Von Anläufen und Enttäuschungen, vom Finden und Wegwerfen. Und vom Glück des Gelingens. Das neue Buch von Arno Geiger
Frühmorgens bricht ein junger Mann mit dem Fahrrad in die Straßen der Stadt auf. Was er dort tut, bleibt sein Geheimnis. Zerschunden und müde kehrt er zurück. Und oft ist er glücklich. Jahrzehntelang hat Arno Geiger ein Doppelleben geführt. Jetzt erzählt er davon, pointiert, auch voller Witz und mit großer Offenheit. Wie er Dinge tat, die andere unterlassen. Wie gewunden, schmerzhaft und überraschend Lebenswege sein können, auch der Weg zur großen Liebe. Wie er als Schriftsteller gegen eine Mauer rannte, bevor der Erfolg kam. Und von der wachsenden Sorge um die Eltern. Ein Buch voller Lebens- und Straßenerfahrung, voller Menschenkenntnis, Liebe und Trauer.
Ich gestehe: Zunächst gewann Arno Geiger mit seiner neuesten Veröffentlichung meinen Respekt. Als renommierter Schriftsteller zuzugeben, dass er jahrzehntelang die Altpapiercontainer Wiens durchsucht hat, dazu gehört Mut. Zumal er auch weiter im Dreck wühlt, nachdem seine anfängliche Motivation nicht mehr gegeben ist, nämlich Fundstücke von materiellem Wert wie Kunstpostkarten oder antiquarische Buchausgaben verkaufen zu können und sich somit in seinen prekären Anfangsjahren als Autor etwas dazu zu verdienen. Denn Geiger hortet auch entsorgte Tagebücher und Briefkonvolute und nutzt diese als Inspirationsquelle für sein literarisches Werk.
"Darf der das?" habe ich mich des Öfteren gefragt. Auch wenn das Briefgeheimnis für lange Verstorbene nicht mehr gilt, so bleibt es doch in meinen Augen zumindest moralisch fragwürdig, sich derartige Einblicke in fremde Lebensläufe zu verschaffen. Doch damit nicht genug, Geiger inszeniert sich auch noch als "Künstler des Ungekünstelten", will seine Leserschaft glauben machen, dass er sich quasi wie ein literarisches Trüffelschwein durch die Aufzeichnungen Fremder wühlt, um Kenntnis vom echten Leben zu erhalten und diese Einsichten dann seinen Leserinnen und Lesern zu präsentieren. Stellenweise gelingt dies sogar, es gibt durchaus Stellen, die zum Nachdenken anregen. ("Ein Mensch mit nur einer Seite ist ein Monster.")
Definitiv nicht dazu gehören für mich allerdings Geigers Schilderungen seines Sexuallebens in jungen Jahren. Ob er keine, eine oder sogar zwei Freundinnen gleichzeitig hatte, mit welcher er verhütete und mit welcher nicht, interessiert mich einfach nicht. Zumal es seltsam aufgesetzt wirkt, ich kann nicht erkennen, wieso Geiger diesen Episoden derart viel Raum gibt.
Ich mochte die essayistischen Betrachtungen über das Wegwerfen und Finden, über Müll als Teil des kulturellen Gedächtnisses. Aber dazwischen gibt es für meinen Geschmack zu viel belangloses Füllmaterial.
Teils Interessant - Teils müssig geschrieben
Bewertung aus Wesel am 01.02.2023
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Als ich das Cover gesehen habe, fühlte ich mich irgendwie magisch von dem Buch angezogen, auch die Leseprobe klang ziemlich interessant. Nun habe ich das Buch gelesen und muss leider sagen, das es nicht ganz meinen Erwartungen entsprochen hat, das ist sehr schade.
Ich hatte wohl eher eine Autobiographie des Autoren erwartet, doch nachdem ich den ersten Teil gelesen hatte, kam es mir vor, wie die Erzählung des eigenen Lebens, vielleicht auch dadurch Verarbeiten vieler Erlebnisse, Beziehungen oder Wohngegebenheiten. Was mich sehr berührt hat, das Arno Geiger, trotz aller Widrigkeiten immer seinen Weg gegangen ist, ohne Wenn und Aber und ohne Rücksicht auf irgend etwas oder irgend jemanden. Immer mit einer Angst im Nacken "unterzugehen". Doch er hat seinen Weg gemacht und nach Erzählen im Buch auch einige gute Romane geschrieben, die Befürworter gefunden haben. Der Schreibstil ist frei nach denken, um nicht eine andere Redensart hier zu nennen, nicht nach irgend einem Schema, einfach nach Gedankengang. Eine interessante Art Dinge zu verarbeiten, so kam es zumindest bei mir als Leserin an, er hatte eine merkwürdige Art, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, jedoch sehr erfolgreich und auch mutig es hier nieder zu schreiben.
Ich möchte hier 3 Sterne vergeben, das Cover gefällt mir sehr gut, das verarbeiten seiner Gedanken ist teilweise interessant und gut zu lesen und doch ist das Buch an vielen Stellen langweilig, meine Meinung, ich hätte gerne viele Seiten einfach überlesen und manchmal einfach aufgehört zu lesen.
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Arno Geiger, 2005 erster Träger des Deutschen Buchpreises, weiht uns in sein „Glückliches Geheimnis“ ein: seit seinen frühen Gehversuchen als Schriftsteller radelt er in den frühen Morgenstunden über die Straßen Wiens und durchstöbert Altpapiercontainer auf der Suche nach neuem Lesestoff, weggeworfenen Fotoalben oder Briefen und Tagebüchern, nach Inspiration und Stoff für sein eigenes Schreiben. Geiger nimmt uns mit auf eine Reise durch sein Leben und gewährt Einblicke in seinen Werdegang als Schriftsteller, in den Literaturbetrieb, aber auch in sein Privatleben und seine Gedankenwelt. Dieser autobiografische Bericht liest sich spannend wie ein Roman und macht Lust auf mehr Bücher dieses großen Schriftstellers!
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Jahrelang hütet der österreichische Schriftsteller Arno Geiger ein „glückliches Geheimnis“, das, seien wir ehrlich, einen jeden der ein wenig künstlerisches Verständnis aufbringen kann, wohl kaum so schockieren dürfte wie Geiger es sich als dauerbedrohliches Szenario selbst ausgemalt hat: Was, wenn jemand herausfindet, dass er, Arno Geiger, öffentliche Person und Träger des ersten Deutschen Buchpreises 2005, durch Wiener Hinterhöfe streift und Altpapiercontainer nach literarisch Verwertbarem durchsucht? Auf seinem Weg gibt Geiger Einblicke in sein Schreiben, sein Selbstverständnis als Außenstehender und Beobachter, sein Verhältnis zu Authentizität und Selbstkritik, seine Quellen der Inspiration. Vieles ist roh, wie er sagt, aber lebendig, und nicht alles, das angerissen wird, wird auch wieder aufgegriffen oder beendet. Manche dieser Passagen in „Das glückliche Geheimnis“ mochte ich sehr – andere weniger, wie die Beziehungsgeschichten, die Geiger in mir nicht immer offensichtlichen Zusammenhängen diskutiert. Insgesamt ein gelungenes Buch! Am gelungensten ist „Das glückliche Geheimnis“ vor allem, wenn Geiger wie schon in „Der alte König in seinem Exil“ über seine Eltern schreibt.
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