März 1945: Amerikanische Verbände haben Köln erreicht. Trotz der Durchhalteparolen aus Berlin ist der Widerstand gering, die Stadt wie ausgestorben. Kaum mehr 20.000 Menschen leben in den Trümmern. Doch die Amerikaner erobern nur einen Teil der zerstörten Metropole, denn der Rhein bildet wochenlang die Front. Unlängst wurde die Domstadt noch einmal schwer bombardiert. Ein abgeschossener Pilot stürzte dabei mit seinem Fallschirm mitten hinein ins Chaos – und wurde Opfer eines feigen Lynchmords. Nun soll der junge amerikanische Soldat Joe Salmon, eigentlich Joseph Salomon, ein Kölner Jude, der nach der »Reichskristallnacht« mit knapper Not in die USA emigrieren konnte, den Fall klären. Joe sucht den Mörder oder die Mörderin – tatsächlich aber sucht er insgeheim noch zwei andere Menschen, die er einst in der Heimat zurücklassen musste: Jakub und Hilda, seinen besten Freund und die Frau, in die er hoffnungslos verliebt war. Auf verschlungenen Pfaden nähert Joe sich der Lösung des Falls und der eigenen Vergangenheit und begegnet dabei historischen Persönlichkeiten, die im März 1945 in Köln gelebt und gewirkt haben: George Orwell, Konrad Adenauer, Hans Habe, Irmgard Keun.
Cay Rademacher entführt die Leser erneut in das zerstörte Hamburg der Nachkriegszeit und verwebt gekonnt historische Atmosphäre mit spannender Kriminalistik. Mit akribischer Detailgenauigkeit fängt er das Leben in den Trümmern ein und lässt seinen Ermittler, Oberinspektor Frank Stave, durch ein Labyrinth aus Not, Schwarzmarktgeschäften und politischen Spannungen navigieren.
Besonders beeindruckend ist die dichte Atmosphäre, die Rademacher erschafft. Der Hunger, die Kälte und die ständige Angst der Menschen werden spürbar, ohne dass er sich in ausschweifenden Beschreibungen verliert. Stattdessen gelingt es ihm, durch präzise Sprache und gut recherchierte Details ein lebendiges Bild der Nachkriegsjahre zu zeichnen.
Die Figur des Frank Stave ist erneut vielschichtig gezeichnet. Er ist kein makelloser Held, sondern ein Mann mit Vergangenheit, Zweifeln und moralischen Dilemmata. Gerade diese Ambivalenz macht ihn zu einer glaubwürdigen und faszinierenden Figur. Auch die Nebencharaktere sind sorgfältig ausgearbeitet und spiegeln die gesellschaftlichen Umbrüche jener Zeit wider.
Die Handlung entwickelt sich in einem angenehmen Tempo, wobei Rademacher geschickt historische Begebenheiten in die Kriminalgeschichte einfließen lässt. Die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten, und die Auflösung ist logisch sowie zufriedenstellend.
Insgesamt ist Nacht der Ruinen nicht nur ein fesselnder Kriminalroman, sondern auch ein historisch präzises Zeitdokument. Wer atmosphärisch dichte, kluge Krimis mit geschichtlichem Hintergrund schätzt, wird an diesem Buch große Freude haben.
Joseph Salomon ist nach der Reichskristallnacht mit seinen Eltern nach Amerika geflohen, hat die Heimat notgedrungen auf den letzten Drücker verlassen. In den letzten Kriegstagen kehrt er im März ‘45 als amerikanischer Lieutenant Joe Salmon in seine völlig zerstörte, ehemalige Heimatstadt zurück, bereit das zu tun, was man von ihm seit seiner Ausbildung im Camp Ritchie Maryland erwartet.
Die dort ausgebildeten Ritchie Boys, deren wichtigste Qualifikation das Beherrschen der deutschen Sprache ist, sollen unterstützend beim Aufbau der amerikanischen Verwaltungen tätig sein, zwecks Informationsbeschaffung den Kontakt zu den Einheimischen suchen, Verhöre im Zug der Entnazifizierung führen oder, wie in Joes Fall, sich auf die Suche nach dem Mörder eines amerikanischen Piloten machen, der während eines Bombenangriffs auf Köln abgestürzt ist und wenig später mutmaßlich von einem Deutschen kaltblütig erschossen wurde. Aber Joe hat auch noch ein höchst privates Anliegen, das ihn nicht ruhen lässt. Er möchte unbedingt herausfinden, was mit seinen Freunden Jakub und Hilda geschehen ist, ob sie überlebt haben. Und ja, er wird schmerzhafte Antworten finden.
Cay Rademacher verbindet Fakten mit Fiktion, was diesem Roman einen hohen Grad an Authentizität verleiht, ihn quasi zum Zeitdokument macht (siehe dazu auch die umfangreiche Literaturliste im Anhang). Literaten und Politiker haben ihren Auftritt: George Orwell begleitet als Kriegsreporter den Protagonisten durch die Ruinen der Stadt, immer auf der Suche nach einer Story, die verbotene Schriftstellerin Irmgard Keun ertränkt ihre Trauer über die Zustände in Cognac, Konrad Adenauer hat das schon das Ende des Krieges im Blick und betätigt sich als Strippenzieher.
Mit „Nacht der Ruinen“ hat der Autor einmal mehr bewiesen, dass ein Kriminalroman viel mehr sein kann als Ermittlungsarbeit und Suche nach einem Mörder. Verantwortlich dafür ist neben der detaillierten und eindringlichen Beschreibung des zerbombten Köln zweifellos die Beantwortung der Frage, was dieser Krieg mit den Menschen gemacht hat. Ist sich jeder selbst der Nächste? Was ist gut, was ist böse? Haben diese alten Maßstäbe ihre Gültigkeit verloren? Oder geht es in erster Linie nur noch darum, die eigene Haut zu retten und zu überleben?
Nachdrückliche Leseempfehlung, für Spannungsleser und historisch Interessierte gleichermaßen!
Joseph Salomon floh während der Nazizeit als junger Mann aus Köln in die USA - und kehrt im März 1945 als Joe Salmon in seine zerbombte Heimatstadt zurück. Sein geheimer Auftrag: einen Lynchmord aufklären, der an einem abgeschossenen US-Luftpiloten in Köln kurz vor Kriegsende begangen wurde.
Als heimliche Hauptfigur entpuppt sich die Stadt Köln selbst.
Als Einwohner dieser großartigen Stadt muss man schon sehr schlucken, wenn man die Schilderungen der Zerstörungen von einem so bekannten Straßen, Plätzen und Stadtteilen liest. Und die grausamen Machenschaften der Gestapo, die im EL-DE am Appellhofplatz gewütet hatte, sind in diesem Roman als Unterthema allgegenwärtig.
Cay Rademacher hat akribisch recherchiert und lässt die Ruinen Kölns plastisch vor dem Leser / der Leserin auferstehen. Noch dazu versteht er es, eine extrem spannende Kriminalgeschichte zu erzählen.
Und lässt dabei gekonnt historische Persönlichkeiten in seinem Roman auftreten. Zum Beispiel George Orwell, den wir hier als noch nicht weltberühmten Autoren als Kriegsberichterstatter kennen lernen. Oder Irmgard Keun, deren Charme - obwohl sie rettungslos dem Alkohol verfallen ist - niemand entgehen kann.
Ein absolutes Lesehighlight!
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Köln im März 1945, zerbombt und geteilt: linksrheinisch sind die alliierten schon da, rechtsrheinisch kämpfen die letzten unverbesserlichen.
Joe Salmon, eigentlich Joseph Salomon, der vor dem Krieg gerade noch nach Amerika auswandern konnte, ist Offizier und soll den feigen Lynchmord an einem Piloten aufklären. Er hofft, durch seine Recherchen, auch seinen besten Freund und seine große Liebe wieder zu finden.
Spannend, sehr gut recherchiert, mit interessanten Figuren, auch z. B. Irmgard Keun oder George Orwell.
Ein toller Krimi aus einer schweren Zeit, in dem jeder Kölner die Stadt wiedererkennt!
Großartig und sehr lesenswert!
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