Von der Erfinderin der TV-Serien Weissensee und Ku'damm 56 / 59 / 63
»Dieser Roman kommt genau zur richtigen Zeit.« Iris Berben
Frankfurt 1963. Eva, gelernte Dolmetscherin und jüngste Tochter der Wirtsleute Bruhns, steht kurz vor ihrer Verlobung. Unvorhergesehen wird sie gebeten, bei einem Prozess die Zeugenaussagen zu übersetzen. Ihre Eltern sind, wie ihr zukünftiger Verlobter, dagegen: Es ist der erste Auschwitz-Prozess, der in der Stadt gerade vorbereitet wird. Eva, die noch nie etwas von diesem Ort gehört hat, folgt ihrem Gefühl und widersetzt sich ihrer Familie. Sie nimmt die Herausforderung an, ohne zu ahnen, dass dieser Jahrhundertprozess nicht nur das Land, sondern auch ihr eigenes Leben unwiderruflich verändern wird.
Der Verlag wirbt damit, dass Annette Hess die Erfinderin der TV-Serien „Weissensee“ und „Ku’damm 56 / 59“ ist. Das mag für viele vielleicht schon ein Grund sein, ihren ersten Roman in die Hand zu nehmen. Bei mir war es aber definitiv das Thema, denn ich kenne die Serien zwar vom Namen her, habe sie allerdings nie gesehen. Insofern kann ich Ihnen auch nicht sagen, ob Sie etwas in der gleichen Art oder Qualität vorfinden werden. Ich kann Ihnen also nur etwas über dieses Romandebüt erzählen.
Nachdem ich das Buch geöffnet hatte, fiel mir als erstes die ungewöhnliche Gestaltung des Textes auf. Es gab einen Teil Text und dann kam ein Querstrich. Dies setzt sich durch das ganze Buch fort. Jeder Querstrich ist im Prinzip der Trennstrich zwischen den einzelnen Kapiteln. Aber durch diese Optik erhält der Text irgendwie subjektiv eine andere Qualität. Er wirkt dadurch auf mich eher wie ein Protokoll.
Eva, geboren 1939, ist Dolmetscherin für u.a. Polnisch. Sie arbeitet für eine Agentur und übersetzt zumeist Texte aus dem Wirtschaftsbereich. Völlig überraschend wird sie zu einem Termin gebeten, wo es um eine Zeugenaussage eines Polen geht. Sie hat zu diesem Zeitpunkt überhaupt keine Ahnung, worum es eigentlich geht. Sie lebte bisher ein ganz normales Leben mit ihren Eltern, die eine Wirtschaft mit dem Namen „Deutsches Haus“ betreiben, ihrer älteren Schwester Annegret, einer Säuglingsschwester, ihrem jüngeren Bruder Stefan und dem Dackel Purzel. Sie ist verlobt mit Jürgen, der der Erbe eines Kaufhauskonzerns ist. Sie ist bereit, eine ganz normale Ehe einzugehen, bei der einzig und alleine der Ehemann bestimmt, was sie tun und lassen darf. Doch dann bekommt sie das Angebot als Dolmetscherin bei dem 1. Auschwitz-Prozess mitzuwirken. Ihre Familie und ihr Verlobter sind dagegen, doch entgegen deren Rat, entscheidet sie sich, diese Stelle anzunehmen. Sie ahnt nicht, worauf sie sich da einlässt. Und so begleiten wir Eva durch den 1. Auschwitz-Prozess von 1963 bis 1965. Eva, die bis dahin nichts von der Existenz dieses Konzentrations- und Vernichtungslagers ahnte, identifiziert sich immer mehr mit den Opfern. Und irgendwie kommen ihr so ganz langsam Erinnerungen aus ihrer Kindheit, die sie nicht wirklich zuordnen kann. Ihre Familie behält zu diesem Thema ihr eisiges Schweigen bei.
Dieser Roman hat mich tief aufgewühlt und wird mich noch lange begleiten. Er wirft viele Fragen auf, die mir meine Familie leider nicht mehr beantworten kann. Mich schockiert in diesem Buch wieder, wie auch schon in dem Roman „Wenn wir wieder leben“ von Charlotte Roth, wie vehement die Menschen die Zeit des 3. Reichs totschweigen und einfach vergessen wollen. Meine Mutter ist wie Eva 1939 geboren. Was hat sie von diesen Prozessen mitbekommen? Wie hat sie zu diesem Thema damals gedacht? Sie kann ich noch fragen, aber meinen Vater und meine Großeltern leider nicht mehr. Was hat meine Familie während des 3. Reichs gemacht? Meine Großeltern, Urgroßeltern, Großonkel und Großtanten? Ich werde es nie mehr erfahren? Haben sie einfach weggeschaut? Haben sie nichts gemacht? Oder haben sie sich doch irgendwie aktiv beteiligt oder Widerstand im Kleinen geleistet? Und ganz schlimm ist für mich immer wieder die Frage „Wie würde ich reagieren, wenn es wieder so weit kommen sollte?“. Hätte ich den Mut und die Kraft etwas dagegen zu tun?
Das 2. Thema in diesem Roman, was mich fasziniert hat, ist das Leben der Menschen Anfang der 60er Jahre. Welche Rechte ein Mann über seine Frau hatte, auch wenn er bis dato erst mit ihr verlobt ist. Wir wissen es heute eigentlich gar nicht mehr richtig zu schätzen, was die Frauenbewegung für uns heute erreicht hat. Uns kommt es alles so selbstverständlich vor. Dabei durften Frauen erst ab 1977 eigenständig entscheiden, ob sie arbeiten wollten, oder nicht.
Irgendwo habe ich im Netz gelesen, dass der Ullstein Verlag das Buch zuerst mit einem anderen Cover angeboten hat. Ich kenne es leider nicht. Aber ich finde, dass das Cover, der Titel und die Gestaltung des Textes optimal zu diesem Buch passen. Das Cover stellt eine junge Frau dar, die ihren Weg selbstbestimmt zu gehen lernt. Der Titel „Deutsches Haus“ ist in doppelten Sinn zu sehen. Einerseits ist es der Name der Gaststätte der Eltern. Aber anderseits deutet er aber auch darauf hin, wie sich die Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland in dieser Zeit gesellschaftlich darstellt – als eine geschlossene Gesellschaft, die dem Fremden gegenüber immer noch nicht offen ist. Denn ganz am Rande kommt in diesem Roman auch das Thema auf, wie die Deutschen auf die neuen Fremden in ihrem Land reagieren, denn es gibt die ersten Gastarbeiter. Und die Gestaltung des Textes als auch der Stil sind sehr sachlich, kurz und prägnant – eben wie eine Art von Protokoll.
Für mich ist dieses Buch ein ganz wichtiges. Ich hoffe sehr, dass es möglichst viele Leserinnen und Leser findet, was jetzt noch leichter ist, denn inzwischen gibt es diesen Roman auch als Taschenbuch.
Ich denke, dass dieses Thema nie vergessen werden darf! Gerade die Entwicklung im Moment in Deutschland macht mir Sorgen. „Welt bleib wach!“
Wenngleich ich kaum ein Interesse an Literaturverfilmungen habe, freue ich mich trotzdem, wenn ein von mir geschätztes Buch auf diese Weise noch einmal ans Licht gehoben wird. Es geht um die NS-Verbrechen von Auschwitz. Gegen den Willen ihrer Familie nimmt die Dolmetscherin Eva Bruhns den Auftrag an, im Prozess zu übersetzten und erfährt von unendlichem Leid und schrecklichen Verbrechen. Im Zuge der Beweisaufnahme und juristischen Aufarbeitung wird ein Geheimnis Evas Familie betreffend offenbar. Packendes Zeitzeugnis, bewegend geschildert.
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Deutschland 1963. Immer noch Nachkriegsdeutschland. Der erste Auschwitz-Prozess in Frankfurt. Atemlos folgt man der Übersetzerin Eva, Tochter fleißiger Wirtsleute, die im Prozess übersetzt.
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