Otto Kernberg (Jahrgang 1928) ist einer der einflussreichsten Vertreter psychotherapeutischer Praxis, Lehre und Forschung und der weltweit prominenteste Wissenschaftler auf dem Gebiet der narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Bestseller-Autor Manfred Lütz trifft ihn für dieses Buch zum Gespräch. Erstmals zieht Kernberg darin Bilanz seines privaten und beruflichen Lebens, das ihn auf der Flucht vor den Nazis von Wien über Chile bis in die Akademikerkreise der USA führte. Bei der Beantwortung von Fragen wie „Was sind Irrwege der Psychotherapie?“, „Wer ist ein guter Therapeut?“, „Was ist die Seele?“ schöpft er aus über 65 Jahren Praxiserfahrung – mit höchster Kompetenz ebenso wie mit spannenden Patientengeschichten. In seiner New Yorker Praxis, nur wenige Hundert Meter vom Trump-Tower entfernt, äußert sich der Spezialist für Narzissmus dann auch zum amerikanischen Präsidenten Donald Trump.
Zwischen Manfred Lütz (Psychiater und Theologe) und Otto Kernberg entwickelt sich während ihres drei Tage dauernden Zusammentreffens ein fesselnder und tiefgehender Dialog. Im Austausch über erschütternde Erlebnisse Kernbergs als jüdisches Kind im von den Nazis besetzen Wien, seine Schul- und Studienjahre in Chile, den Missbrauchsskandal der katholischen Kirche, die Frage nach der Existenz Gottes und vieles mehr entsteht ein faszinierendes Porträt Kernbergs, der eine wahre Jahrhundertpersönlichkeit ist.
Im Vorwort beschreibt Lütz seine Begegnung mit Kernberg mit diesen Worten: „Was mich aber wirklich überwältigte, war der Inhalt unseres Gesprächs. Ich wusste, dass es spannend werden würde, aber was ich dann erlebte, übertraf jede Erwartung. Otto Kernberg war rückhaltlos offen, offenbarte mit größter Selbstverständlichkeit höchst Persönliches, was öffentlich bisher niemandem bekannt war, und diese Offenheit ließ das Gespräch immer wieder existenzielle Tiefen erreichen.“
Manfred Lütz ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, katholischer Theologe und Autor. Zuletzt erschienen von ihm „Der Skandal der Skandale. Die geheime Geschichte des Christentums“, "Als der Wagen nicht kam" und "Was hilft Psychotherapie, Herr Kernberg"..
Otto Kernberg, geb. 1928 in Wien, ist ein US-amerikanischer Psychiater und Psychoanalytiker österreichischer Herkunft. Er emigrierte 1939, zunächst nach Chile, später USA. Kernberg hat zahlreiche Publikationen veröffentlicht, vor allem zu Narzissmus und Persönlichkeitsstörungen.
Das Buch war ein Weihnachtsgeschenk an meine Frau, nachdem es im ORF-Kulturmontag vorgestellt worden war. Ein berühmter Psychoanalytiker mit österreichischen Wurzeln legt sich einmal selbst auf die Couch, ein Arzt und Bestsellerautor therapiert. Ein spannendes Buch mit Ironie und Tiefgang, dachte ich, das schenk ich zu Weihnachten.
Meine Frau war erfreut, schien nach der Lektüre aber etwas ratlos und bat mich es auch zu lesen. Die Einleitung ließ mich stutzig werden. Eine einzige Lobhudelei („unglaublich, atemberaubend, unfassbar etc.), wie von einem Panegyriker verfasst: „Ein begeisterter Therapeut, der engagiert und mit vollem Einsatz um seine schwer gestörten Patienten ringt, sich aber nie über Patienten lustig macht (!), aber Fachkollegen … verschreckt.“ Und: Damit es auch der „gebildete Metzger (!)“ versteht, „gab er tiefe Weisheiten einfach und allgemeinverständlich von sich, wobei seine Augen besonders hell aufleuchteten…“
Den Rollentausch auf der Couch gab es natürlich nicht. Das wird nur mit einem Foto insinuiert. Der "berühmteste Psychotherapeut der Welt" erzählt bloß seine Erfahrungen einem Autor, der sich mindestens auf Augenhöhe fühlt und dementsprechend frägt. Oft dozierend, besserwisserisch und suggestiv, dann wieder unterwürfig (nach dem Motto: „Je kleiner man sich macht, desto mehr ist man beziehungsfähig“), angereichert mit demonstrativer Betroffenheit, blind für Widersprüche oder sonstige Auffälligkeiten. Die Antworten fallen da entsprechend aus. Viele unfreiwillig komische Sprachbilder entstehen (Lütz: „Priesterberuf ist für Narzissten außerordentlich attraktiv. Mit schönen Gewändern angetan ... und widerspruchslos predigen zu können, das muss für sie so attraktiv sein wie Schnaps für Alkoholiker. Kernberg: „Ich habe mir darüber nie Gedanken gemacht, aber das ist einleuchtend.“). Unabhängig davon, vermisst man bei dem Interviewten Selbstreflexion oder den Versuch, vermeintliche subjektive Wahrheiten zu dekonstruieren, was seiner Glaubwürdigkeit nur zuträglich wäre. Persönliches kommt schon vor, unterstreicht aber den schon bisher bekannten Narrativ seines bürgerlichen Lebens. Wer seine Ausführungen genauer nimmt, findet allerdings erstaunlich viel psychoanalytisch Interessantes (Magersucht, aggressives Verhalten, sexuelle Hemmungen, merkwürdige Witzchen etc.), das nicht einmal ansatzweise thematisiert wird. Die Patientengeschichten hingegen erscheinen hinsichtlich Kausalität von Therapie und Heilung konstruiert. Dem "gebildeten Metzger" bleiben zwar einige Fachausdrücke nicht erspart (histrionisch, Prothrombinzeit etc.), verwirrt wird er aber von den vielen Gemeinplätzen und Schwurbeleien.
Es gibt schlechtere Bücher. Ich fühle mich aber getäuscht, da das Buch bei weitem nicht hält, was es verspricht. Es wird sich aber gut verkaufen und hat damit seinen Zweck für Verlag und Autor erfüllt. Der berühmte Psychotherapeut, der „mit 92 Jahren immer noch von früh bis spät ohne Mittagspause arbeitet“, wird sich geehrt und bestätigt fühlen. Leser, die das Thema Psychotherapie interessiert, ihr Geld aber nicht gerne leichtfertig ausgeben, können aber getrost darauf verzichten.
Lütz Manfred
Bewertung aus Wien am 20.12.2020
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Leider kann ich dazu nichts sagen, ich schenke meinem Sohn das Buch! Sorry!
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Liest sich super schnell und interessant, obwohl der Titel nur ein Drittel des Buches ausmacht. Sehr viel Insiderwissen nach außen gekehrt, dabei immer mit menschlichem Verstand begutachtet.
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