Ein großer feministischer Gesellschaftsroman über Widerspruchsgeist und Solidarität
An einem Sonntag im Juni gerät die Welt aus dem Takt: Frauen liegen auf der Straße. Reglos, in stillem Protest. Hier kreuzen sich die Wege von Elin, Nuri und Ruth. Elin, Anfang zwanzig, eine erfolgreiche Influencerin, der etwas zugestoßen ist, von dem sie nicht weiß, ob es Gewalt war. Nuri, neunzehn Jahre, der die Schule abgebrochen hat und versucht, sich als Fahrradkurier, Bettenschubser und Barkeeper über Wasser zu halten. Ruth, Mitte fünfzig, die als Pflegefachkraft im Krankenhaus arbeitet und deren Pflichtgefühl unerschöpflich scheint.
Es ist der Beginn einer Revolte, bei der Frauen nicht mehr das tun, was sie immer getan haben. Plötzlich steht alles infrage, worauf unser System fußt. Ergreifen Elin, Nuri und Ruth die Chance auf Veränderung?
Es passiert wie aus dem Nichts, doch ist dieser Protest vielmehr eine kumulative Reaktion auf die immerwährenden Missstände und Ungerechtigkeiten, denen Frauen, insbesondere in der Care-Arbeit, seit Ewigkeiten widerfahren. Es beginnt mit ein paar Frauen, die sich ohne Vorwarnung kollektiv auf den Boden legen. Ihnen fehlt nichts, so die männlichen Journalisten, die darüber berichten, doch müssen Wunden nicht immer nur oberflächlich sein. Aus einigen werden viele und schon bald kommt es zum gesellschaftlichen Kollaps mit ungeahnten Folgen - wobei, wenn wir mal ehrlich sind, sind diese Folgen nicht ungeahnt, sondern eine patriarchale Reaktion auf Menschen, die ihrer ungewertschätzten und "nebensächlichen" Arbeit und den gesellschaftlichen Erwartungen nicht mehr gerecht werden. Und wieso sollten sie auch: wer wird gerne schlechter behandelt, ausgenutzt und einfach als gegeben angesehen? Niemand. Doch genau dies geschieht Tag täglich, gerade Frauen, die jetzt genug haben.
Mareike Fallwickl lässt die weibliche Wut überkochen in Form eines stillen Protest, denn das einzige was diese Frauen machen ist, ihre Arbeit niederzulegen, um zu zeigen, dass sie eben doch wichtig sind. Was passiert, wenn die Bettpfannen nicht mehr gewechselt werden? Das Abendessen nicht mehr auf den Tisch kommt? Die Kinder nicht mehr betreut werden? Was macht man(n) dann?
Fallwickl zieht dieses sehr realistische Szenario absolut genial, zeitgemäß und großartig recherchiert auf, in dem sie den Text mit Hintergrundinformationen durchsetzt und die Handlung auf drei Protagonist:innen aufteilt: Ruth, Elin und Nuri, die alle miteinander verbunden sind. Mit dieser Auswahl hat Fallwickl genau ins Schwarze getroffen, da sie mit Ruth die "ältere" Generation beleuchtet, mit Elin eine junge Frau gefunden hat, die gebeutelt vom Leben ist und immerzu "benutzt" wurde, und Nuri, der sein eigenes Päckchen zu schleppen hat. Mit dem Hinzuziehen einer männlichen Perspektive in diesem feministischen Paukenschlag wird eine Sichtweise auf Männer geschaffen, bei der die Hoffnung nicht erlischt. Es gibt sie nämlich doch. Männer, die auch eine Veränderung wollen und keine Unterscheidung zwischen den Geschlechtern machen.
Gerade durch das Zusammenspiel von Ruth, Elin und Nuri wird die Kritik des Szenarios noch vielfältiger und bestärkt sich nahezu exponentiell selbst.
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Und dazu noch diese unglaublich klugen Sätze,
Emotionenfontänen, die mir häufig die Tränen in die Augen geschossen haben,
und grausamen Fakten, die die Ungerechtigkeit untermauern und es schaffen, dass
Es weh tut.
Wütend macht.
Aufwühlt.
So genial, so klug.
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Und dann bleiben diese Gedanken zurück.
Wieso ändert sich nichts? Hat nicht jedeR die Möglichkeit in seinem Alltag eine Veränderung zu bewirken? Sie muss nicht systemverändernd sein, sondern kann sich schon in der Wertschätzung zeigen, am Arbeitsplatz, im Alltag, in der Beziehung. Gleichberechtigung sollte das Normalste auf der Welt sein, patriarchale Strukturen aufgelöst, da sie der Gesellschaft keinen Nutzen bringen...
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HIGHLIGHT, DURCH UND DURCH!
Großer Roman über den Widerstand der Frauen - ein neues Lesehighlight!
Sophia am 21.05.2025
Bewertungsnummer: 2495519
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
An einem gewöhnlichen Sommertag passiert etwas Ungewöhnliches: Frauen liegen reglos auf der Straße, still und ohne Protest. Es ist der Beginn eines Widerstands, der immer größere Kreise ziehen wird. Vor diesem Hintergrund begegnen sich Nuri, Elin und Ruth. Nuri ist neunzehn Jahr alt, schlägt sich mit diversen Nebenjobs mehr schlecht als recht durch. Er hadert mit seiner Rolle als Mann und scheint dem gesellschaftlichen Druck nicht gewachsen zu sein. Elin ist Anfang zwanzig und Influencerin. Sie arbeitet im Hotel ihrer Mutter mit und erlebt dort Gewalt, die sie für mich selbst erstmal aufarbeiten muss. Ruth ist Mitte fünfzig und Pflegefachkraft im Krankenhaus. Sie opfert sich für all ihre Patienten auf, übernimmt Schichten ohne Ende, denkt dabei aber nie an sich selbst. Wird der Widerstand der Frauen auch etwas mit den drei Personen machen und werden sie das System ebenfalls infrage stellen?
Ich war sehr gespannt auf das neue Buch von Mareike Fallwickl, "Die Wut, die bleibt" hat mir sehr gut gefallen und gehört zu meinen Lesehighlights. Auch das Cover hier passt zum Thema: laut, auffällig und krass.
Bereits der Klappentext hat mich mitgenommen und ich war gespannt auf dieses Gedankenspiel: was passiert, wenn keine Frau mehr macht, was von ihr erwartet wird? Wenn sich keine mehr dem System beugt, wie lange kann es noch standhalten? Die Autorin hat hier einen wunderbaren Roman geschaffen mit Figuren, denen man gerne folgt und deren Entwicklung man mit Spannung verfolgt. Mich hat beeindruckt, mit welcher Gelassenheit die Frauen sich zusammen tun und leise protestieren. Wobei man es nicht als klassischen Protest bezeichnen kann, vielmehr zeigen sie, was tagtäglich von den Frauen überall auf der Welt erwartet wird: funktionieren, unbezahlte Care-Arbeit leisten, Aufopferung für andere und Gewalt über sich ergehen lassen. Oft hart zu lesen, lohnt es sich, die Geschichte zu lesen, weil deutlich wird, was in unserer Gesellschaft falsch läuft.
Sehr gut gefallen haben mir auch die kurzen, jedem Kapitel vorangehenden Einschübe, die aus der Sicht einer Pistole oder der Gebärmutter einer Frau geschrieben sind. Ungewöhnlich und traurig zugleich zeigen sie Fakten über die Frau in der Gesellschaft, die einen beim Lesern schaudern lassen und die zur Stimmung der Geschichte passen.
Besonders hervorzuheben ist sicherlich auch die Arbeit von Ruth, die Tag für Tag mehrere Schichten hintereinander übernimmt und immer für andere da ist. Man merkt beim Lesen schnell, dass sie sowohl psychisch als auch körperlich am Ende ist, ausgebeutet von einem System, dass nach der Corona-Pandemie eigentlich Besserung gelobt hat - die nie kam. Es hat mich erschreckt zu sehen, unter welchen Bedingungen tausende von Menschen jeden Tag die Maschinerie am Laufen erhalten müssen und über die man sich meist viel zu wenig Gedanken macht.
Interessant ist auch, wie das Patriarchat, die Politik und die Männer selbst auf diesen Widerstand reagieren: statt zuzuhören, nach einer Lösung zu suchen, wird der stille Widerstand mit (Polizei)Gewalt bekämpft und es werden Strafen verhängt.
Für mich der Roman ein neues Lesehighlight, das ich unbedingt jedem weiterempfehlen kann!
Solidarität unter Frauen - absolut empowernder Roman!
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Ein mitreißender Roman! Spätestens seit der Coronapandemie ist uns allen klar, wie wichtig und gleichzeitig komplett ausgebeutet Pflegekräfte sind. Aus diesem Thema hat Mareike Fallwickl einen sprachlich sehr angenehmen und gleichzeitig politischen Roman geschrieben. Die Protagonist*innen erleben frauenfeindliches Verhalten in der patriarchalen Gesellschaft, sei es als Influencerin oder als Krankenschwester, und die Ausbeutung (zeitlich, finanziell, emotional, sexuell) ist nicht auf Frauen beschränkt, sondern trifft z.B. auch migrantische Männer. Krankenschwester Ruth, Mitte 50, organisiert einen stillen Streik, eine gemeinsame Verweigerung der Care-Arbeitenden, ob Angestellte oder unbezahlt im Haushalt Arbeitende.
Solidarität und Wut der Handelnden bewirken Veränderungen und Empowerment. Wie ihr vorheriger Roman – Die Wut, die bleibt – feministisch und mutmachend!
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Nach »Die Wut, die bleibt« der nächste großartige Roman von Fallwickl.
Mit großer feministischer Einschlagskraft entwirft sie ein Bild, welches uns die Wichtigkeit von Carearbeit und die Ausmaße des Patriarchats aufzeigt.
Sie legt genau dort den Finger in die Wunde, wo wir anfangen unser System zu hinterfragen.
Eine Art Dystopie, die angsterregend realistisch wirkt und an unseren Grundfesten rüttelt. Ein Buch, was uns als Gesellschaft hoffentlich nachhaltig prägen wird!
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