Eine Woche bis zur Hochzeit ihrer Tochter und Agnes beschleicht ein ungutes Gefühl: So viele Therapeut:innen unter den Gästen, wenn das mal gutgeht. Sie ahnt nicht, wie recht sie hat! Da wäre zum Beispiel ihr Onkel Malcolm, der Agnes nach dem Tod ihrer Eltern aufzog und nie den Mut aufbrachte, ihr zu erzählen, wessen Kind sie wirklich ist. Joseph wiederum ist heimlich in Agnes verliebt, seit sie vor Ewigkeiten bei ihm in Therapie war. Beide Männer haben sich vorgenommen, ihre Geheimnisse endlich zu lüften. Der größte Risikofaktor für die Hochzeit ist jedoch Agnes selbst, die sich gerade von einer intensiven Affäre erholt, von der niemand wissen soll.
Nach dem Klappentext hatte ich erwartet, dass es auf der Hochzeit mit vielen Therapeuten zu Verwirrungen und gelüfteten Geheimnissen kommt, die humorvoll erzählt werden. Stattdessen wird aus drei Perspektiven eine Geschichte erzählt, die durch Affären und Überschneidungen geprägt ist. Manchmal musste ich überlegen, wer noch mal zu wem gehört. Es sind nur drei Therapeuten auf der Hochzeit und nur einer hat eine zentrale Rolle in der Geschichte.
Malcolm überreicht auf der Hochzeit seiner Nichte Agnes einen Brief ihrer verstorbenen Mutter und lüftet somit ein Land gehegtes Geheimnis. Die Kapitel aus Sicht von Malcom (Theologe), Joe (Therapeut) und Agnes (Philosphin) sorgen für Einblicke in die Vergangenheit und aktuelle Entwicklungen. Generell mag ich wechselnde Perspektiven, aber hier fand ich es anstrengend, da manche Kapitel sehr lang sind.
Den Schreibstil fand ich schwierig. Die Sätze sind oft schwülstig und hochgestochen. Die Figuren und ihr Verhalten waren mir unsympathisch. Ich konnte mich nicht für die Geschichte begeistern.
Ich war mir gar nicht so sicher, was ich von diesem Buch erwarten sollte. Die Beschreibung macht auf jeden Fall neugierig, hat mich aber gleichzeitig auch etwas eingeschüchtert, weil ich mich fragte, wie eine Geschichte, die aus Sicht von Psychologen und Philosophen erzählt wird, wohl anklingen mag. Und tatsächlich hat mich das Buch auch eher unschlüssig zurückgelassen, denn einerseits hat das aufbereitete emotionale Chaos durchaus Unterhaltungswert; es war aber stellenweise auch recht anstrengend, mit diesen so intelligenten, so geplagten Figuren Schritt zu halten.
Zum Inhalt: Es ist die Hochzeit ihrer einzigen Tochter und trotzdem kann Agnes nicht nur Freude an diesem Ereignis finden. Denn nicht nur lässt sie der Veranstaltungsort, ihre einstiges Zuhause, erschaudern, sie hat auch mit den Dämonen ihrer jüngsten Vergangenheit und eigenen Kindheit zu kämpfen. Und nicht nur Agnes beschließt, zu diesem Schlüsselereignis aufzuarbeiten, was sie plagt, auch ein paar andere Gäste haben eine eigene Agenda.
Die Geschichte wird aus den wechselnden Perspektiven, der bereits im Klappentext angeteaserten Personen erzählt, die alle in irgendeiner Form miteinander verbandelt sind. Ich kann nicht genau den Finger darauf legen, woran es lag, aber ich fand die im Mittelpunkt der Geschichte stehenden Personen alle furchtbar unsympathisch, teilweise blasiert und anmaßend in ihrer Lebens- und Denkweise und gleichzeitig irgendwie weltfremd. Gleichzeitig lag darin vermutlich für mich auch der Reiz der Geschichte, man konnte sich wunderbar von den Figuren distanzieren, schamlos auf ihr Leben, die Art wie sie (glauben zu) lieben und die Tragik der Vergangenheit blicken.
Die einzelnen Handlungsstränge sind an sich gut miteinander verstrickt, einzelne Ereignisse werden aus verschiedenen Perspektiven wieder aufgenommen und man bekommt als Leser überzeugend rüber gebrachte Innenansichten geliefert. Die Beziehungskonstrukte sind denkbar instabil, merkwürdig miteinander verwoben und beinahe fließend ineinander übergehend.
Den Erzählstil fand ich genauso inkonsistent wie die Beziehungen, Gedanken und Emotionen der drei Hauptfiguren. Teilweise schwülstig, teilweise sehr pointiert wird hier auf die Vergangenheit, die Liebe, das Konstrukt der Familie und andere soziale Gefüge geblickt. Insgesamt passt das als Gesamtwerk ganz gut zusammen und ich habe die Geschichte mit einer Mischung aus Faszination und Unglauben verfolgt. War für mich mal was ganz anderes, als die Bücher die ich sonst so lese.
Jane Campbell entdeckt zu haben, ihre „Kleinen Kratzer“ hatte ich schon länger auf der Leseliste, erfreut mich sehr.
Sie selbst Analytikerin, nimmt das Thema auf und lässt Agnes, Joe und Malcolm abwechselnd ihre Geschichte erzählen.
Steht es uns zu für andere zu entscheiden? Welche Geheimnisse sollte man für sich behalten?
Nach und nach spinnen sich Familienbande zusammen und alles nur wegen eines Briefes mit höchst wichtigem Inhalt.
Ein ergreifender, erhellender und sehr unterhaltsamer Roman zugleich.
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Nach 50 Jahren hat sich Malcolm endlich dazu durchgerungen, einen Brief seiner verstorbenen Schwester an seine Nichte auszuhändigen. Der Inhalt könnte einige Emotionen freisetzen. Jetzt möchte Malcolm ihn ausgerechnet zur Hochzeit seiner Großnichte übergeben. Da sind Konflikte schon vorprogrammiert.
Bei diesem Roman blitzt die Handschrift der Psychoanalytikerin Campbell auf. Fast meint man bei den drei Protagonisten, die abwechselnd über ihr Leben berichten und viel von ihrem Innenleben preisgeben, einer Selbstanalyse beizuwohnen.
Sprachlich ist der Roman flott geschrieben mit einem gewissen Sprachwitz. Aber trotzdem verpackt Campbell dezent schwierige Themen in den Text wie Trauer, Trauma und die Suche nach der Liebe. Für mich war es ein großes Lesevergnügen.
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