Der Schatten des aufziehenden Zweiten Weltkriegs reicht bis in ein idyllisches Dorf in der britischen Provinz, wo Josephine Tey mit ihrer Freundin Marta Zeugin eines weiteren Kriminalfalls wird. Ein historischer Dorfkrimi, der angesichts der heutigen Flüchtlingsbewegungen bedrückend aktuell ist.
Weitere Bände von Josephine Tey und Archie Penrose ermitteln
In London ist die Stimmung gedrückt, hunderte Eltern bringen ihre Kinder zum Bahnhof, um sie vor den drohenden Bombenangriffen der Deutschen in Sicherheit zu bringen. Die Kinder fahren aufs Land, in die vermeintliche Sicherheit, leider aber gilt das nicht für alle.
Das Buch ist bereits das 10. aus der Reihe rund um Autorin Josephin Tey und den Ermittler Archie Penrose, ich hatte bisher keines davon gelesen. Der Stil der Autorin hat mich direkt abgeholt. Das Setting des Buches rund um das beschauliche englische Dorf in den 1930er/1940er Jahren, hier direkt zu Beginn des 2. Weltkriegs, hat mich stark an die Bücher von Agatha Christie und auch G. K. Chesterton erinnert, obwohl hier natürlich die Leichtigkeit und der unterschwellige Humor fehlen. Stattdessen erwartet den Leser eine klassisch aufgebaute Kriminalgeschichte, mit viel Spannung, eingebettet in die Dorfidylle mit ihren Bewohnern als Verdächtigen.
Die Figuren, allen voran die auf einer echten Person basierende Josephin sind sehr gut gezeichnet und direkt sympatisch. Auch wenn man keine Vorkenntnisse zu den Hintergründen hat baut man eine Beziehung zu ihnen auf. Auch für die Dorfbewohnern werden schnell Sympathie und Antipathie geweckt. Wie von der Autorin beabsichtigt zieht man als Leser schnell Schlüsse zu möglichen Verdächtigen und ihren Motiven. Die Autorin versteht es hier exzellent falsche Spuren zu legen und den Leser so lange im Unklaren zu lassen. Der Spannungsbogen entwickelt sich stetig nach oben, um dann eine überraschende, oder vielleicht auch doch nicht so überraschende Wendung zu bringen, hatte ich doch ganz, ganz kurz mal eine Vermutung in diese Richtung.
Was ich an diesem Krimi unglaublich gut gemacht finde, ist die Grundstimmung. Der Leser spürt die allgegenwärtige Angst vor dem bevorstehenden Krieg. Auch die dörfliche Idylle, das sonnige Wetter, schaffen es nicht die Erinnerungen der Ältern an die Ereignisse 20 Jahre zuvor zu verdrängen, als man schon einmal in einem verheerenden Krieg Väter, Brüder, Söhne verloren hat. Ein Zitat zum bevorstehenden Eintritt Großbritanniens in den Krieg hat mich hier leider sehr an die aktuellen Ereignisse unserer Zeit erinnert -
"Das kommt davon, wenn man tatenlos zusieht, wie etwas Schreckliches passiert, selbst wenn es einen nichts angeht."
Auch die Emotionen rund um das Verschwinden des Kindes sind unglaublich nachvollziehbar dargestellt, die Ängste der Eltern, die Vorwürfe die man sich in einer solchen Situation macht, der Eifer der Polizei und der Suchtrupps, ihre beginnende Resignation, aber auch das Misstrauen und die Verdächtigungen innerhalb der Dorfgemeinschaft, die tiefliegenden Argwohn und alte Feindschaften offenlegen.
Bevor ich dieses Buch gelesen habe, habe ich die Reihe, auch auf Grund ihres Covers, in die Abteilung "cosy Crime" gesteckt. Diese Einschätzung muss ich hiermit redigieren, cosy ist an diesem Fall so gar nichts, im Gegenteil. Das beschriebene Szenario ist emotional aufgeladen, düster und bewegend, die Bezüge zu realen Ereignissen, deren Verlauf der Leser kennt machen die Geschichte greifbar. Definitiv nicht das letzte Buch der Reihe für mich.
Nachdem am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg ausgebrochen ist und Nazi-Deutschland die Bombardierung britischer Städte androht, entschließt sich die britische Regierung Kinder und Jugendliche aus London zu evakuieren. Der Abschied fällt nicht nur den Kindern, sondern auch den Müttern sehr schwer. Die Kinder werden aus ihrer vertrauten Umgebung herausgerissen und manche entwickeln wie die kleine Angela Schuldgefühle, weil sie das Ganze nicht verstehen können.
Als in dem kleinen Dorf in Suffolk, in dem auch die Schriftstellerin Josephine Tey ein kleines Cottage besitzt, fast doppelt so viele Kinder ankommen, als ursprünglich erwartet, herrscht helle Aufregung.
Die Verteilung der „überzähligen“ Kinder gestaltet sich mitunter schwierig, denn nicht alle Familien sind gewillt, mehr als die ursprünglich vereinbarten Kinder aufzunehmen. Manchmal werden, sowie bei den Geschwistern Betty und Noah die Kinder in verschiedenen Häusern untergebracht, weil die Gastfamilien auch eigene Interessen verfolgen. So bleibt Josephine, die eigentlich nur die letzten paar Tage vor deren Abreise mit ihrer Freundin Marta verbringen will, nichts anderes übrig, als den etwas älteren Noah bei sich aufzunehmen, was nicht ganz friktionsfrei abläuft, ist doch Noah selbst ganz verschreckt.
Während der ganzen Aufregung bemerkt niemand, dass die kleine Annie, Enkeltochter der Dorfladenbesitzerin, verschwindet. Zunächst denken alle an einen Streich, denn das verzogene Kind will um keinen Preis, seine Vorzugsstellung aufgeben, weil ihre Eltern fremde Kinder aufnehmen. Doch je mehr Zeit vergeht umso größer werden die Sorgen. Erst als DI Archie Penrose mit seiner neuen Partnerin und deren Kinder eintrifft, beginnt eine groß anlegte Suchaktion, die zunächst einige Tage erfolglos bleibt und ein schon lange Jahre bestehendes Misstrauen unter den Bewohner des Dorfes schürt. Dann taucht Annie unter falschem Namen wieder auf.
Nun stellt sich die Frage, wo denn Angela, das Mädchen, dessen Namenskärtchen Annie verwendet hat, geblieben ist? Archie muss Angelas Mutter, die Hiobsbotschaft überbringen, dass ihre Tochter vermisst ist und nicht, wie in einer Postkarte gemeinsam mit ihrer Freundin gut angekommen ist. Muss man nun nach zwei abgängigen Kindern suchen?
Meine Meinung:
In dieser Albtraumsituation auf Grund der Evakuierung von Kindern wegen der Luftangriffe auf britische Städte und Chaos bei der Überstellung der Kinder, brechen lang gehütete Geheimnisse eines Dorfes auf. Es tauchen Gerüchte und Unterstellungen auf, die nicht immer „nur“ einen fremdgehenden Ehemann entlarven, sondern tragische Ereignisse aus der einen oder anderen angesehenen Familie ans Tageslicht bringen.
Geschickt verknüpft Nicola Upson Fakten der Evakuierung mit Fiktion. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass im Chaos das eine oder andere Kind wirklich verloren gegangen sein könnte. Das Leid der Eltern zwischen Hoffen und Bangen ist sehr realistisch beschrieben ist. Auch Archie Penroses Bemühungen Annie zu finden und die Bestürzung Tagelang quasi nach einem Phantom gesucht zu haben, liest sich authentisch. Archie ist ein Ermittler mit Herz und Hirn, doch scheint er hier ebenso an seine Grenzen zu kommen wie Josephine.
Fazit:
Gerne gebe ich diesem fesselnden Krimi, der vor dem historischen Hintergrund der Evakuierung von Londons Kindern spielt, 5 Sterne und eine Leseempfehlung. Für mich ist dieser Band der bislang beste dieser Reihe.
hat diese Serie Nicola Upton`s so gar nichts mit den beliebten Cosy Crimes aus "good, old england" zu tun.
Upton`s Protagonistin, Josephine Tey, ist einer realen Kriminalschriftstellerin und Bühnenautorin nachempfunden - aus den Zeiten der berühmten Krimi-Ladies wie Christie, Sayers, Marsh u.a.
Der 2.Weltkrieg bricht auch über das kleine Dorf, in dem Josephine mit ihrer Freundin die letzten Tage vor deren Überfahrt zu Hitchcock in die USA verbringen will, herein.Und zwar in Form einer gefühlt riesigen Menge von Kindern, die aus London evakuiert wurden, wegen zu erwartender Bombardements.Dann aber verschwindet in all dem Gewusel ein fünfjähriges Dorfkind und die Uhr beginnt zu ticken... Gerüchte, Schuldzuweisungen und vergessene geglaubte Ressentiments tauchen auf und Josephine und ihr alter Freund Archie von der Polizei können die Ängste der verzweifelten Eltern nur zu gut verstehen!
Großartig, wie Upton die Schrauben immer weiter anzieht, den Leser überrascht und die Stimmung des damaligen Kriegsbeginns glaubwürdig einfängt.
Eine lohnende Reihe!
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Kriegsausbruch 1939. In das Dorf, in dem Josephine sich gerade aufhält, werden Kinder in Sicherheit gebracht. Doch ein Mädchen ist verschwunden. War es überhaupt in dem Bus oder ist es vielleicht im falschen Ort ausgestiegen? Oder hat jemand die Wirren des aufziehenden Unheils für ein schreckliches Verbrechen genutzt? Josephine und Archie haben es bald auf allen Seiten mit Misstrauen und Ablehnung zu tun während auch bei Josephine ein Junge ein vorübergehendes Zuhause finden soll.
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