Ein erzählgewaltiger, kluger Generationenroman über 250 Jahre deutsche Geschichte und Identität
In Köln steht Niklas am Ufer des Rheins und blickt zugleich auf seine eigene Geschichte und die einer Gruppe von Auswanderern, die die Sehnsucht nach einem besseren Leben vor 250 Jahren zum Aufbruch nach Amerika trieb. Ihr Traum endete bereits am Niederrhein, wo man sie nicht über die Grenze nach Holland ließ.
Und Niklas' Traum? Welche Sehnsucht trieb ihn hin zu einer anderen Frau? Und kann er seinem kleinen Sohn Lewin trotzdem ein guter Vater sein? In der Geschichte seiner Großmutter Josephine sucht Niklas nach Antworten: Was bedeutet Heimat? Was darf die Sehnsucht? Und was macht uns zu den Menschen, die wir sind?
Mit kraftvoller Sprache, einfühlsam und geradlinig erzählt der Generationenroman von den Zwischenräumen von Freundschaft und Liebe , den eigenen und fremden Wünschen und von der Suche nach Antworten im Leben unserer Vorfahren.
Lesen Sie auch Andreas Wagners ersten Familienroman "Jahresringe", in dem eine große deutsche Nachkriegsgeschichte erzählt wird.
»In seinem Roman-Debüt ›Jahresringe‹ erzählt Andreas Wagner mit großem Einfühlungsvermögen von den Menschen und ihrer zu jeder Zeit und allerorten auszumachenden Suche nach Heimat und Identität.« erlesen
Mit wie Treibgut im Fluss hat der Autor Andreas Wagner einen Familienroman geschrieben, der gleich die Geschichte von mehreren Schicksalen auf unterschiedlichen Zeitebenen erzählt.
Wir begegnen als erstes Niklas, der als Ich-Erzähler fungiert und umtrieben ist von der Sehnsucht nach einem Heimatgefühl.
Niklas lebt getrennt von der Mutter des gemeinsamen Sohnes Lewin und versucht ihm ein guter Vater zu sein.
An einem gemeinsamen Tag der beiden befinden sie sich am Rhein und Niklas blickt zurück auf die Geschichte seiner Vorfahren.
Wir werden fesselnd und von gut recherchierten Fakten geprägt, in die Vergangenheit von vor gut 250 Jahren versetzt.
Man spürt mit den Zeilen die Sehnsucht der Menschen auf ein besseres Leben, die Träume auf religiöse Freiheiten und Reichtum und wir lernen die amerikanischen Anwerber kennen, die genau mit diesen Träumen und Sehnsüchten der Menschen ihr Geschäft machen.
So strandeten viele Menschen, ohne Mittel und Besitz wie Treibgut im Fluss mitten im nirgendwo, anstatt einen versprochenen Platz auf einem Schiff Richtung Amerika zu erhalten.
Wir tauchen emotional und gefühlvoll in die Lebensgeschichte von Niklas' Großmutter und ihrer Freundin Änni aus dem Nachbarsort ein, aufgrund von unterschiedlichen Glaubensrichtungen war ein Umgang mehr als schwierig.
Man wird konfrontiert mit den Folgen des Krieges, wie dieser Familien und Freundschaften auseinander reißt und was dies mit den Menschen macht.
Fazit: Wie Treibgut im Fluss ist ein ernstes, anspruchsvolles und mitreißend geschriebenes Buch über das Gefühl von Heimat, der Sehnsucht nach den Wurzeln und der Auseinandersetzung mit dem Thema warum sind wir, wie wir sind ?
Besonders ergriffen hat mich das Schicksal von Josephine, Niklas' Großmutter, die ihre Liebe nicht ausleben konnte und diese sogar unausgesprochen mit ins Grab genommen hat.
Es geht auch um Integration, ein Thema was auch in der heutigen Zeit wichtiger denn je ist.
Kurzum: ich hatte tolle Lesestunden mit diesem Buch und finde es immer wieder toll wenn verschiedene Erzählstränge am Ende so verknüpft sind, dass eine facettenreiche Geschichte entsteht.
Bewegender Familienroman über weniger bekannte historische Begebenheiten
Renas Wortwelt am 13.05.2024
Bewertungsnummer: 2199828
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Ein Roman um Freundschaft und Trennung, um Tradition und Religion, um Aufbegehren und Unterordnen und um Familie und ihre Generationen.
Tief in die Vergangenheit blickt Ich-Erzähler Niklas, um die Geschichte seiner Familie zu ergründen. In der unausgesprochenen Hoffnung, dass sie ihm hilft, sein eigenes Leben in den Griff zu bekommen, seinem Sohn ein guter Vater zu sein.
Vor fast 300 Jahren beginnt die Geschichte, sie beginnt mit den armen Bauern im Hunsrück, die einer Schimäre nachjagen, als sie davon träumen, nach Amerika auszuwandern, nach Pennsylvanien. Gegen den Willen seiner Frau Catharina schließt sich Peter der Auswanderergruppe an. Doch sie kommen nicht weit. Die Niederlande lassen die Menschen nicht einreisen, nicht durchreisen zum Hafen. So landen sie am Niederrhein, können nicht vorwärts und nicht zurück, beginnen hier zu siedeln.
Das Leben ist hart und beschwerlich, weshalb die Sehnsucht nach einen besseren Leben, nach einem anderen Land bleibt. Zumal die Menschen aus dem Hunsrück nun hier zwischen Angehörigen einer anderen Religion leben, mit denen es keine Verbindung, keinen Austausch gibt. Protestanten und Katholiken begegnen einander voller Misstrauen, ein Zusammen, geschweige denn eine Freundschaft kann und darf es nicht geben.
Das bleibt über die Jahrhunderte so. Nur die kleine Ännie begehrt dagegen auf, als sie, das Protestantenmädchen die gleichaltrige Katholikin Josephine kennenlernt. Trotz aller Unterschiede, trotz aller Bestrafungen für ihr Vergehen, mit Katholischen zu reden und trotz einer langen und andauernden Trennung bleiben die beiden Mädchen in Verbindung, als junge Frauen, als Ehefrauen und Mütter, als alte Frauen, bis zum Tod. Nur zusammen dürfen und können sie nicht sein.
Josephine wird später die Großmutter des Ich-Erzählers Niklas, der ihre Geschichte erst erfährt, als sie gestorben ist. Sie hat sie ihm gewissermaßen hinterlassen.
Dieser historische Teil des Romans ist ausgesprochen spannend. Die Schicksale der Menschen zu verfolgen, ihren Kampf ums Überleben, mit Vorurteilen, mit Krieg und Armut, mit Rollenbildern und mit den eigenen Wertevorstellungen, ist hochinteressant und dieser Teil des Buchs ist auch sehr gut geschrieben.
Weniger spannend und auch weniger interessant ist der in der Gegenwart spielende Teil des Romans, in dem wir Niklas begleiten, der einen Tag mit seinem Sohn am Rhein verbringt, mit ihm an die Orte der damaligen Ereignisse wandert und währenddessen damit hadert, ob er ein guter Vater ist. Dass er seine Frau betrogen hat und daher seinen Sohn nur an bestimmten Tagen bei sich hat, belastet die Beziehung zu dem Jungen. So ist dieser Teil des Romans eher dröge, die Stimmung von Niklas nicht immer nachvollziehbar, wirkt oft wehleidig. Auch sein Umgang mit dem Vermächtnis seiner Großmutter verwirrt, wirkt unverständlich.
Dennoch ist das Buch als Ganzes unbedingt zu empfehlen, ein großer Roman voller faszinierender Figuren, der mir bisher nicht bekannte historische Ereignisse anschaulich beschreibt.
Andreas Wagner - Wie Treibgut im Fluss
Droemer, April 2024
Gebundene Ausgabe, 349 Seiten, 24,00 €
Mein absolutes Highlight in diesem Frühling!
Eine tolle Verwebung von Historie und Fiktion, gespickt mit faszinierenden Figuren.
Es hat mich sehr berührt und gepackt, so dass ich es in einem guten Tag durch hatte.
Absolute Leseempfehlung.
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