Von der unbedingten Anwesenheitspflicht im eigenen Leben. Selma, eine alte Westerwälderin, kann den Tod voraussehen. Immer wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird. Davon, was die Bewohner in den folgenden Stunden fürchten, was sie blindlings wagen, gestehen, verschwinden lassen oder in Ordnung bringen, erzählt Mariana Leky in ihrem Roman - und natürlich noch viel mehr. Was man von hier aus sehen kann ist das Porträt eines Dorfes, in dem alles auf wundersame Weise zusammenhängt. Aber es ist vor allem ein Buch über die Liebe im Modus der Abwesenheit.
In Mariana Lekys „Was man von hier aus sehen kann“ werden ewige Themen wie Liebe und Tod wieder jung und hüpfen durch den Westerwald. Gesprochen von Sandra Hüller, gehört auf LiteraTüren.
Fehlersuche
Rezensentinnen und Rezensenten leiden an ihr wie an einer chronischen Erkrankung: der Fehlersuche. Das liest sich negativer als es ist. Denn, wenn es einem Werk gelingt, ganz ohne Fehler auszukommen, gibt es niemand der zufriedener als die Rezensentin oder der Rezensent ist.
Insofern kann Mariana Lekys „Was man von hier aus sehen kann“ in der Hörbuchfassung, vorgetragen von Sandra Hüller, jeder Rezensentin und jedem Rezensenten (und im Übrigen auch allen anderen Menschen) nur empfehlen. Dieses Hörbuch wirkt sich mit seiner Perfektion wohltuend auf Gemüt und Befinden aus, als wäre es kein literarisches Werk, sondern ein extrem wirksames Heilmittel.
Träume nicht von Okapis
Dabei handelt es sich zweifellos um einen Roman und nicht etwa um ein Medikament. Wir finden eine Protagonistin: Luise; einige gerade und schräge Figuren wie Selma, der Optiker, Palm, Elspeth und Marlies, Frederik, Astrid und den Vater, sowie eine Handlung, die damit beginn, das Luises Oma Selma von einem Okapi träumt.
Was sich auf der übrigen Welt allenfalls wie ein seltsamer Traum anfühlt, hat in dem kleinen Dorf im Westerwald den Charakter einer bösen, weil zutreffenden, Vorahnung. Wenn Selma von einem Okapi träumt, stirbt jemand. Das ist wie ein mathematischer Beweis: logisch und wahr. Da niemand weiß, wen es trifft bleiben 24 Stunden für alle im Dorf, ihre Angelegenheiten zu regeln.
Alte Themen neu erdacht
Leky erfindet die Welt nicht neu. Ist das im Westerwald überhaupt möglich? Es geht in ihrem Roman um Themen, die alle berühren: Liebe, Leben und Tod. Allerdings zeigt und beschnuppert die Autorin diese Themen auf neue, originelle und dennoch authentische Art. Vor allem sprachlich kreativ: Gefühle werden körperlich, füllen ganze Räume, Gedanken werden zu Stimmen, die ganze Welt zum Westerwald und umgekehrt. Unkompliziert, leicht, verständlich = gut.
Es braucht für ein gutes, nein, ein perfektes weil fehlerloses Buch nicht mehr! Für ein perfektes, weil fehlerloses, Hörbuch braucht es den wunderbar leichten, unaufdringlich und dennoch passend-betonten Vortrag von Sandra Hüller. Und so wird aus einem Hörbuch Medizin für die Welt.
Mariana Leky: Was man von hier aus sehen kann
Vorgetragen von Sandra Hüller
Immer wenn Luises Großmutter Selma von einem Okapi träumt, stirbt jemand in ihrem Dorf. Ist es wieder soweit, lässt es sich nicht vermeiden, dass sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitet, den Alltag lahmlegt und die Bewohner dazu bewegt, mit ihrem Leben aufzuräumen, Geheimnisse zu gestehen und zu wagen, was sie sich vorher nicht getraut hätten (oder es zumindest anzudenken). Doch dann greift der Tod eines Tages dort zu, wo keiner damit gerechnet hätte.
Ich habe mich Hals über Kopf in “Was man von hier aus sehen kann” von Mariana Leky verliebt. Zum einen lag das an ihrem wunderbaren Stil. Dem feinen und intelligenten Humor, der charmant und gleichzeitig tiefsinnig ist, und sich vor allem nicht abnutzt, wie es oft passiert, wenn Autoren sich an einem eigenen Ton versuchen. Den frischen Metaphern, die so ungewohnt und trotzdem treffend sind. Der Sprache, die frisch und aufregend ist, und trotzdem vertraut und klar wirkt.
Aber auch den wundervollen Protagonisten, die Leky entstehen lässt. Von eigentlich jeder Realitätsnähe widersprechen, und doch so echt und greifbar sind, wie liebgewonnene Bekannte. Figuren von der Art, die man am Ende persönlich zu kennen meint.
Und Sandra Hüller als Sprecherin rundet das Gesamtbild wunderbar ab. Eigentlich bin ich der politisch unkorrekten Ansicht, dass Männer die besseren Hörbuchsprecher sind, aber besser als Hüller hätte man es nicht machen können. Ihre Interpretation spiegelt Lekys Sprache, als würde beides von jeher zusammengehören.
Würde man mich mit vorgehaltener Waffe zwingen, etwas über diesen Roman zu sagen, dass nicht nach einem leicht angeheiterten Teenager klingt, könnte ich höchstens anmerken, dass “Was man von hier aus sehen kann” kein Buch ist, dass einem im tiefsten trifft und Welten bewegt. Muss es aber auch nicht. Es sind nicht immer nur die umwälzenden Dramen, die wir in uns bewahren. Ganz große Lese-/Hörempfehlung!
Da gibt es ein Okapi, den Einzelhändler, den Buchhändler, Luise, Selma und Frederik, der Optiker und nicht zu vergessen der Hund an Selmas Seite in einem Dorf im Westerwald. Alle sind miteinander verwoben auf eine warmherzige und liebevolle Weise. Mariana Lekys Roman ist etwas ganz Besonderes, voller Humor, Liebe und Poesie, eine wundervolle Sprache vervollständigt diese zauberhafte Geschichte.
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In "Was man von hier aus sehen kann" beschreibt Mariana Leky sprachlich einzigartig und ganz liebevoll eine Geschichte über ein kleines Dorf im Westerwald. Mit wunderherrlich- lebendigen Charakteren wird vom Leben und vom Trauern erzählt. Luise wird Buchhändlerin, weil es sich eben so ergeben hat, der Optiker bringt Dinge in einen Zusammenhang, die eigentlich gar keinen vorzuweisen haben und schafft es nicht, diesen einen Satz zu beenden. Selma träumt von Okapis und ganz nebenbei trifft man noch Frederik, den buddhistischen Mönch, der aus dem Nichts zu kommen scheint.
Mariana Leky hat sich mit diesem Buch absolut in mein Herz geschrieben und, meiner Meinung nach, gibt es niemanden, zu dem dieses Buch nicht passt.
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