Meine letzte RezensionThe Knight and the Mothvon Rachel Gillig
Schon zu Beginn wird man von der dunklen, nebligen Stimmung dieses Romans eingefangen. Die junge Seherin Sybil Delling lebt im gewaltigen Kathedralenbau von Aisling, gebunden an Visionen, die sie nicht versteht. Und als der mutige, aber bittre Ritter Rory in ihr Leben tritt, gerät alles ins Wanken Glauben, Bestimmung, die Frage danach, wer sie eigentlich sein will. Die Welt, die Gillig hier erschafft mit ihren moorigen Hügeln, gespenstischen Omen und dem Schatten zwischen Pflicht und Freiheit besitzt eine Sogwirkung, die ich kaum erwartet hätte.
Was mich besonders begeistert hat, ist Sybils innere Wandlung. Anfangs wirkt sie isoliert, fast unscheinbar doch mit jeder Seite gewinnt sie Kontur, Stimme, und letztlich Entscheidungskraft. Rory mit seinem skeptischen Blick auf alles Heilige und seiner Bitterkeit verleiht der Geschichte ernsthafte Tiefe. Ihre Beziehung wächst nicht einfach über Nacht, sondern wird getragen von dem Gewicht ihrer gemeinsamen Lasten und von dem langsamen Vertrauen, das entsteht, wenn man erkennt, dass Glauben nicht nur ein Geschenk, sondern auch eine Last sein kann.
Die Prosa ist lyrisch, atmosphärisch, oft mit einem Hauch von Melancholie. Es gibt Momente, da habe ich beim Lesen bewusst innegehalten, weil ein Satz so treffend war, dass ich ihn spüren musste. Gleichzeitig gelingt es Gillig, Humor nicht ganz außen vorzulassen besonders der Gargoyle, der alle „Bartholomew“ nennt, sorgt für zwischendurch ein Lächeln, wenn die Düsternis droht zu erdrücken.
Doch so sehr mich diese Reise mitgerissen hat, so gibt es auch Aspekte, die mich ein wenig ausgebremst haben. Der Mittelteil zieht sich an einigen Stellen: Die Spannung schwankt, und die Suche nach Antworten verliert manchmal ihre Dringlichkeit. Zudem bleibt das Ende offen genug, dass man als Leserin oder Leser eine gewisse Erwartung für den nächsten Band mitnimmt was zwar neugierig macht, aber auch den Wunsch weckt, hier mehr alleinstehende Klarheit gehabt zu haben.
Mein Fazit: The Knight and the Moth ist eine ergreifende, dunkle und wunderschön geschriebene Fantasyliebesgeschichte, die mit Fragen von Glauben, Identität und Bestimmung spielt und dabei Menschen zeigt, die um ihre Freiheit kämpfen. Für jeden, der sich gerne in eine Welt verliert, die mehr spürt als erklärt, ist dieses Buch eine Empfehlung. Vielleicht etwas weniger perfekt als es hätte sein können, aber gerade deshalb auch ehrlicher und berührender.