Tambudzai lebt arbeitslos in einem heruntergekommenen Hostel in der Innenstadt von Harare und macht sich Sorgen um ihre Zukunft. Bei jedem Versuch, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen, wird sie mit neuen Demütigungen konfrontiert. Der schmerzhafte Kontrast zwischen der Zukunft, die sie sich ausgemalt und für die sie hart gearbeitet hatte, und ihrer aussichtslosen (Alltags-)Realität, führt sie in die Verzweiflung und an einen Wendepunkt. Als sie schließlich einen vielversprechenden Job angeboten bekommt, ahnt sie noch nicht, dass dieser sie letztlich um die Würde ihrer Familie und ihrer Gemeinschaft bringen wird …
Tsitsi Dangarembga geht in diesem spannenden und psychologisch aufgeladenen Roman der Frage nach, was es heißt, in einer postkolonialen Gesellschaft als Schwarze gebildete Frau zu überleben – in einem Land, das jede Hoffnung verloren hat und politisch wie wirtschaftlich am Boden liegt.
»Wenn du willst, dass das Leiden endet, dann musst du handeln.« Tsitsi Dangarembga
Wichtiges, aufrüttelndes und sehr gut zu lesendes Buch
Bewertung am 07.12.2022
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Wichtiges, aufrüttelndes und sehr gut zu lesendes Buch, das man gelesen haben muss, um die afrikanische Kultur zu verstehen. Ein erschreckendes, aber gleichzeitig hoffnungsvolles Buch über den Mut und die Klugheit eines Mädchens, das sich den Weg aus einer sehr traditionellen Familie in eine selbstbestimmte Zukunft freikämpft.
Aufbruch in ein neues leben - extrem spannende Geschichte eines Mädchens aus Rhodesien
Bewertung aus Oberursel am 25.10.2021
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
2004 erschien „Nervous Conditions“ bei The Women’s Press, UK, 2019 wurde das Buch erstmals auf Deutsch veröffentlicht, und ich habe mir die Neuauflage 2021 von der Büchergilde Gutenberg gekauft. Und jetzt muss ich vorwegschicken, das Buch habe ich jetzt nicht bewusst ausgewählt, sondern ich bin Abonnent der „Büchergilde Weltempfänger“, und da kriegt man jedes Quartal ein Buch eines Autors aus teils ganz exotischen Ländern – es ist also immer ein Überraschungspaket, und dieses Mal also „Aufbruch“ aus Zimbabwe, respektive dem ehemaligen Rhodesien. Das Buch hat übrigens auch gerade den Friedenspreis des deutschen Buchhandels gewonnen, und Ms Dangarembga wurde letzte Woche auf der Frankfurter Buchmesse geehrt. Ich war nicht dabei, habe mir aber berichten lassen, dass es sich hierbei ganz nebenbei um eine sehr charismatische, sehr intelligente Autorin handelt.
Hierum geht’s: Dies ist die Geschichte von Tambu aus einem kleinem rhodesischem Dorf; wir sind in den 1960ern Jahren, der Kolonialismus ist offiziell vorbei, inoffiziell nicht. Tambu ist intelligent, was aber von ihrer Kernfamilie nicht beachtet wird, denn sie ist schliesslich nur ein Mädchen. Ihr Vater ist ein arbeitsscheuer Hallodri, der sich voll und ganz und leider auch immer wieder zurecht darauf verlässt, dass die Arbeitskraft seiner Frau auf dem Feld und im Haus und im Zweifelsfalle das Geld und das Ansehen seines älteren Bruders ihm aus der Patsche helfen werden. Tambus älterer Bruder Nhamo darf Erziehung und Bildung in der vom Onkel geleiteten Missionsschule in der Stadt geniessen, die jüngeren Schwestern haben Pech gehabt. Doch dann stirbt Nhamo, und Tambu darf nachrücken – ein Ereignis, dass ihr Leben für immer verändern soll. Sie zieht zur Familie des Onkels in die Stadt, und ganz neue Möglichkeiten eröffnen sich ihr. Und was sie schon immer dunkel gespürt hat, tritt immer deutlicher zutage: der Konflikt zwischen den alten, patriarchischen Strukturen, und den Möglichkeiten, die sich ihr durch Bildung eröffnen. Bei Zusammenkünften der erweiterten Grossfamilie treten diese Dinge erst recht in Erscheinung. Und zusätzlich gibt es natürlich das Aufeinandertreffen der westlichen Werte, und der traditionellen afrikanischen Strukturen.
Das Buch ist also echt prall voll: mit Tambus persönlicher Geschichte, aber auch mit der Geschichte Rhodesiens und den Anfängen des Feminismus. Die Büchergilde schreibt: „Dieser Roman ist das ausgezeichnete Porträt einer Gesellschaft, die von Kolonialismus und Patriarchat dominiert wird und deren jüngere Generation von Frauen um Selbstbestimmung kämpft. (…) Tsitsi Dangarembga gilt als eine der radikalsten weiblichen Stimmen des afrikanischen Kontinents.“, und dem kann ich voll und ganz zustimmen. Ich habe mich mit Rhodesien / Zimbabwe bislang noch nie grösser beschäftigt, und fand diesen Einblick extrem spannend. Tambu erzählt viel von ihrer Grossfamilie, und vor allem die innere Zerrissenheit ihrer Cousine Nyasha, die als Kind einige Jahre mit ihren Eltern in London verbracht hatte, um dann wieder in ein Land zurück zu kehren, in denen Mädchen nichts wert sind, hat mich berührt.
Faszinierende Geschichte, spannend erzählt. Und noch besser: das war erst der erste Teil einer Trilogie. „Aufbruch“ endet, als Tambu ein Stipendium für eine von Nonnen geleitete höhere Schule bekommt – als eine von insgesamt 6 Afrikanerinnen wird sie auf einer ansonsten weissen Internatsschule angenommen. Der Aufbruch ist also getan; und ihre Lebensgeschichte geht mit „Überleben“ weiter, und der dritte Teil ist glaube ich noch gar nicht ins deutsche übersetzt worden. Wobei: die Autorin hat auf Englisch geschrieben, ich werde wohl die anderen Teile im englischen Original lesen.
Der Roman ist übrigens keine Autobiographie – das habe ich mal naiv vermutet, aber wenn man auf Wikipedia den Lebenslauf der Autorin anschaut, hat sie eher einiges gemein mit Nyasha (Kindheit in UK, ihre Mutter war die erste rhodesische Frau mit einem Bachelor-Abschluss, Rückkehr nach Afrika), und ihre Lebensverhältnisse waren ein wenig wohlhabender als die Tambus. Nichtsdestotrotz, mein Gefühl sagt mir, dass in diesem Buch sehr viele autobiographische Elemente drin sind. Und das macht es zu einer so spannenden und mitreissenden, wichtigen Lektüre!
Unsere Buchhändler*innen meinen
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Die Filmemacherin und Schriftstellerin Tsitsi Dangarembga erhielt 2021 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Ihr Roman „Überleben“ stand schon länger auf meiner Leseliste. Vorweg sei erwähnt, dass es ein paar Kapitel braucht, um in diese intensive Geschichte reinzukommen, weil die Erzählstruktur eine Besondere ist. Die Autorin spricht ihre Hauptfigur mit „Du“ an und wechselt innerhalb des Textes die Perspektive - schlüpft in die Rolle einzelner Nebenfiguren. Doch wenn man sich eingelesen hat, wird man förmlich mitgerissen von Tambudzais Verzweiflung und Hoffnung, ihren Gedanken und Gefühlen, ihrem fortwährenden Scheitern. Nicht positiv gestimmt, aber ungemein berührt war ich nach der letzten Seite und sehr beeindruckt, wie hier wichtigen gesellschaftlichen und politischen Fragen nachgespürt wird. Gutes, gedankentiefes Buch! Das angefügte Personenregister und das Glossar, welches die zahlreichen, in Shona verfassten Begriffe erklärt, sind ausgesprochen hilfreich.
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Ein Roman vom Aufbrechen und Ankommen. Tsitsi beschreibt im ersten Teil ihres mit biografischen Zügen gezeichneten Romans den Emanzipationsprozess der jungen Tambu. “Ich war nicht traurig, als mein Bruder starb”, und damit beginnt ihr Roman. Nur auf Grund dieser Tatsache erhält die junge Tumba die Chance ihre schulische Ausbildung fortzusetzen. Sprachlich finde ich diesen Roman sehr interessant, da alles aus der Sicht des jungen Mädchens beschrieben wird, mit manchmal einer sehr naiven Sichtweise. Wir können teilhaben an ihren Beobachtungen, wenn sie die Frauen und ihre Rolle in der Familie versucht zu verstehen, ebenso aber auch an ihrem Aufbegehren, da sie sich nicht unterordnen will. Es ist aber auch ein Roman zum Abtauchen in eine uns doch sehr fremde Welt. Aber ich kann nur sagen es lohnt sich. Leider erscheint der zweite Teil erst im Herbst. Bin jetzt schon gespannt, wie es weitergeht.
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