
Beschreibung
Details
Format
ePUB
Kopierschutz
Nein
Family Sharing
Ja
Text-to-Speech
Ja
Erscheinungsdatum
02.11.2022
Verlag
Ab editionSeitenzahl
253 (Printausgabe)
Dateigröße
1455 KB
Sprache
Deutsch
EAN
9783754693735
Zwei Zwillingsbrüder verlieren sich als Fünfjährige in den Wirren des verheerenden Bombenangriffs am 13. Februar 1945 in Dresden. Oswald, kurz nach seinem Bruder geboren, wächst im Osten an der Elbe auf. Erst nach dem Fall der Mauer trifft er seinen Bruder Werner wieder, der seit der Flucht mit dem Vater am Rhein im Westen lebt. Stimmen und Bewegungen bleiben identisch. Die kurze gemeinsame Kindheit und der Erfolg beider Brüder als Computerexperten diesseits und jenseits der Zonengrenze schaffen jedoch keine Verbundenheit. Oswald fühlt sich als Wendeverlierer, der nichts aus der von den Westdeutschen als Unrechtsstaat abgestempelten "DDR" gutheißen darf, der unaufhörlich seine Identität im wiedervereinten Deutschland sucht. Als konformer Anhänger des sozialistischen Systems verzweifelt er an der Wendekunst seines Mentors, Genosse Helmut. Sein nach Grenzöffnung siebenundzwanzigjähriger Sohn Sven hat keine Beziehung zum DDR-Staat. Verbote und die ewige Einkesselung schüren seinen Hass als Jugendlicher, er driftet in die rechtsradikale Szene ab. Svens Generation lechzt nach Freiheit und giert nach allem Westlichen, das durch Mauer und Stacheldraht dringt. Oswalds gesteigerte Ohnmacht, als Jüngerer gegenüber seinem Bruder, als Systemtreuer gegenüber einem gescheiterten Staat und dem Gefühl, als Ostdeutscher gegenüber den "Besserwessis" zu kurz gekommen zu sein, lässt ihn an der Realität verzweifeln. Analog zum Kinderspiel Westen entwickelt er ein Computerspiel mit Mauer, Grenzkontrolle und Schießbefehl, das er an fiktiven Flüchtlingen testet. Aus dieser virtuellen Welt sucht er den Weg zurück in die reale.
Unsere Kundinnen und Kunden meinen
Können die Brüder sich wieder annähern?
Bewertung aus Remscheid am 10.01.2023
Bewertungsnummer: 1857880
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Im Krieg passiert es, dass die Zwillingsbrüder Werner und Oswald auseinander gerissen werden. Werner schafft es mit dem Vater aus Dresden zu fliehen und die beiden bauen sich im Westen ein neues Leben auf. Vor allem der Vater denkt aber oft an den Sohn, den er im Osten zurück lassen musste, der aber nun in diesem Land unerreichbar scheint. Oswald selber kommt mit dem System in der DDR gut zurecht und er wird von einer Frau wie ein Sohn großgezogen. Der Vater sucht nach seinem verlorenen Sohn und nach der Wende könnten sich alle wieder besser kennenlernen. Aber man merkt auch, dass die Brüder einfach in grundverschiedenen Welten aufgewachsen sind.
Mir hat das Buch gut gefallen. Ich mag Bücher, die mir unsere deutsche Geschichte nahebringen, weil ich selber bei der Wiedervereinigung noch zu jung war, um alles erfassen zu können. In diesem Buch hat man eine interessante Geschichte um eine Familie, die in den Wirren des Krieges auseinander gerissen wird, aber auch viel Wissen um die beiden deutschen Staaten und die Zeit nach der Wiedervereinigung zusammen. Das macht dieses Buch spannend zu lesen. Man möchte wissen, wie es mit den Brüdern weiter geht und erfährt quasi nebenbei noch einiges über die Geschichte unseres Landes. So macht mir Lektüre großen Spaß.
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Ein Stück deutscher Geschichte
Bewertung aus Glauchau am 15.12.2022
Bewertungsnummer: 1843865
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
„...Werner und Oswald fallen in ihr Leben in Dresden zu einem Zeitpunkt, an dem bereits ein verbrecherischer Sog herrscht. Und von diesem Moment an werden sie als winziger unschuldiger Teil des deutschen Volkes in die Zukunft integriert….“
Wenige Tage vor Beginn des Zweiten Weltkrieges werden die Zwillinge Oswald und Werner geboren. Werner ist einige Minuten älter als sein Bruder.
Der Autor hat einen gut recherchierten Roman über die jüngere deutsche Geschichte geschrieben. Im Mittelpunkt stehen die Zwillinge. Ihr Leben ist exemplarisch für viele andere.
Der Roman ist in fünf Abschnitte gegliedert. Der Schriftstil ist ausgereift und abwechslungsreich.
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Bombardierung von Dresden und der strategischen Planung, die dem vorausgegangen ist.
„...Harris besteht nun darauf, die Altstadt und zivile Ziele auszusuchen, statt strategische Industriegebäude zu bombardieren. Und er setzt auf Nacht- statt Tagangriffe...“
Oswald und Werner erleben mit ihren fünf Jahren, wie ihre schwangere Mutter und die jüngere Schwester von einer niederbrechenden Decke im Keller beim ersten Luftangriff erschlagen werden.
Es ist heftig, wie die Angriffe und ihre Folgen beschrieben werden.
Nach dem zweiten Angriff reiht sich der Vater in die Schlage der Löschenden. Oswald und Werner streiten sich. Oswald läuft fort. Damit wird die Trennung für viele Jahre zementiert.
Im zweiten Kapitel geht es um die ersten Jahre nach den Krieg. Der Vater und Werner haben Dresden verlassen. Sie gelangen an den Rhein. Oswald wird von Getrude Funcke gefunden. Sie nimmt den Jungen zu sich und gibt ihn fortan als ihren Sohn aus.
Der dritte Abschnitt skizziert die unterschiedliche Entwicklung zu beiden Seiten der neuen Grenze.
„...Die neu gegründete BRD profitiert von der Unterstützung der westlichen Alliierten, die sich für den Wiederaufbau in der Trizone engagieren, während man die SBZ durch weitere Demontage für das Anzetteln des Weltkrieges büßen lässt...“
Dietmar baut sich ein eigenes Geschäft auf. Zusammen mit Werner werden sie Verkäufer für Nixdorf. Auch Oswald geht in die Elektronikindustrie. Er arbeitet bei Robotron.
Eingebunden werden sowohl politische Entwicklungen als auch Fakten zur wirtschaftlichen Lage.
Das vierte Kapitel beginnt 1982 und geht bis kurz nach der Wende. Dietmar und Werner kommen nach Dresden. Jetzt wird deutlich, wie weit sich beide Brüder auseinander entwickelt haben. Dass Werner die Entwicklungsabteilung kauft, in der Oswald arbeitet, ist nur der Anfang vom Ende. Der Streit ist heftig
„...Aber es war keine Vergewaltigung. Ihr habt es selbst gewollt, ihr habt euch als Hure angeboten, ihr wolltet die D-Mark, wir haben euch gekauft – und auch bezahlt...“
Das letzte Kapitel untersucht den Vereinigungsprozess genauer und zeigt, was der mit den Menschen gemacht hat.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es arbeitet die Teilung an unterschiedlichen persönlichen Schicksalen auf und zeigt, was in und nach der Wende so gelaufen ist. Was mir allerdings ein bisschen fehlt, sind die wesentlichen politischen Strömungen in der BRD. Andererseits liefert der Roman Fakten über Entscheidungsprozesse auf höchster Ebene, die nachdenklich stimmen.
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