Castle Freeman ist zurück: „Charmanter, beinharter Country Noir, in dem alle immer sehr viel klüger sind, als sie tun.“ Simone Buchholz
Lucian Wing, der „Hinterwäldler mit Sheriffstern“, bekommt hohen Besuch. Männer in Nadelstreifenanzug und Seidenkrawatte sieht man in dem kleinen Nest in Vermont selten. Der vollmundige Anwalt aus New York behauptet auf der Suche nach der verschwundenen Tochter seines Auftraggebers zu sein. Gemeinsam mit seinem neuen Deputy, dem wortkargen Treat, nimmt Wing die Spur auf. Doch schon bald wünscht er sich, er hätte auf seinen Instinkt gehört. Denn urbaner Großschnäuzigkeit sollte man niemals trauen. Castle Freeman ist zurück mit einem modernen Western über das ländliche Amerika – für Fans von „Fargo“ und „Three Billboards“.
Per Zufall bin ich auf diesen Titel gestossen und hellauf begeistert. Der "Charmanter, beinharter Country Noir, in dem alle immer sehr viel klüger sind, als sie tun.“ (Zitat Simone Buchholz) erinnert auch an den Film "Three Billboards outside Ebbing, Missouri.
Absolut lesenswert!
"Immer mit der Ruhe!"
Sagota aus Saarbrücken am 25.10.2021
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
"Herren der Lage" von Castle Freeman erschien im Hanser-Verlag (HC; gebunden, 2021) und der relativ schmale Roman hat es wirklich in sich: Ich kannte den Autor noch nicht, werde jedoch nach dem Genuss von "Herren der Lage" (im Original 'Children of the Valley') und übersetzt von Dirk van Gunsteren) nach weiteren Werken des Autors Ausschau halten...
Lucian Wing, der "Abreger" und Meister der Deeskalation, ist der Sheriff von Cardiff im amerikanischen Vermont und hat es in seinem Job eher mit "Dämlichkeiten" namens Mr. Bud Weiser oder Mr. Jim Beam zu tun als mit groben kriminellen Machenschaften. Sein Credo ist "Immer mit der Ruhe!", bis eines Tages ein halbseidener Anwalt namens Armentrout auftaucht, der im Motel, in dem Clemmie, Lucian's Ehefrau, als stellvertretende Geschäftsführerin arbeitet, unter ganz anderem Namen abgestiegen ist: Er "beauftragt" Wing, die Stieftochter Pamela seines Arbeitgebers Mr. Lord im Tal zu finden, die ausgerissen ist. Die Belohnung durch den reichen Mr. Lord soll stattlich ausfallen: Wing mag allerdings keine Aufträge von Menschen, die verschiedene Namen haben und auch von Leuten, die ihn finden wollen....
So macht sich Lucian selbst ein Bild und fährt nach dem Alarm von Mrs. Truax in deren Waldgebiet, wo er zwei Teenager vorfindet, die dort campieren: Pamela und Duncan verstecken sich vor den Schergen des Mr. Lord, und dies aus gutem Grund. Der weitere Verlauf dieses köstlich zu lesenden Romans mit Krimielementen wird nun von weiteren Verstecken für Pammy und Duncan bestimmt, wobei Wing dem halbseidenen Anwalt und dessen Kumpanen, die auch gerne mal zerstörerisch zu Werke gehen, immer einen Schritt voraus sein muss. Diese Situation soll so lange anhalten, bis die Mutter von Pamela auftaucht, die sich gerne in der Welt herumtreibt und im Jet Set lebt, sich mit reichen Gönnern (und Ehemännern wie Lord) umgibt, die Provinz und das Hinterwäldlerische jedoch verabscheut (weshalb sie die Verlobung mit Addison, dem Schwiegerpapa von Lucian Wing, damals löste)...
Der Schreibstil von Freeman ist einfach nur köstlich: In wenigen Worten und fast slapstickhaft sowie mit bissigem, schrägem und schwarzem Humor lässt er Wing im Stile eines Western noir zu Höchstform auflaufen: Erteilt Seitenhiebe in die amerikanische Gesellschaft, die in den 60ern gerne mit der Familienkutsche am Wochenende von einem (schäbigen) Motel zum nächsten fuhr, um dann späer lieber zu Hause zu bleiben und fernzusehen...
Die Dialoge sind allesamt zum Schmunzeln und besonders köstlich fand ich jene zwischen Lucian und seiner Ehefrau Clemmie, die gewisse "Dinge" und Zusammenhänge voraussehen kann.
Man lernt Wingate kennen, den früheren Chef und Sheriff, der nun im Altenheim sitzt, sich redlich fithält und nicht davon lassen kann, überall dort aufzutauchen, wo er Arbeit wittert; Big John, einen wilden Keiler, der später Lucian aus einer brenzligen Situation retten sollte und Tierschützer, die trotz gegensätzlicher Ansichten (in Person von Cola, dem Schrottplatzhändler) und Millie, der Aktivistin, sich doch menschlich annähern sollten. Auch Addison, der Schwiegervater von Wing, fand ich absolut köstlich. Ob es die "hinterwäldlerische" Kleinstadtgemeinschaft schaffte, Pamela vor ihren Widersachern zu verstecken und was tatsächlich hinter dieser Geschichte steckt, muss jeder selbst herausfinden:
Ich hatte jedenfalls ebenso wie Addison viel Spaß an der Geschichte, deren letzten Seiten ich nur noch schmunzelnd las.
Fazit:
Ein sympathischer Sheriff mit dem Herz am rechten Fleck löst einen "haarigen" Fall im "Hinterland" der USA: Schräg, bissig, witzig, komisch und auch kritisch, in die (gesellschaftliche) Tiefe gehend! Von mir eine ganz klare Leseempfehlung und 4,5 Sterne!
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Ja, er war bewaffnet und gefährlich, und außerdem war er ... wie sagt man noch? Impulsiv!"
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
"Es gab im Tal viele, die Cola für verrückt hielten. Ich gehörte vielleicht auch dazu. Aber ob verrückt oder normal - Cola konnte uns von Nutzen sein. Der Zweite Weltkrieg war sein Hobby, und so gab es auf dem Gelände von "Dead River Instandsetzung" jede Menge ausrangiertes Zeug von der Army. Das Herzstück von Colas Sammlung war ein Juwel, ein echtes Kleinod in Form eines Browning Automatic Rifle, eines leichten Maschinengewehrs. Die BAR funktionierte einwandfrei. "Wo hast du das Ding her?" fragte man ihn. "Beim Pokern gewonnen..."
"In diesen geistfernen Zeiten", wie sie der große Hans Wollschläger schon in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts auszumachen glaubte, (Ich vermag mir gar nicht vorzustellen, was er jetzt sagen würde...), braucht man ab und an einfach mal eine Auszeit von der permanenten Anspannung, oder?
Ich kann Ihnen für diesen Fall die Bücher von Castle Freeman nur nachdrücklich an`s Herz legen. Seine Romane, bis dato drei an der Zahl, um Sheriff Lucian Wing aus Cardiff, Vermont, sind einfach nur genial! Freemans lakonischer Erzählstil, sein tiefschwarzer, knochentrockener Humor und seine überbordende Fantasie bergen höchstes Suchtpotential, machen abhängig, sind allerdings, außer für Ihre Lachmuskeln, nicht gesundheitsgefährdend!
Im "Herren der Lage" fordert ein, ein wenig halbseiden wirkender, Edel-Anwalt aus New York namens Armentrout Wing auf, ein junges Mädchen zu finden, die samt ihrem Freund aus einer Uperclass-Schule verschwunden ist. Die Spur der beiden verliert sich in des Sheriffs Tal. Da sein Gefahr-Radar unmittelbar und heftig ausschlägt, verspricht Lucian Wing zwar zu helfen, ist aber keinesfalls bereit, das junge Paar ausgerechnet diesem Nadelstreifen-Anzug auf zwei Beinen auszuliefern - dazu will und muss er erst mehr über die ganze Angelegenheit wissen. Also geht er das Ganze völlig in Ruhe an, durchdacht, intelligent und voller ungeäußerter Empathie. Und rechnet natürlich damit, dass das zu gewissen Komplikationen führen könnte. Leider wird es alles noch viel schlimmer als vermutet - aber der Mensch wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben...
Castle Freeman ist ein Meister des Worts, geschliffen, subtil, lässig, auf das wesentliche reduziert ist seine Sprache, die von Dirk van Gunsteren makellos in`s Deutsche übertragen wurde, einfach ein Genuss! Und so gut...
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Wer noch nie einen Roman von Castle Freeman gelesen hat, hat wirklich etwas verpasst. Kaum ein Autor schafft es, mit so wenigen Zeilen, bzw. Seiten solch tolle Geschichten zu erzählen. Der Autor zeigt ein Stück "tatsächliches"Amerika. Die Geschichte ist humorvoll, spannend und interessant. Freemans Erzählstil lässt sich am leichtesten mit lakonisch beschreiben, ist aber dennoch unnachahmlich. Einziges kleines Manko: Die Geschichten sind viel zu kurz, aber vielleicht ist das gerade das besondere an den Erzählungen von Castle Freeman. Auf wenigen Seiten alles gesagt zu haben.
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