Die neunzehnjährige Esther gewinnt eine vierwöchige Hospitanz bei einem Modemagazin in New York, garniert mit Partyeinladungen und Werbegeschenken. Doch Esther, bisher strebsame Studentin, kann sich weder in den Arbeitsalltag einfinden noch die Verlockungen der Stadt genießen. Sie fühlt sich, als lebte sie unter einer Glasglocke, die sie mehr und mehr von allem trennt. Plaths einziger Roman avancierte zum Kult, beschrieb er doch wie nie zuvor die Stimmungslage junger Frauen und ihre Zerrissenheit angesichts gesellschaftlicher Anforderungen. Nina Hoss fängt die einzigartige Atmosphäre des Romans kongenial ein.
Wenn man weiß, wie das Leben der Sylvia Plath geendet ist, hat dieser Roman einen bitteren Beigeschmack.
Ich liebe ihren Schreibstil und die Art, wie sie ihre Depression dargestellt hat, auch mit der Metapher der Glasglocke, ist so nachvollziehbar, besonders für jemanden, der selbst einmal mit schweren Mental Health issues zu kämpfen hatte.
Mit diesem schon etwas älteren Werk habe ich ein Buch in die Hände genommen, das weit mehr ist als nur eine Geschichte. Es ist ein Spiegel, der die tiefsten Abgründe und starke menschliche Empfindungen reflektiert. Hier geht es um Momente, die so empfindsam und zugleich unerträglich ehrlich zu Papier gebracht wurden, dass sie einen mit einer fast körperlichen Wucht treffen. Es ist die schmerzhafte Reise durch das Labyrinth von Lebenslust und Depression. Es ist ein Gefühl, als sei man gefangen zwischen zwei Welten, ohne zu wissen, warum oder weshalb man leiden muss.
Besonders berührt hat mich der Titel dieses Buches. ist eine wunderbare Metapher, die so perfekt das Gefühl der Depression einfängt. Erst nach dem letzten Satz des Buches wurde mir das volle Gewicht dieser Metapher bewusst. Als depressiver Mensch fühlt man sich wie eingeschlossen, eingesperrt in einer unsichtbaren Glocke aus Glas. Eine Glocke, die die Welt nicht sieht, die für andere nicht existiert, und doch ist sie da, allgegenwärtig und erdrückend für den, der darunter leidet.
Ich begleitete Esther Greenwood, eine junge Frau der 50er Jahre, auf ihrem zutiefst verstörenden Weg. Anfangs erscheint sie wie ein leuchtendes Vorbild. Sie ist schön, klug, ehrgeizig. Doch nach und nach beginnt diese glänzende Fassade zu bröckeln, wie brüchiger Putz, der von einer alten Hauswand abfällt. Esther erkennt, dass sie den Anforderungen der Gesellschaft nicht gerecht werden kann, dass sie nicht die perfekte Ehefrau, nicht die perfekte Mutter sein wird, die man von ihr erwartet. Ihre eigenen Träume und Wünsche ersticken unter diesen Erwartungen. Die Autorin schafft es, Esthers innere Zerrissenheit so authentisch und greifbar darzustellen, dass sie fast körperlich spürbar wird. Den Schreibstil empfand ich zwar als kühl und distanziert, aber genau diese scheinbare Unnahbarkeit verstärkt die Wirkung. Denn Depression ist nichts Offensichtliches. Sie ist ein Schatten, eine Leere, die sich nur schwer in Worte fassen lässt.
Obwohl es Zeit brauchte, bis ich in der Geschichte ankam, ließ sie mich nicht mehr los. Sie hat mich nachdenklich, ja beinahe aufgewühlt zurückgelassen. Depression ist eine schleichende Krankheit, die sich still und heimlich ausbreitet, bis sie alles überwuchert. Die Szenen, in denen Esther gegen die Enge ihrer Glasglocke ankämpft, waren unerträglich intensiv. Ich fühlte ihre Verzweiflung, ihre einsamen Kämpfe um Freiheit und die lähmende Aussichtslosigkeit, die sie innerlich zerriss. Es war, als würde man zusehen, wie jemand im Treibsand versinkt. Jede Bewegung ein Kampf, jedes Aufbäumen ein weiterer Schritt in die Dunkelheit.
Besonders erschütternd war für mich die Darstellung der sogenannten Schocktherapien. Diese brutalen und entwürdigenden Behandlungen, die statt Heilung nur weiteres Leid brachten. Seelen, die ohnehin schon zerbrochen waren, wurden noch weiter zerstört, anstatt den Trost und die Hilfe zu finden, nach der sie so verzweifelt suchten.
ist kein Buch, das man zwischendurch liest. Es ist kein Buch, das man leicht aus der Hand legt. Es ist eine Geschichte, die aufwühlt, die schmerzt und die einen zwingt, die eigene Zerbrechlichkeit zu erkennen. Doch zugleich zeigt es, dass in all der Dunkelheit ein winziger Lichtpunkt existieren kann, ein Funke Hoffnung, der uns vielleicht rettet. Es ist ein Buch über die Kraft und Zerbrechlichkeit des menschlichen Geistes, das uns daran erinnert, wie wichtig es ist, den Mut zum Weitermachen nicht zu verlieren.
"In jedem Leben kommt der Augenblick, in dem die Zeit einen anderen Weg geht als man selbst"
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Sylvia Plath hat uns mit „Die Glasglocke“ ein eindringliches Porträt darüber verfasst, was man mit Roger Willemsen den Einzug des Knacks in unser aller Leben bezeichnen könnte. Denn in Esther Greenwoods Leben hat sich etwas verändert, jedoch nicht schlagartig, abrupt, sondern schleichend auf geradezu rätselhafte Weise. Hier lesen wir von einer Entwicklung, die nicht an die Oberfläche durchstößt, sondern, und das macht sie so ungreifbar, nebulös das Seelische infiltriert. Die 19 jährige Esther Greenwood wurde lange Zeit im Sein gehalten, folgte einer Steigerungs-Logik, die Abschlüsse, Stipendien, renommierte Praktika und Voluntariatsplätze erlangen ließ. Da war dieser Automatismus, jene Teleologie der Zwangsläufigkeit und Zielstrebigkeit, wie wir sie oft kennen und doch ist da auf einmal diese immer lauter werdende Frage, die einen nicht mehr loszulassen vermag. Wann wurde man plötzlich nicht mehr, was man hätte sein können? Das Leben muss manchmal lange reifen, älter werden bis sich irgendwann das klare Gefühl einstellt überhaupt so etwas wie ein eigenes Alter zu haben. Für Esther hat sich die Sphäre des Lebens gewandelt, wo ehemals das Sein-Wollen im Vordergrund stand hat sich nun ein Darstellen-Müssen etabliert. Plötzlich heißt es Leben spielen und mit einem Mal merkt man das ein Verhalten nur noch des Scheines wegen demonstriert wird, welches innen gänzlich an Plausibilität verloren hat. Wir folgen Esther in ihrem Prozess der Selbsterkenntnis, in ihrem Fall aus dem, was man die eigene Charakterhülle nennen könnte. Aufwendig aufgebaut merkt Esther, dass sie sich fortan durch ihr Leben wie durch eine alte Kulisse schleppen muss. Sie versucht des Scheines wegen die Rituale, Gesten und Diskurse zu beleben, die sie für andere definierbar machen lassen. Sie ist Tochter, Studentin, suggeriert Freude beim abendlichen Ausgehen, geht bei Events mit und doch ist sie nicht wirklich mehr dabei, assimiliert sich nur noch dem Gewohnten. Blicke in Spiegel schmerzen sie, denn einzig Fremdheit blickt ihr entgegen. Die eigene Unbegreiflichkeit lässt kein konsistentes Spiegelbild zu, denn tiefe Zerrissenheit vermag kein ganzheitliches Bild des eigenen Selbst mehr zu generieren. Im Sog der eigenen Selbstergründung verliert Esther mehr und mehr die Lust Ich zu sich zu sagen. Die Glasglocke, sie lastet immer schwerer auf ihr und vermag ihr kaum noch Licht am Ende des Tunnels zu zeigen. „Ich sah, wie sich mein Leben vor mir verzweigte, ähnlich dem grünen Feigenbaum in der Geschichte. Gleich dicken, purpurroten Feigen winkte und lockte von jeder Zweigspitze eine herrliche Zukunft. Eine der Feigen war ein Ehemann, ein glückliches Zuhause und Kinder, eine andere Feige war eine berühmte Dichterin“. Esther befindet sich auf Identitätssuche, in einer Zeit wo gesellschaftliche Konventionen der Frau nur wenig Entfaltungsraum gelassen haben. Sylvia Plath bemisst dem Warum, das jener Krise Esthers vorausging wenig Raum, stattdessen zeigt sie die Formen, die Symptomatiken jener ausbrechenden Persönlichkeits-Veränderung. „Die Glasglocke“ ist stark von Plaths eigenen Erfahrungen geprägt. Plath selbst hatte mit schweren Depressionen zu kämpfen und war in einer psychiatrischen Klinik. Der Roman spiegelt also teilweise ihr eigenes Leben wider, was ihn besonders authentisch und kraftvoll macht. Insgesamt ist „Die Glasglocke“ ein intensiver, introspektiver Roman, der nicht nur die persönliche Krise einer Frau thematisiert, sondern auch die gesellschaftlichen Normen und Erwartungen in den Fokus rückt, die oft zu einer inneren Zerrissenheit führen können. Plaths Fähigkeit, diese Themen literarisch zu verarbeiten, hat den Roman zu einem Klassiker gemacht.
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"Für den Rest meiner Tage werde ich zwischen Dingen, die sich gegenseitig ausschließen, hin- und herfliegen."
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Esther Greenwood ist ein junges, wunderschönes Mädchen, dass sich in der New Yorker Modebranche versucht, aber die Zeiten in den 50ern sind hart, gerade für Frauen. Als Esther mit ihrer mentalen Gesundheit zu kämpfen hat und sich in einer Klinik Hilfe sucht, verändert sich die Sicht, die, die Gesellschaft auf sie hatte schlagartig – genauso wie ihre eigene.
Da das Buch ein Klassiker ist und thematisch auch immer noch wahnsinnig aktuell, hatte ich so meine Erwartungen an das Buch. Allerdings wurde etwas enttäuscht. Ich hatte leider dauerhaft so meine Probleme mit der Umsetzung dieser Thematik. Ich mochte zwar den Schreibstil, aber die Kapitel kamen mir immer sehr chaotisch vor, was zwar irgendwie passte aber mir auch gar nicht zusagte. Trotzdem hat mich das Ende des Buches wirklich überzeugt und es sehr erschreckend, wie wenig Anerkennung mentale Gesundheit in der damaligen Zeit hatte. Das verdeutlich Sylvia Plath mit diesem Roman allemal besonders gut – auch weil sie hier über ihre eigene Geschichte schreibt.
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