Eine „Geschichte der öffentlichen Seele unter Wilhelm II.“ nennt Heinrich Mann seinen weitsichtigen satirischen Roman im Untertitel des Manuskripts. Am Beispiel des Anti-Helden Diederich Heßling wird ein erschreckender Aufstieg gezeigt. Das ängstliche, nicht besonders intelligente Kind entwickelt sich schließlich zum Träger des hoch begehrten Wilhelmsordens. Mit von leisem Spott bis zu beißendem Sarkasmus reichender Ironie schildert der Erzähler die verschiedenen Instanzen der Macht, welche Diederich so fasziniert: Familie, Gymnasium, schlagende Studentenverbindung, Militär, Industrie, Justiz, politischer Apparat sowie besonders der von Geltungs- und Expansionsdrang getriebene Kaiser; Letzterer als Vorbild für noch den lächerlichsten Provinzler. Doch der Protagonist des Romans ist keineswegs nur eine schemenhaft gezeichnete Witzfigur. Heinrich Mann arbeitet bemerkenswert psychologisch grundiert Heßlings autoritäre Persönlichkeit samt ihrer faschistischen Tendenzen heraus. Der Untertanengeist dieses Deutschen wird hier so lebendig, dass sich viele ertappt fühlen müssen.
Nach "oben" buckeln und nach "unten" treten. So könnte man kurz und knapp den Hauptprotagonisten beschreiben. "Der Untertan" hat nichts an Aktualität verloren. Allerdings ist das Werk anstrengend zu lesen, aber das ist mein persönliches Empfinden.
eskimo81 (Mitglied der Book Circle Community) am 29.10.2023
Bewertungsnummer: 2056232
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Der Untertan, ein faszinierendes Buch welches aufzeigt, wie in früherer Zeit “Politik” gemacht wurde.
Diederich Hessling, Sohn eines Papierfabrikanten, ist ein Träumer - zumindest in Kinderzeiten. Die strenge Erziehung des Vaters, Schläge waren an der Tagesordnung, haben ihn zu einem Mann reifen lassen, welcher ein eher “ungeniessbaren” Charakterzug auslebte. Schon früh lernte er für seine Vorteile zu kämpfen. Egoistisch schreitet er durch sein Leben, verletzt er andere, ist das egal, wichtig ist nur er und seine Politik, seine Liebe zum Kaiser.
“nach oben buckeln und nach unten treten” (Zitat vom Rückentext) passt diesbezüglich genau!
Diederich Hessling, der Untertan des Kaisers
Ein wundervolles Buch welches Thomas Manns Bruder, Heinrich Mann verfasst hat. Als Klassiker-Ausgabe ist die Schriftart wie anno dazumal. Man muss aus diesem Grunde sicherlich mitdenken beim lesen, mich persönlich fasziniert jedoch genau das. Ein Werk, unverfälscht, wie es zu jener Zeit geschrieben wurde.
Als spezielles Extra hat das Buch auch noch ein Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon und Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK
Ich persönlich hatte lediglich Mühe damit, dass sich alles um Politik dreht. Sehr viele Fachbegriffe, die vermutlich für Deutsche Leser logisch und klar sind, musste ich kurz googlen. Nichts desto trotz ein wundervolles Buch, dass bereits 1919 aufzeigte, wie die Welt heute ist. Heinrich Mann beweist sehr viel Weitsicht, vieles, was er thematisiert ist auch heute noch Thema… Genau das ist so faszinierend an ihm.
Grundsätzlich muss ich aber auch zugeben, dass mir der Schreibstil von Thomas Mann ein bisschen besser gefällt.
Fazit: Ein absolut fantastisches Werk, ein Roman mit viel Niveau. Jeder, der eine Herausforderung sucht, etwas spezielles, ausgefallenes zu lesen wird sich hier wohl fühlen.
Selten habe ich am Leben eines mir so unsympathischen Protagonisten teilgenommen wie in diesem Fall! Aber darin zeigt sich wohl das Können des Autors. Sehr umfangreicher Einblick in die letzten Jahrzehnte des deutsch-preußischen Kaisertums.
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Mit Ironie schildert Heinrich Mann die Geschichte
des kaisertreuen Denunzianten und Emporkömmlings
Dieterich Heßlings.
Der Roman gehört zum Kanon der deutschen Literatur.
Man braucht allerdings einen langen Atem beim Lesen.
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