Santiago, ein andalusischer Hirte, hat einen wiederkehrenden Traum: Am Fuß der Pyramiden liege ein Schatz für ihn bereit. Soll er das Vertraute für möglichen Reichtum aufgeben? Santiago ist mutig genug, seinem Traum zu folgen. Er begibt sich auf eine Reise, die ihn über die Souks in Tanger bis nach Ägypten führt, er findet in der Stille der Wüste auch zu sich selbst und erkennt, dass das Leben Schätze bereithält, die nicht mit Gold aufzuwiegen sind.
»Der Alchimist« von Paulo Coelho wurde bereits im Jahr 1988 veröffentlicht. Im Frühling 2021 erschien das Buch beim Diogenes Verlag im neuen Gewand, was mir als Anlass diente, es endlich zu lesen, da es sich schon lange auf meiner Wunschliste befand. Im Mittelpunkt steht der junge Andalusier Santiago. Dieser sollte ursprünglich Priester werden, da er aber lieber reisen wollte, wurde aus ihm ein Schafhirte. Als ein wiederkehrender Traum von einem Schatz den jungen Hirten nicht mehr loslässt, beschließt er sich auf den Weg nach Ägypten zu machen. Auf seiner Reise lernt Santiago nicht nur neue Menschen und Gebräuche kennen, sondern vor allem sich selbst.
Selbsterkenntnis ist ein großes Thema in »Der Alchimist«. Ob Santiago oder ein Kristallglas-Verkäufer - Coelho macht immer wieder deutlich, dass man an sich glauben und den Mut haben soll, seine Träume zu verfolgen, auch wenn sich dieses Vorhaben oft als schwierig erweist. Wir sollten immer auf unser Herz hören, denn nur dann erfahren wir, was wir wirklich wollen. Klingt kitschig? Ist es auch, aber dadurch wird es nicht weniger wahr. »Der Alchimist« bringt dazu, innezuhalten und nachzudenken. Wobei ich anmerken muss, dass Coelho mir keine komplett neue Sicht eröffnet hat. Das, was man in dem Buch liest, weiß eigentlich jede:r, aber Coelho hat es dennoch irgendwie geschafft, dass ich beim Lesen bewusst über mich selbst nachgedacht habe.
Coelhos Buch gibt es mittlerweile seit über dreißig Jahren. Es wurde in verschiedene Sprachen übersetzt und von vielen Menschen gelesen. Anscheinend kann Zeit diesem Buch nichts anhaben, weil hier Dinge angesprochen werden, die eine große Anzahl von Leuten berühren. Vermutlich, wird das Buch auch die nächsten Jahre immer wieder neu veröffentlicht, da viele für solche Geschichten offen zu sein scheinen. Unter anderem liegt es aber auch an Coelhos Schreibstil - er benutzt zwar einfache Worte, stoßt aber Gedankengänge an, die ins Unendliche gehen.
„Erst die Möglichkeit, einen Traum zu verwirklichen, macht unser Leben lebenswert.“ – Zitat (»Der Alchimist« von Paulo Coelho, S. 18)
Auch wenn ich das Buch größtenteils gut fand, habe ich dennoch etwas zu bemängeln. Aus meiner Sicht ist »Der Alchimist« hauptsächlich an Männer und nicht an Frauen gerichtet. Ich will hier niemandem – und vor allem nicht dem Autor – zu nahe treten, aber mir gefällt nicht die Rolle der weiblichen Figuren. Während Männer in die große weite Welt reisen, bleiben Frauen dort, wo sie sind. Anstatt zu zeigen, dass auch Frauen ihren Träumen folgen sollen, lässt Coelho sie nur als unscheinbare Nebenfiguren auftreten. Als Beispiel können hier eine Wahrsagerin, die vom Geld ihrer Kinder lebt und eine junge Frau, die brav auf den Protagonisten wartet, genannt werden.
Fazit
»Der Alchimist« von Paulo Coelho hat mir zwar nichts Neues eröffnet, aber es dennoch geschafft, mich zum Nachdenken zu bringen.
Paolo Coelhos bekanntestes Werk - welches ihm zum großen Autor-Durchbruch verhalf - ist keine Lektüre wie die meisten anderen. Dies spiegelt sich in der Resonanz des Buches wieder: man liebt 'Der Alchimist' entweder, oder man hasst ihn. Das ist stark formuliert, aber viele Leser scheinen doch eine gewisse Verachtung für das Buch zu hegen, während der (größere) Rest von dem Buch jahrelang schwärmt. Ich persönlich gehöre zu letzteren Lesern.
Doch warum ist 'Der Alchimist' ein so durchwobener Titel? Simpel gesagt: Coelho behandelt Spiritualität in großem Maße. Dies leitet dazu, dass manche Punkte des Plots gezwungen wirken können, dass dialogtechnisch Realitätsnähe fehlen kann und Religiösität als das 'Non-Plus-Ultra' erscheinen kann - alles Punkte, die den Ottonormalleser abschrecken können. Trotzdem will ich betonen, dass 'Der Alchimist' wunderbar flexibel mit dem Thema umgeht. Wenn man Santiagos Reise als eine persönliche Erfahrung für den Leser ansieht, wenn man die religiösen Konnotationen auf sich selbst reflektiert und man wie Santiago blind dem Plot folgt, wird man eine Goldgrube an Weisheiten entdecken und das Buch lieben lernen. 'Der Alchimist' ist eine Reise für den Leser, kein Fantasy-Buch. So simpel ist es. Wer sich auf den tief persönlichen Kontext einlässt und innere Spiritualität nicht verabscheut, wird mit einer Lektüre bedient, die vollends glücklich machen kann.
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