Die Erzählfigur in ›Blutbuch‹ identifiziert sich weder als Mann noch als Frau. Aufgewachsen in einem Schweizer Vorort, lebt sie nun in Zürich, ist den engen Strukturen der Herkunft entkommen und fühlt sich im nonbinären Körper und in der eigenen Sexualität wohl. Doch dann erkrankt die Großmutter an Demenz, und das Ich beginnt, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen: Warum sind da nur bruchstückhafte Erinnerungen an die eigene Kindheit? Wieso vermag sich die Großmutter kaum von ihrer früh verstorbenen Schwester abzugrenzen? Und was geschah mit der Großtante, die als junge Frau verschwand? Die Erzählfigur stemmt sich gegen die Schweigekultur der Mütter und forscht nach der nicht tradierten weiblichen Blutslinie.
Dieser Roman ist ein stilistisch und formal einzigartiger Befreiungsakt von den Dingen, die wir ungefragt weitertragen: Geschlechter, Traumata, Klassenzugehörigkeiten. Kim de l'Horizon macht sich auf die Suche nach anderen Arten von Wissen und Überlieferung, Erzählen und Ichwerdung, unterspült dabei die linearen Formen der Familienerzählung und nähert sich einer flüssigen und strömenden Art des Schreibens, die nicht festlegt, sondern öffnet.
Jeder soll das tun wie er will. Aber wer denkt sowas sei gut geschrieben, verdiene Aufmerksamkeit oder einen Preis. Der hat aus lauter Liberalismus sein Verstand verloren. Solche Menschen sollten zur Therapie und nicht ins Rampenlicht.
wunderbares Buch
Bewertung am 08.06.2023
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
"Blutbuch" ist ein atemberaubendes Buch, das mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Es behandelt äusserst spannende Themen, kreiert eine kunstvolle Atmosphäre und besitzt Charakteren mit enormer Tiefe. Die Sprache des Buches ist einfach wunderbar. Sie ist reich an bildhaften Beschreibungen, poetischen Metaphern und bietet Abwechslung.
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Kim de l'Horizon hat uns mit diesem Roman einen Einblick in die Zukunft von Literatur gewährt. l'Horizon schreibt losgelöst von Traditionen und Konventionen und spielt wahnsinnig clever mit Wörtern und Sprache.
Zurecht ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis 2022!
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Ich bin sicher, "Blutbuch" ist nicht für jede*n. Es gesamt den Deutschen Buchpreis, und von der Shortlist las ich sonst nur "Lügen über meine Mutter", was ich für den besseren Roman halte, aber als Versuch, an die Grenzen der Literatur zu rütteln, ist "Blutbuch" vermutlich der spannendere Text. Es geht um ein nonbinäres Leben, transgenerationale Traumata und die Unzuverlässigkeit von Erzählperspektiven. Dabei verlangt Kim de l'Horizon den Lesenden eine Menge Willen ab, sich auf alles einzulassen, seien es hochdeutsche Sprachgedanken über Schwizerdütsch, offenherzige Sexschilderungen, die nichts schönen oder lange englischsprachige Passagen (die im Anhang aber auch übersetzt sind). Das Ganze ist gespickt mit literaturtheoretischen Referenzen und Anspielungen auf Kultur aus ganz unterschiedlichen Richtungen.
Prinzipiell bin ich vermutlich ein recht passender Leser für dieses Buch, aber ich vermute, dass ich vor 15 Jahren mehr darauf angesprungen wäre (auch wenn mir bewusst ist, dass es unwahrscheinlich ist, dass dieses Buch vor 15 Jahren ähnlich viele Chancen gehabt haben wird, im relativen Mainstream zu erscheinen). Ich hinterfrage nicht de l'Horizons Drang, die Dinge abzuladen, um die es hier geht, aber es greift mich doch eher intellektuell als emotional. Und das ist total okay - wie gesagt, es ist eher meine Entwicklung als Verwerter von Narrativen, der gern im Mitfühlen und nicht nur im Verstehen angesprochen werden möchte. Und eine Freundin, der ich das Buch schenkte, war emotional viel gegriffen als ich - es ist also ein sehr subjektives Erleben. Ich bin jedenfalls sicher, dass dieses Buch sich als Fundgrube für Geisteswissenschaftler erweist.
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