Claude ist ein unbeständiger Verehrer. Erst lässt er seinen Charme spielen und verführt Dominique mit Champagner und Chanel N° 5, dann wieder ist er unnahbar und abweisend. Gemeinsam haben sie eine Tochter, Épicène, die mit ihrem extravaganten Vornamen früh lernt, eigenständig zu denken und zu handeln. Sie weiß auch sofort, was zu tun ist, als die Mutter in einem Pariser Stadtpalais den Launen des Vaters auf die Schliche kommt.
Eigentlich bevorzuge ich Bücher mit Protagonisten, mit denen ich mitfiebern kann, von denen mindestens eine Person sympathisch ist.
"Ambivalenz" dagegen spielt in einer ganz anderen Liga. Der Leser kann die befremdlichen Familienverhältnisse zwischen Claude und Dominique mit der gemeinsamen Tochter Épicène distanziert wie unter einem Sezierglas beobachteten. Hier herrscht wenig Liebe und schon gar keine Gleichberechtigung. Claude ist der alleinige Bestimmer. Dominique tut alles, um seine Liebe zu gewinnen und Épicène zieht sich in sich selbst zurück, um vom Hass des Vaters nicht getroffen zu werden und um die Unterwürfigkeit der Mutter nicht verachten zu müssen. Eine interessante psychologische Konstellation. Aber noch interessanter ist ein Gespräch bei einer Party, das Dominique zufällig aufschnappt und das das Beziehungsgeflecht neu sortiert.
Ich kann von mir aus nur sagen, dass ich absolut fasziniert von dem Geschehen in dieser Ehe bin. Die Autorin hat so gekonnt die feinen zwischenmenschlichen Beziehungen gezeichnet, dass man einfach nicht aufhören konnte zu lesen.
Hammermäßige 5 Lesesterne.
kurz - prägnant - verrückt - lesenswert
Bewertung am 16.07.2022
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Nothomb hat es wieder einmal geschafft und das auf nur 128 Seiten - einfach faszinierend! Lesestoff in komprimierter Form, eine Dreiecksgeschichte ohne seitenlange, ausufernde Beschreibungen oder kitschige Szenen und eine verrückte Geschichte, deren Protagonisten mann/frau nicht verstehen muss, einfach lesen...
Es spielen hier die Hauptrollen: Claude, ein Verehrer, der die Frau nicht erreichen kann, welche er sich an seiner Seite wünscht, Dominique, welche sich verführen lässt - nicht von der Liebe - sondern von Chanel, Charme und Champagner sowie eine Unnahbare, scheinbar unbeteiligt. Und da ist noch eine Person involviert: Épicène, die Tochter von Dominique und Claude.
Die Geschichte zeigt wie tragisch es ist, dass und wie hier Épicène betroffen ist und wie sie damit umgeht, dass die Erwachsenenwelt verrückt spielt und ihr zu wenig Aufmerksamkeit und Liebe schenkt.
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"Ambivalenz" erzählt den jahrelangen Werdegang einer toxischen Ehe und welche Konsequenzen diese auf die betroffenen Personen mit sich zieht.
Claude wird in jungen Jahren von seiner großen Liebe verlassen. Er schmiedet einen Plan um sie zurückzugewinnen und verführt und heiratet schließlich die unwissende Dominique. Dominique gebärt die gemeinsame Tochter Épicène und ab diesen Zeitpunkt bröckelt ihr Eheleben immer weiter und Claude wird skrupelloser, was seinen Rachefeldzug betrifft.
Amélie Nothomb skizziert ein ganzes Eheleben in typisch prägnanter Sprache mit höchst interessanten Charakteren. Besonders faszinierend ist dabei die Rolle des Lesers, dieser agiert als distanzierter, stummer Beobachter wie durch ein Fernrohr. Die Geschehnisse in dieser ungewöhnlichen Familienkonstellation ließen mich oft aufgebracht und sprachlos zurück. Somit macht das Werk "Ambivalenz" seinem Titel alle Ehre, so wie das Leben manchmal ist - eben ambivalent.
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Tatsächlich mein erstes Buch von A. Nothomb. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, als würde ich mit einem Floß einen reißenden Bach hinunter preschen. Der Möglichkeit, zu stoppen, völlig beraubt. Unglaublich, was A. Nothomb in dieses kleine Buch mit kurzen, prägnanten Sätzen alles hineinpackt.
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