Endlich: Kommissar Adamsberg ist zurück! Und er ist bereit für seinen bislang spektakulärsten Fall!
In Louviec, einem kleinen Ort in der Bretagne, gehen merkwürdige Dinge vor sich: Ein Wildhüter wird mit einem kostbaren Messer in der Brust tot aufgefunden. In der Nacht zuvor wollen die Alten des Dorfes den hinkenden Schritt eines Geistes gehört haben, der immer dann erklingt, wenn Unheil bevorsteht. Als Adamsberg, der legendäre Kommissar, von dem Fall Wind bekommt, ist er nicht mehr zu halten: Er steigt in die Ermittlungen ein, und sofort fallen ihm drei Flohbisse an der Leiche auf, ein Detail, das sonst niemand gesehen hat. Noch ahnt er nicht, dass dies nur der Auftakt ist zu einer Mordserie, die das Dorf erschüttern wird…
»Fred Vargas ist einfach großartig. Das ist das Schöne an diesen Krimis: die schrägen Dialoge, die Ironie und die Leichtigkeit, die alle Ermittlungen beflügeln.« Brigitte
Lesen Sie auch die anderen Bände der Reihe um Kommissar Jean-Baptiste Adamsberg!
Wer die Bücher von Fred Vargas kennt, der dürfte sich bei dem Klappentext zu "Jenseits des Grabes" nichts gedacht haben - alle anderen dürften wahrscheinlich mit dem Kopf schütteln und sollten hiermit vorgewarnt werden:
Gehoben, aber höchst skurril! Mit der Aussage "irgendwie schräg" beschreibt man nicht nur "Fargo".
Und genau das trifft auch auf die Hauptfigur Kommisar Adamsberg zu!
Mich verleitete einst meine Mutter zum Lesen dieser Krimiromane - erzählte sie mir damals nebenbei von Adamsberg, der auf seine ganz eigene Art Morde entschlüsselt - unter anderem muss man ab und an einfach da stehen und "Wolken schaufeln", um das Ganze sehen zu können. Damals waren autistische Züge in der Unterhaltung noch nicht "in" und absolut einzigartig - und heute sind die Geschichten um den besonnenen Kommisar einfach ein Must Have.
Hier wurde ich allerdings nicht so ganz überzeugt.
Dass in der Bretagne die durchstochene Leiche eines Wildhüters gefunden wird, die Anwohner an einen Geist glauben und nur Kommisar Adamsberg Feinheiten am Leichnam entdeckt, geht irgendwie leicht unter.
Diesmal gibt es viele Dialoge - vorallem bei ausgedrehnten Mahlzeiten. Diese (also, die Dialoge) dienen dazu diverse Mythen und Legenden, die für die Dorfbewohner bitterer Ernst sind, zu festigen..
Das erinnerte mich - auch wenn wir hier ein ganz anderes Genre haben - ein wenig an Dean Koontz "Trauma", wo man auch stets die Familie am Esstisch begleitet und so Feinheiten in der Story findet.
Der Fall rückt während der 520 Seiten in den Hintergrund, daher würde ich "Jenseits des Grabes" eher als Roman, statt als Krimi bezeichnen.
Dennoch war es ein freudiges Wiedersehen mit einer speziellen Runde. Schmunzeln und bedächtiges Nicken blieben nicht aus, während ich immer mal wieder zum Buch griff.
Unterhaltung kann Fred Vargas.
"Jenseits des Grabes" von Fred Vargas erschien (HC, geb., 526 S.) im Limes-Verlag, Penguin Randomhouse-Verlagsgruppe. Einige Jahre mussten Vargas-Fans auf diese Neuerscheinung warten, doch daran ist man als eingefleischter Fan der vielfach ausgezeichneten Autorin mittlerweile gewöhnt - zumal es in meinem Fall seit nun fast 30 Jahren meine Krimi-Lieblingsautorin ist. "Sur la dalle" - so der Titel im französischen Original (etwa: Auf der Platte) hat einen engen Bezug zu den Ermittlungen, die der unkonventionelle Jean-Baptiste Adamsberg und seine Brigade Criminelle (aus dem Pariser 13. Arrondissement) dieses Mal führen: Handlungsorte sind Combourg und Louviec in der Bretagne, in der auch der Kommissar bereits war, um eine Auszeichnung aus einem früheren Fall entgegenzunehmen: Allerdings freut er sich einzig auf Kommissar Matthieu, mit dem er später gemeinsam die Ermittlungen zu so einigen Mordfällen leiten sollte: Ein Wildhüter wurde mit zwei Messerstichen in die Brust ermordet - was Adamsbergs stets wache Ermittlungsinstinkte auf den Plan ruft...
Vor Ort in Combourg bzw. Louviec stößt ein Teil der Brigade Criminelle um Adamsberg auf manch illustre Gestalt: Ein Nachfahre des Romantikers Francois-René de Chateaubriand, Josselin mit Vornamen, der dem Dorf Louviec durch seine Auftritte (die er eigentlich nicht mag) Touristenströme verschafft; die Sage um einen Hinkenden vom Schloss Combourg, der nachts durch die Straßen schleicht und hallende Geräusche von sich gibt; Johan, der Wirt des Wirtshauses "Zu den zwei Schilden", der die Teammitglieder und später ganze Gallionen von Polizisten und Personenschützern aufs Vortrefflichste 'bewirtet' und von Retancourt und ihren Fähigkeiten mehr als begeistert ist und einige mehr, von denen noch zu lesen ist: Leider hat Adamsberg nur einen Teil der Brigade mit nach Louviec genommen (Veyrenc, den er bereits aus seinem Heimatdorf in den Pyrenäen kennt und schätzt; Noel, Retancourt (Universalgöttin mit geballter Kraft, die sie in alles verwandeln kann - ausser in Feingefühl und Sanftmut - eine meiner Lieblingscharaktere) und Mercadet, IT-Spezialist par excellence mit dem Handicap, dass er alle 4 Stunden schlafen muss...) Über das Wiedersehen mit diesen habe ich mich mehr als gefreut, auch wenn ich Danglard, der mit den anderen in Paris zurückblieb, schmerzlich vermisst habe.
Da scheinbar wahllos weitere Personen mit Messerstichen (das Messer ist dasselbe wie beim Wildhüter, ein exquisites Ferrand-Messer) ermordet werden, hat Adamsberg und die Brigade einen längeren Aufenthalt in Louviec und eine (bzw. mehrere) Nüsse zu knacken: Unweit Louviec's befindet sich ein Dolmen, den Adamsberg sich für seine "gedanklichen Spaziergänge" auserkoren hat (und ihn später mit Leibwächtern aufsuchen sollte, da auch er zu den Mordopfern zählen könnte). Hier stellt Adamsberg fest:
"Wenn faktische Elemente sich sträuben und nicht erlauben, einen Täter zu benennen, dann hat man keine Wahl, als in der Welt der frei schwebenden Gedanken und im Schlamm versunkener Ideen einzutauchen" (Zitat S. 171)
Daher ist es unerlässlich, je verworrener die Mordfälle werden (auch für den Leser), dass Adamsberg seinen Dolmen von Zeit zu Zeit aufsucht und die 'vagen Ideen' in Form von Blasen aus dem schlammigen See an die Oberfläche gelangen können, er sie zu fassen bekommt und in Erkenntnisse umwandeln kann. Die Vergnüglichkeit des Lesens ist in allen Vargas-Krimis diesen "Kernstücken der Adamsberg'schen Ermittlungsweise" (seine einzige) zu finden: Entweder man liebt sie, oder man mag sie nicht.
Vargas gibt dem Leser durchaus Hinweise, den Mörder aufzuspüren: Wieso hat jedes Opfer ein befruchtetes Ei in der Hand? Was haben die Opfer gemeinsam? Spielt der Verein der "Schattenschützer" (die bereits eine Liste der Schattenschmutzer hat!) eine Rolle bei den Morden? Was hat der bereits seit Schulzeiten mit krimineller Energie versehene Inhaber des Möbelgeschäfts "Ihr Zuhause von A bis Z" im Industriegebiet Combourg mit den Morden zu tun?
Da sich die Brigade immer mal stärken muss, ist Johan einer große Stütze, der alle mit hervorragenden Speisen und Chouchon (das Vermächtnis der Druiden und eins der ältesten Getränke der Welt) versorgt und ganze Bataillone von Personenschützern problemlos bewirten kann (und natürlich zum Freund von Adamsberg wird im Laufe der Ermittlungen). Humor kommt in Form eines speziellen "Trunks" von Johan auf, der Mercadet problemlos wachhält und Johan fast zu einem Miraculix wird; aber auch in Form einer Schildkrötenformation, wenn auch der Hintergrund weniger lustig ist und man Angst um den Wolkenschieber (mit Streifschüssen bereits versehen) bekommt. Die Dialoge sind typisch für Vargas-Krimis und lassen einen als LeserIn schmunzeln; die Ureigenschaft der Bretonen kommt natürlich auch zum Tragen: "Die Bretagne, Land der ewigen Rebellion und der unmöglichen Unterdrückung" (Alexandre Dumas: Les Chroniques de la Régence, 1849, Zitat S. 227) - ein weiteres Merkmal der Fred-Vargas-Krimis.
Im letzten Drittel steigt die Spannung an; viele Vernehmungen und Verhöre liegen vor der Brigade und Matthieus Leuten, die vor Ort unterstützen - und könnten hier wegen des Großaufgebots an organisierter Kriminalität wie auch an Personenschützern für etwas Verwirrung sorgen. Einige LeserInnen mag das stören; mich aber hat der neue Kriminalroman von Fred Vargas eher amüsiert und ich hatte unterhaltsame Lesestunden in einer meiner französischen Lieblingsregionen: Der Bretagne!
Fängt etwas verworren an, entwickelt sich dann aber gewohnt ungewohnt. Fred Vargas lohnt sich immer und hat auch hier wieder einen intelligenten, interessanten, spannenden und ungewöhnlichen Krimi vorgelegt. Das Warten hat sich gelohnt!
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Adamsberg ermittelt wieder – diesmal verschlägt es ihn in die Bretagne …
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
… auch wenn der Plot nicht so elegant wie die Vorgänger gehalten ist (der feine Humor ist dennoch vorhanden), war es doch wieder schön für mich eine Fred Vargas zu lesen. Der eigentliche Fall (auch interessant) tritt zwischenzeitlich in den Hintergrund, um Platz für einen anderen Erzählstrang zu geben, der mir persönlich jedoch gut gefallen hat. Als Einstieg in die Lesewelten Fred Vargas empfehle ich andere ihrer Werke. Allen anderen Leser:innen dient dieses einer kurzweiligen Überbrückung der Wartezeit auf die nächsten, von denen ich mir erhoffe, dass es in ihnen gewohnt schräger zugehen wird :-)
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