Was bedeutet es, eine Ost-Identität auferlegt zu bekommen? Eine Identität, die für die rasant wachsende gesellschaftliche Spaltung verantwortlich gemacht wird? Der Attribute wie Populismus, ein mangelndes Demokratieverständnis, Rassismus, Verschwörungsmythen und Armut zugeschrieben werden? Der Leipziger Germanist Dirk Oschmann zeigt in seinem augenöffnenden Text, dass der Westen sich über dreißig Jahre nach Mauerfall als Norm definiert und den Osten als Abweichung. Unsere Medien, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft werden von westdeutschen Perspektiven dominiert. Pointiert durchleuchtet Dirk Oschmann, wie dieses Othering unserer Gesellschaft schadet und initiiert damit eine längst überfällige Debatte.
Äusserst dankbar fühl ich mich für dieses treffende Buch; welches kristallklar endlich alles auf den Punkt bringt, und hinzu so nuanciert und polarisierend, daß es wirklich ankommen muss, was über die Wiedervereinigung*, und danach (bis heute), gesagt werden muss: Die Menschen im und aus dem Osten Deutschlands fühlen sich nicht benachteiligt, ausgegrenzt, ungehört, verleumdet, etc. …, sondern sie werden es, systematisch.
„Wenn der Westen mit sich selbst und über den Osten redet, hört der Osten zu, wenn dagegen der Osten redet, egal worüber, hört der Westen weg“
Bewertung am 24.11.2024
Bewertungsnummer: 2348638
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Jede Person aus Deutschland sollte dieses Buch einmal lesen. Herr Oschmann schafft es präzise, das aufs Papier zu bringen, was viele Menschen im Osten Deutschlands umtreibt. Mit harten Fakten, scharfen Worten und persönlichen Erfahrungen, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Das Buch hat sehr viele persönliche Berichte und ist deshalb keine weitere neutrale Aufzählung von allseits bekannten Fakten über die Ungleichheit von Ost und West (die sehr gerne vom Westen ignoriert und heruntergespielt werden). Aber genau dieses Buch in dem man den Zorn und das Unverständnis des Autor spürt, hat die Chance einen Wandel anzustoßen. Der Osten muss sich endlich Öffentlichkeit verschaffen. Dieses Bucht hat mich zutiefst berührt und nachdenklich gestimmt.
Ein unfassbar spannendes Buch, welches für mich persönlich sehr stark gestartet ist und viel Einsicht gegeben hat in Diskriminierungen gegenüber dem Osten und Ostdeutschen. Besonders für Leute aus dem Westen könnte das Buch in dieser Hinsicht mehr als nur interessant und auch erhellend, in gewisser Weise, erscheinen.
Doch dann hat Oschmann angefangen diese Diskriminierungen mit Rassismus und Sexismus gleichzusetzen, welche für mich einfach einen ganz anderen sozialpolitischen Hintergrund haben und auch meiner Ansicht nach ganz anders gewertet werden sollten.
Leider wirkte das Buch aufgrund dessen sehr für mich so, als wolle Oschmann Teil einer diskriminierten Gruppe sein.
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Als Kind der 2000er waren die DDR und die Teilung Deutschlands in Ost und West für mich vor allem eins: Geschichte.
Erst durch meinen Umzug in den "Osten" ist mir bewusst geworden, dass vieles noch gar nicht so vergangen ist, wie es für mich lange Zeit den Anschein hatte.
Dirk Oschmanns Buch war daher eine sehr bereichernde Lektüre für mich, in der er schonungslos ehrlich und gut informiert Brücken schlägt - zwischen Geschichte und Gegenwart, zwischen Fakt und Gefühl, zwischen kollektiven Erfahrungen und subjektiver Wahrnehmung.
Das Buch ist dank umfassender Recherche nicht nur lehrreich, sondern lädt auch dazu ein, seine eigenen Perspektiven zu hinterfragen und mitunter sogar zu verändern.
Ich habe beim Lesen viele Anstöße erhalten, die mich noch eine ganze Weile begleiten und zum Nachdenken anregen werden.
Was mir jedoch zwischen all den Verallgemeinerungen, Anklagen und Fingerzeigen gefehlt hat, war der Blick in die Zukunft. Leider werden einem nicht viele Impulse gegeben, wie man es in Zukunft besser machen könnte. Nicht so wie bisher, so viel steht fest - aber was können wir tun, um zueinander zu finden? Welche konkreten Veränderungen können wir im Kleinen wie im Großen umsetzen? Wie können wir helfen, die Einheit herzustellen, die wir eigentlich schon seit über 30 Jahren haben sollten?
"Der Osten: eine westdeutsche Erfindung" ist ein guter Beginn für einen Diskurs, der anstelle von Vorwürfen und Fingerzeigen vielleicht eher andere Attribute benötigen wird, um Früchte zu tragen: Verständnis, Dialog, Zuhören und die Bereitschaft, sich auch mal an der eigenen Nase zu fassen.
In jedem Fall ist Oschmanns Buch eine klasse Diskussionsgrundlage für Lesende aus allen Regionen und Altersbereichen!
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