selbst fähig ist. Auch besinnt er sich eines alten Freundes und schreibt diesem von seinem Leben seit die zwei getrennte Wege gingen. Er erzält von seiner Verlobten, seiner Arbeit, seinem Vater.
Alsbald wirft dieser - kerngesund - demselben boshaft seine Verfehlungen vor. Er habe den Freund vergessen, mit dem der Vater doch Kontakt gehalten hat. Er habe seine Verlobte nicht aus Liebe genommen. Er habe sein Leben verwirkt.
Aus Verzweiflung springt der Sohn von einer Brücke.
Hat nicht auch Kafka selbst alles gegeben, das der Vater nicht anerkannte.
Hat auch nicht dieser somit sein Urteil über den Sohn gesprochen?
Eine gelungene Parabel, ganz im Stile Kafkas biographisch und abstrakt.
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