Es gibt Zeiten, da liegt unser Leben „auf Eis“ und wir fühlen uns wie aus der Welt gefallen. Durch eine Krankheit oder den Verlust eines geliebten Menschen, durch Arbeitslosigkeit. Auch ein freudiges Ereignis wie die Geburt eines Kindes kann uns aus dem Gleichgewicht bringen. Katherine May nennt diese Zeiten des Rückzugs, die ihr selbst nur allzu vertraut sind, »Winter«. Und wie auch in der winterlichen Kälte alles ruht, um Kraft für den Frühling zu sammeln, so gibt May sich dem „Überwintern“ hin. Sie reist nach Tromsø zu den Polarlichtern, schwimmt im eisigen Meer, schwitzt in der Sauna und feiert das Winterfest Santa Lucia. Sie besinnt sich auf das Wesentliche und gibt sich der Ruhe und inneren Einkehr hin – bis sie sich wieder bereit fühlt, mit neuer Energie weiterzumachen.
Wir können uns unsere Winter nicht aussuchen. Aber wie wir überwintern, schon. Ein wunderbares Buch über die heilsame Kraft des Innehaltens.
»Eine großartige Erinnerung daran, dass wir alle uns gleichermaßen unfertig fühlen.«
The New York Times 02.06.2021
Dieses Buch musste ich einfach näher angucken! Es ist wunderschön gestaltet. Das Cover strahlt gleichzeitig die Kälte des Winters aus und doch auch ganz viel Ruhe. Ursprünglich hätte ich das Buch für einen Roman gehalten, doch anhand des Klappentextes wusste ich, dass es ein eher autobiografisches Buch ist. Cover und Klappentext hatten mich dann so überzeugt, dass ich das Buch lesen musste.
Katherine May ist eine Britin, die bereits andere Bücher geschrieben hat, die aber nicht auf Deutsch erhältlich sind. Sie unterrichtet an einer Universität Creative Writing.
Das Buch beginnt damit, dass kurz vor ihrem 40. Geburtstag erst ihr Mann schwer erkrankt ist und dann ihr Sohn. Sie berichtet darüber, was dies mit ihr gemacht hat. Sie erzählt dann, dass sie selbst den Winter liebt, weil es eine Zeit des Innehaltens und des Kräftesammelns ist. Ein Großteil des Lebens spielt sich im Innen (sowohl innerhalb der eigenen vier Wände als auch innerhalb der eigenen Gedankenwelt) ab, damit wir Kraft für den Frühling, den Neuanfang sammeln können.
Ihre persönliche Geschichte führt sie jetzt aber nicht chronologisch fort, sondern sie springt in der Zeit hin und her. Damit war ich z.T. etwas überfordert, habe es aber so hingenommen. Der Text hatte mich in der Zwischenzeit so gefangengenommen, dass ich einfach weiterlesen musste. Ich bin also nicht sicher, ob sie ihr Sabbatical genommen hatte, weil sie sich gerade psychisch und physisch überfordert fühlte, oder dieser Zustand erst dann begann, als sie die Zeit hatte, sich zurückzuziehen. Auf jeden Fall nutzt sie diese Zeit sinnvoll und macht sich über das Thema Überwintern praktisch und im übertragenen Zustand Gedanken. Herausgekommen ist eine schöne Sammlung von sehr verschiedenen Themen zu Bräuchen, Sitten in Großbritannien und anderen Ländern, einigen eher philosophischen und psychologischen Gedanken, und wissenswertes rund um den Winter.
Sie stellt sich ihren eigenen Ängsten und lernt diese anzunehmen und ihnen nicht auszuweichen. Sie zitiert hierzu in ihrem Buch aus Alan Watts Buch „Weisheit des ungesicherten Lebens“ wie folgt: „Vor der Furcht weglaufen ist Furcht; Schmerz bekämpfen ist Schmerz; versuchen tapfer zu sein, heißt Angst haben. Wenn der Geist Schmerz verspürt, ist er Schmerz. Der Denker ist nur sein Gedanke. Es gibt kein Entkommen.“
Wir erfahren, u.a. wie sie in kalte Regionen wie Island und Finnland fuhr, wie sie es lernte auch im Winter im eiskalten Meer zu baden (mein persönliches Lieblingskapitel), von dem Leben der Tiere im Winter, und was der Unterschied zwischen Winterruhe und Winterschlaf bei den Tieren bedeutet.
Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen, weil es eine ausgesprochen informative Sammlung an kleinen essayartigen Texten und persönlicher Biografie ist. Es ist ein Buch des Winters. Ein wenig melancholisch, teilweise sehr kalt und an anderen Stellen richtig muggelig warm. Es duftet nach Schnee und Plätzchen. Und es macht Mut, dass nach jedem Winter irgendwann auch wieder ein Frühling kommt. Leider liegt es aber im Zyklus der Jahreszeiten und des Lebens, dass irgendwann wieder ein neuer Winter kommt. Aber wenn wir uns psychisch und physisch darauf einrichten, werden wir diese dunklen Phasen immer wieder überwinden.
Da ich selber an Depressionen leide, konnte ich das Konzept des Buches gut nachvollziehen. Und auch wenn ich selbst zum Glück gerade in einer Phase des späten Frühlings bin, so interessieren mich solche Bücher immer sehr. Sie erinnern mich an den Sinn des Lebens, und wie ich mit diesen persönlichen „Wintern“ am besten umgehen sollte. Ich habe lange gebraucht zu lernen, dass man sich seinen Ängsten stellen und sie annehmen muss, damit sie nicht immer größer werden. Und ich habe gelernt, dass es eine gesunde Zeit der inneren Einkehr gibt, aber dass ich auch irgendwann wieder freiwillig aus meinem Winterschlaf hervorkommen muss. Diese Buch hat mich getröstet, hat mir Ideen für meinen weiteren Weg mitgegeben und auch gezeigt, dass ich nicht alleine bin.
Wunderbares Buch
Bewertung aus Dettelbach am 23.12.2021
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
In ihrem Buch Überwintern beschreibt Katherine May über die Wintermonate hinweg ihre eigenen Schwierigkeiten und Lebenshürden und wie sie gelernt hat bewusst damit umzugehen. Sie ermutigt den Leser diese stillen, schwierigen Phasen anzunehmen und zu bejahen, statt sie zu vertreiben und von sich wegzuschieben.
Sie erzählt ehrlich und glaubwürdig. Das berührt sehr. Immer wieder bindet sie Geschichten anderer mit ein. Sie spannt einen großen Bogen vom Umgang mit der kalten Jahreszeit in anderen Ländern, bei Tieren als auch was große Schriftsteller dazu gesagt haben. Es ist Lebensgeschichte und Winter-Potpourri in einem. Es ermutigt den Leser sich mit den eigenen Wintern auseinander zu setzen und hier bewusst mit sich selbst zu werden.
Ein außergewöhnliches und großartiges Buch.
Unsere Buchhändler*innen meinen
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Katherine May spürt ihre Grenzen, die gerade in der dunklen Jahreszeit zutage treten, und nimmt eine berufliche Auszeit.Die Konzentration auf sich und ihre Familie weckt ihre Energie, öffnet den Blick für Besonderheiten und Rituale in den Wintermonaten.Beim Lesen verspürt man selbst eine meditative Ruhe und Entspannung.Ein Wohlfühlbuch, um Kraft zu sammeln für schwierige Zeiten.
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Der Winter ist für viele eine Jahreszeit der Dunkelheit, ein Zustand des erwartungsvollen Ausharrens.
Katherine May zeigt uns in diesem Buch, dass Winter nicht bloß eine Jahreszeit, sondern auch ein Gefühlszustand sein kann, und wie wir ihn mit offenen Armen und Herzen begegnen können. Sie erzählt von ihren ganz persönlichen Wintern und wie sie mit ihnen umgegangen ist, um ihnen die Schwere zu nehmen und gestärkt aus ihnen hervorzugehen.
Optisch eines der schönsten Bücher, die ich seit langem in der Hand gehalten habe, doch auch inhaltlich wurde ich überzeugt. Ein Buch, das sich anfühlt wie eine lange Umarmung!
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