Sie heißen Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde. Sie kennen sich, weil das Schicksal ihre Lebenslinien überkreuzte. Als Jugendliche erlebten sie den Fall der Mauer, und wo vorher Grenzen und Beschränkungen waren, ist nun die Freiheit. Doch Freiheit, müssen sie erkennen, ist nur eine andere Form von Zwang: der Zwang zu wählen. Fünf Frauen, die das Leben beugt, aber keinesfalls bricht.
D.K. und D.K. Von Doris Knecht zu Daniela Krien. Diese beiden Autorinnen teilen nicht nur ihre Initialen, sondern in gewisser Hinsicht auch das Thema.
Am 15. Juni erschien in der Neuen Zürcher Zeitung ein Artikel des französischen Philosophen Pascal Bruckner: “Auch in der Liebe sind wir Menschen unvollkommen.” Dort heißt es, dass sich “in Sachen Liebe gar nicht viel verändert (hat). Treue, Familie und Zweisamkeit sind weiterhin wichtige Werte. Nur sind unsere Romanzen wohl ein bisschen grausamer geworden.” Das Intime, so Bruckner, ist der Ort der schönsten Hingabe und der schlimmsten Hinterlist.
Genau wie Esther Perel konstatiert Bruckner, dass “der Markt” ein ganz wesentlicher Bestandteil unserer Liebesbeziehungen geworden ist: “In diesem grossen menschlichen Handel hat jeder von uns einen Wert, er kann sich täglich ändern und hängt von der sozialen Position ab, vom Aussehen, vom Alter, vom Glück. Im Prinzip verheisst unsere Gesellschaft allen maximalen Genuss, doch tatsächlich führen die glücklich Strahlenden eine ganze Horde von Abgewiesenen und Hoffnungslosen im Schlepptau. Der Markt der Anmut gehorcht Gesetzen, die umso erbarmungsloser sind, als sie niemals ausgesprochen werden. Denn schliesslich sind wir alle Betroffene, alle nehmen wir Teil an diesem Krieg der Äusserlichkeiten. Jeder beobachtet jeden, und beobachten bedeutet: evaluieren, prüfen, zurückweisen.”
Und weiter: “Wir unterstehen heute dem Gebot, immer authentisch zu sein, jede unserer Stimmungen ernst zu nehmen und unseren rasch wechselnden Gefühlen Geltung zu verschaffen. So ist man im Prinzip dazu autorisiert, jederzeit und ohne Gewissensbisse sein Wort zu brechen. Man muss schliesslich auf sich selber hören.” Treue und Eifersucht sind trotz der sozialen Entwicklungen nach wie vor nicht aus dem Beziehungsgeplänkel wegzudenken.
Im Grunde ist Bruckners Artikel eine Synopse von Daniela Kriens Roman. Dort ist von der “Wucht familiärer Bindung” die Rede, wo eine der fünf Frauenfiguren “wie alle anderen Familien … mit ihren Kindern und ihrem Mann unter einem Sonnenschirm sitzen (möchte), träge und hitzeschwer und voller Gewissheit darüber, wo sie hingehört”, denn: “Selbst die Verlässlichkeit einer schlechten Ehe war immer noch Verlässlichkeit.” Auf der anderen Seite “kommt die Liebe, wie sie kommen muss – grundlos, schuldlos und zwingend. Sie ist nicht steuerbar und sie ist nicht aufzuhalten.” Meistens kommt sie eben nicht nur einmal. Einigen der Frauen sind mehr Möglichkeiten beschieden als anderen. Manche haben die Wahl (fast ausnahmslos, und wirken dabei seltsam unterkühlt), andere sind Regeln unterworfen, die Einhaltung erforden: “Kein Richter bestrafte die Zuwiderhandlung. Das Leben selbst erledigte dies.” Im Ernstfall sind sie allein. Doch aus diesem Alleinsein lässt sich ein gewaltiges Maß an Stärke ziehen.
Genauer Blick auf Beziehungen und Emotionen
Bewertung am 27.02.2019
Bewertet: eBook (ePUB)
Daniela Krien schildert in ihren dritten Roman, erschienen bei Diogenes, vom Leben und Gefühlswelt von 5 Frauen um die 30. Das tut sie in einer angemessenen, literarischen Sprache, die in ihrer Dizipliniertheit wirklich auffällig ist.
Paula, Judith, Brida, Malika und Jorina sind sehr unterschiedliche Charaktere, teilen aber einige Erfahrungen in Beziehungen und den Problemen, die damit schwingen.
Es wird sehr schön gezeigt, wie Beziehungen sich im Laufe der Zeit verändern können. Eine sehr enge Beziehung (bei Paula und ihrem Mann) kann sich aufgrund eines Verlustes wieder verändern, sogar auseinandergehen. Judith hingegen will weder Bindung noch Kinder. Sie genügt sich selbst und pflegt ihre Freundschaften. Brida verarbeitet ihre Beziehungsgefühle in Bücher. Malika und Jorina wiederum sind sehr unterschiedliche Schwestern.
Jede Figur hat ihren Abschnitt. Das Buch ist also episodenhaft aufgebaut, aber die einzelnen Teile greifen gut ineinander wie ein Reigen. Das bildet keinen Kreis, sondern Figur wird an Figur gereiht.
Die Figuren haben miteinander zu tun, dennoch konzentriert sich jeder Abschnitt auf eine Figur. Mir persönlich haben die ersten beiden Episoden und die letzte am besten gefallen. Das ist aber nicht wertend gemeint, denn andere Leser werden vielleicht andere Episoden favorisieren.
Inhaltlich wie Sprachlich ist der Roman so unaufdringlich wie genau und gelungen.
Unsere Buchhändler*innen meinen
Es ist ein Problem aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite neu und versuchen es noch einmal.
Daniela Krien erzählt die Geschichte von fünf Frauen; Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde. Fünf Frauen, deren Schicksale unterschiedlich zu sein scheinen, sie jedoch alle eine Verbindung zueinander haben. Jeder einzelnen von ihnen wird ein Abschnitt im Buch gewidmet und aus ihrem Leben beschrieben. Hauptsächlich drehen sich die Schicksale der Frauen um ihr Liebesleben und die Beziehungen und Bekanntschaften, die sie im Laufe der Jahre machen. Diese verbinden die Schicksale der Frauen miteinander und so tauchen alle Figuren im Laufe der Geschichte immer wieder auf.
Daniela Krien schreibt ohne sehr viel Schnickschnack oder etwas zu verschönern und doch ist es gerade dieser Schreibstil, der ohne viele Worte viele Bilder in den Kopf zaubern kann. Mir persönlich sind die Schicksale der Frauen sehr ans Herz gegangen. Ich war froh eine Liebesgeschichte lesen zu dürfen die nicht vor Kitsch überquillt!
Es ist ein Problem aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite neu und versuchen es noch einmal.
Dies ist ein gutes Buch, wenn man sich ein wenig (nicht allzu tiefgründig) unterhalten lassen möchte. Ein Blick in gegenwärtiges Leben, in die vielfachen Verluste heutigen Beziehungs-Daseins; die große Freiheit bringt nicht immer das große Glück, wie man in den Geschichten liest. Diese sind weitgehend in der Sprache unseres Alltags verfaßt, der große literarische Eindruck blieb dadurch für mich leider aus.
Kurze Frage zu unserer Seite
Vielen Dank für Ihr Feedback
Wir nutzen Ihr Feedback, um unsere Produktseiten zu verbessern. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir Ihnen keine Rückmeldung geben können. Falls Sie Kontakt mit uns aufnehmen möchten, können Sie sich aber gerne an unseren Kundenservice wenden.