Kansas, 1870: Der Student Will Andrews kehrt Harvard den Rücken, um im Wilden Westen sein Glück zu finden. Er landet in Butcher's Crossing, einem Ort mitten im Nirgendwo. Dort wimmelt es von rastlosen Männern, Huren und zwielichtigen Gestalten. Auf der Suche nach Geld und Abenteuern schließt sich Andrews einer Gruppe von Büffeljägern an. Nach einer strapaziösen Reise gelangen sie ans Ziel und geraten, besessen vom Töten der Büffel, in einen Blutrausch. Bald holt der Winter sie ein. Erst im Frühjahr, halb wahnsinnig durch Hunger und Kälte, können sie heimkehren. Doch was sie erwartet, ist eine Welt, die sich genauso endgültig verändert hat wie sie selbst.
Hörbuch, 8 Stunden, 57 Minuten gesprochen von Johann von Bülow
Nachdem ich von John Williams Buch Stoner so begeistert war, habe ich mir diesen Western als Hörbuch zugelegt und bin wieder begeistert. Der Vorgänger ist allerdings ein Klasse besser, der hätte 7* verdient.
Dieses historische Buch in die Richtung moderner Wild West abzulegen, unverklärt, weit entfernt von einer Karl-May Beschreibung. Williams löst sich von den amerikanischen Mythen, weist dem Westernklischees den Rücken. Es geht nicht um große Ideale und Abenteuer, die Büffeljagd war ein Geschäft. Der Leser wird mit Entbehrung, harter Arbeit und dem Tötens konfrontiert, riecht förmlich beim Lesen die ungewaschen Männer, die Büffel, den Geruch von Blut. Männer und Tiere in der Wüste, die fast am Verdursten sind, Ochsen, deren Zungen mit dem letzten Wasser befeuchtet werden, damit ihre Zungen nicht anschwellen, eindrückliche Beschreibungen, die es dem Leser erscheinen lässt, als reite er mittendrin. Behutsam badete Miller das rauhe, gequollene Fleisch; Hand und Handgelenk steckten tief im Hals des Ochsen. Phantastisch, wie Williams die Herstellung von Patronen beschreibt, die die Männer erst kurz vor der Jagd in der Einöde herstellen, weil sie sonst verdorben wären.
Psychologisches, wie die Verhaltensweisen von Miller, der im Blutrausch einen Büffel nach dem anderen abknallt oder seine Handlungsweise, als die Truppe nach Butchers Crossing zurückkehrt, sind fein beobachtet und erzählerisch eindrücklich dargestellt.
Um 1870 finanziert Will Andrews, der Harward-Student aus Boston, Miller den Deal seines Lebens, eine Jagd auf die kostbaren Felle der Büffel in einem unbekannten Tal in den Rocky Mountains. Will sucht das große Abenteuer. Er wird es erhalten, den Ritt in die Hölle. Büffel sind zu der Zeit fast ausgestorben, für Felle wird viel Geld geboten. Miller behauptet, er wisse, wo sich immer noch große Herden aufhalten, völlig versteckt. Miller, ein knallharter Trapper alten Stils, geldgierig, abenteuerlustig, abgebrüht, dagegen Will Andrews, ein verweichtes Söhnchen, naturbegeistert und idealistisch, hochnaiv, ein Stoff, aus dem sich mehr als eine gute Geschichte entwickelt. Miller ist ein Mistkerl, aber auch er zeigt einen weichen Kern. Mit von der Partie ist sein Freund, der leicht verrückte Charley Hoge, den Miller einst vor dem Kältetod rettete, wobei er ihm allerdings die verfrorene und verfaulte Hand amputieren musste. Fred Schneider ist dabei, der beste Häuter. Er erklärt Will später, wie man Tiere ausweidet und das Fell sachgemäß abzieht. Innereien, die sich als schwierig gestalten, Gestank, Fliegenheere, der Leser ist mit allen Sinnen dabei. Nach acht Monaten kehren die Männer zurück: Meine Güte, ihr Männer verbreitet einen mächtigen Gestank, sagt der Rezeptionist im Hotel von Butchers Crossing. Ich möchte den Ausgang der Geschichte nicht verraten. Nur so viel, es wäre kein Williams, wenn dieser Roman kein Drama wäre.
Dieser Roman ist amerikanische Geschichte. Aber es ist mehr, denn Williams beschreibt eindrücklich Naturgewalten (die Wüste und Schneestürme), die Gier des Menschen und seine grausame Gewalt, seine Dummheit, sich selbst seine Lebensgrundlage durch Zerstörung zu entziehen. Williams beschreibt aber auch die Schnelligkeit der Märkte, den Zerfall von Siedlungen, wenn sie sich den Märkten nicht anpassen können. Schäbige Hotels, schmutzige Saloons, ein Stück von Wild West in seiner Reinform. Von den geschätzten 50 Millionen Büffeln, die es in Amerika einmal gegeben hat, waren um 1900 nur noch 500 Exemplare übrig. Fasziniert durch die Dramaturgie und die gewaltige Sprache wird der Leser mitgezogen in eine vergessene Welt, weit entfernt vom Kitsch des Malboroman.
Ein fabelhafter Roman, den ich von der ersten bis zur letzten Seite in vollen Zügen genossen habe. Die Bildsprache von Williams ist unglaublich. Sie folgt nicht dem üblichen Strang einer Western-Geschichte sondern zeigt viel mehr das grosse Leid dieser Zeit, die oftmals so romantisiert wird.
In einem kleinen Nest irgendwo im Nirgendwo der Prärie versucht ein junger Student aus gutem Hause seine Erfüllung zu finden. Hierfür heuert er bei einem Trupp Büffeljäger an, deren engstirniger Anführer die Gruppe nach anfänglichen Erfolgen ins Verderben leitet.
Die Stimmung des Buches scheint so wortarm wie ein Clint Eastwood Western, es wird nichts beschönigt oder glorifiziert. Es ist schmutzig, ärmlich und von einem stetigen Pessimismus geprägt. Von der Aufbruchsstimmung der frühen Siedler scheint nichts mehr übrig geblieben zu sein.
Wer wilde Schießereien, Kneipenschlägereien und blutrünstige Ureinwohner erwartet ist hier fehl am Platz. Butchers Crossing ist eine Parabel über die Getriebenheit eines Menschen, über die Sehnsucht auszubrechen aber auch über das Scheitern. Der "wilde Westen" ist Geschichte und ebenso scheinen es der Drang nach Freiheit und Selbstverwirklichung zu sein. Man meint, beim Lesen stets Charles Bronsons Mundharmonikaspiel aus "Spiel mit das Lied vom Tod" zu hören, ahnt der Leser doch, das die Geschichte kein gutes Ende nimmt.
Ein herausragender Spätwestern, für den man kein Fan von Winnetou sein muss!
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Ein ruhig erzählter Western über die widersprüchliche Beziehung zwischen Mensch und Natur: Vier Männer machen in den Rockies Jagd auf eine Büffelherde und begeben sich damit auf die Suche nach einem besseren Leben. Die Spätentdeckung aus Amerika steht Jack London in Nichts nach.
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