Die Geschichte von der Flucht ihrer Eltern aus der DDR kennt Britta Hofmeister seit Kindesbeinen. Sie selbst kam in der Bundesrepublik zur Welt, wuchs mit ihren Geschwistern behütet auf und hatte nie Grund, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Bis ihr Vater an Demenz erkrankt. Zunehmend verwirrt, beginnt er, von früher zu erzählen. Und bald wird klar: Was bei der Flucht 1961 wirklich geschah, hat er jahrzehntelang verschwiegen. Nun kommt die dramatische Wahrheit ans Licht und stellt die Familie vor eine Zerreißprobe …
„Der ist in tiefster Seele treu, wer die Heimat liebt wie du.“ (Theodor Fontane)
Dreamworx aus Berlin am 04.05.2021
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Für die schleichende geistige Verwirrung ihres 79-jährigen Vaters Ernst findet die Kochbuchautorin Britta Hofmeister eine ganze Weile genügend Ausreden. Doch sein Zustand verschlechtert sich immer mehr, was auf eine Demenz schließen lässt und der Familie einen Schreck versetzt. Britta wusste schon immer, dass ihre Eltern aus der DDR stammten, doch bisher wurde nie darüber geredet. Umso erstaunter ist sie, als Ernst immer wieder in die Vergangenheit abtaucht und dabei unbewusst mit immer mehr Details seiner Flucht mit Mutter Leni aus Ostberlin in den Westen im Sommer 1961 herausrückt...
Deana Zinßmeister hat mit „Die vergessene Heimat“ einen sehr spannenden Roman vorgelegt, in dem sie ihre ganz persönliche Familiengeschichte verarbeitet hat und dem Leser damit gleichzeitig ein besonderes Zeitzeugnis präsentiert. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Schreibstil lässt den Leser zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her wandern, wo er zum einen Britta und ihre Familienangehörigen kennenlernt und die fortschreitende Demenz des Vaters mitbeobachtet, zum anderen Ernst und Leni im Jahr 1961 bei der Planung und Flucht begleitet. Während Zinßmeister langsam einen Teil ihrer Familiengeschichte aufrollt, hat man als Leser das Gefühl, hautnah mit dabei zu sein. Gleich einem Kinofilm erlebt man die Aufrichtung des Stacheldrahts unmittelbar vor der Haustür als Vorbote für die später folgende Mauer ebenso mit wie die im Geheimen geschmiedeten Fluchtpläne und wird dabei durch eine Achterbahn der Gefühle gejagt, so plastisch und spannend beschreibt die Autorin die Vorgänge. Schon als Grenzgänger erfährt Ernst am Beispiel eines Kollegen, wie schnell es sich rächt, offen seine Meinung zu sagen. Das wachsende Misstrauen gegenüber allem und jeden aufgrund der Tyrannei durch das Regime und der Stasi wird beklemmend dargestellt und lässt den Wunsch nach Freiheit immer mehr wachsen, schürt aber auch gleichzeitig die Angst vor Entdeckung. Dass die Geflüchteten noch Jahre später nach der gelungenen Flucht Furcht vor der Verfolgung der Stasi hatten, ist verständlich. Neben der Vergangenheitsgeschichte stellt die Autorin empathisch, aber ungeschönt, die Demenzerkrankung ihres Vaters im Gegenwartsteil heraus und lässt den Leser mit der Familie gemeinsam unter den gravierenden Auswirkungen leiden.
Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt, bestechen durch glaubwürdige menschliche Ecken und Kanten und wirken auf den Leser sehr authentisch und wirklichkeitsgetreu. Gespannt mischt er sich unter sie, um sie bei ihrem Lebensweg ein Stück zu begleiten und mit ihnen zu fiebern. Britta ist eine gestresste Kochbuchautorin, die ihrer Mutter hilfsbereit unter die Arme greift. Lange verdrängt sie die Anzeichen bei ihrem Vater, doch kann sie es irgendwann nicht mehr ignorieren. Sie muss sich nicht nur mit der Krankheit ihres Vaters auseinandersetzen, sondern wird in dieser Zeit auch mit der Vergangenheit ihrer Familie konfrontiert. Ernst ist in jungen Jahren ein Macher mit dem Wunsch nach Freiheit und Gerechtigkeit. Krank im Alter ist er unwirsch, manchmal sogar regelrecht aggressiv, dann wieder teilnahmslos und in Gedanken versunken. Leni hängt sehr an ihrer Familie und will diese nicht verlassen, aber ein Leben ohne ihre große Liebe Ernst kann sie sich auch nicht vorstellen. Als gealterte Frau wirkt Leni ängstlich und gleichzeitig fordernd gegenüber ihren Kindern. Brittas Geschwister spielen ebenfalls untergeordnete Rollen sowie einige andere Protagonisten.
„Die vergessene Heimat“ ist eine berührende, spannende und sehr offen dargebotene Familiengeschichte, die nicht nur die letzten Tage vor dem Mauerbau der DDR und die Flucht sehr plastisch beschreibt, sondern auch die Gegenwart mit den Folgen einer Demenzerkrankung ungeschönt offenbart. Der aussagekräftige Titel ist praktisch Programm. Ein besonderer Dank gilt hierbei der Autorin für ihre Offenheit! Absolute Leseempfehlung für eine einfühlsame und doch realistische Darstellung der jeweiligen Ereignisse!
Die Geschichte (eigentlich sind es zwei Geschichten) hat mein Herz berührt!
Jeanette Lube aus Magdeburg am 08.12.2020
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Dieses Buch erschien 2020 im Wilhelm Goldmann Verlag und beinhaltet 435 Seiten.
„Die Freiheit beginnt auf der anderen Seite“
Von der Flucht ihrer Eltern aus der DDR wusste sie. Doch erst nach Jahrzehnten kommt die erschütternde Wahrheit ans Licht. Ihr Vater erkrankt an Demenz und er verrät unabsichtlich dramatische Details aus dem Jahr des Mauerbaus 1961.
Dieser Roman basiert auf der wahren Geschichte der Eltern der Autorin.
Der Schreibstil der Autorin Deana Zinßmeister hat mich komplett fasziniert und überzeugt. Ich war sofort in der Handlung der Geschichte. Da es sich hier um eine wahre Geschichte handelt, hat sie mich umso mehr erschüttert. Besonders gut gefallen hat mir, dass die Zeitsprünge uns immer von der Gegenwart ins Jahr 1961 katapultiert haben. Ich habe die ganze Zeit das Gefühl gehabt, alles direkt mitzuerleben. Zum einen also ging es um die Erkrankung des Vaters und zum anderen um die Flucht aus der DDR in die BRD. Alles wurde echt anschaulich erzählt. Die Demenz des Vaters so mitzuerleben, hat mich sehr berührt, denn auch in meinem Bekannten- und Verwandtenkreis gibt und gab es Menschen, die an dieser Krankheit erkrankten und es ist wirklich nicht einfach, mit der Tatsache klar zu kommen, dass die Kranken sich immer mehr von uns entfernen und in ihre eigene Welt abtauchen. Es handelt sich hier um eine Geschichte, die mir sehr zu Herzen ging und mir Tränen in die Augen trieb. Die Flucht war so aufregend geschildert, dass ich teilweise fast die Luft angehalten habe. Dies ist ein Buch, das mich so sehr in seinen Bann gezogen hat und mich letztendlich nicht mehr losgelassen hat! Ich konnte es nicht mehr aus den Händen legen und habe es fast verschlungen. Wieder einmal wird mir klar, wie gut wir es doch heute haben, dass wir nicht mehr bespitzelt werden und nicht in solcher Angst leben müssen. Ich selbst bin 22 Jahre in der DDR aufgewachsen und hatte glücklicherweise nicht mit Repressalien zu tun. Und doch bin ich jedes Mal wieder komplett fertig, wenn ich solche Schicksale lese. Diese Geschichte ist auch sehr gut geeignet für alle, die selbst mit Demenzkranken zu tun haben. Ich bewundere die Autorin und deren Familie, dass sie sich so sehr um ihren kranken Vater gekümmert haben. Eine ganz große Leistung! Danke, dass ich dieses tolle Buch lesen konnte und ich empfehle es sehr gern weiter!
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Diese Geschichte beruht auf einer tatsächlichen Begebenheit. 1961 gelingt es einer Familie kurz vor dem Mauerbau aus der DDR zu fliehen. Saarland 2014 wird bei Ernst, einem dem die Flucht damals gelang, Demenz festgestellt.
Hier wird auf dramatische Weise die zunehmende schwierige Situation von Querdenkern damals in der DDR geschildert. Aber auch gleichzeitig das Thema Demenz angesprochen. Wie schwierig ist der Umgang mit dieser Krankheit, das fast eine Familie daran zerbricht.
Es ist ein sehr einfühlsamer Roman. Aber auch gleichzeitig eine spannende Geschichte, wenn es um die Flucht geht.
Eine gut gelungene Kombination.
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Mir hat dieser Roman besonders gut gefallen und tief bewegt, vor allem weil man weiß, dass sich alles wirklich genauso zugetragen hat. Die Autorin hat ihre eigene Familiengeschichte erzählt und das spürt man auch zwischen den Zeilen.
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