»Einer der gefeiertsten Romane des Jahres.« Time
Reese und Amy sind ein glückliches Paar, zwei trans Frauen in New York, mit dem Traum von einer Familie. Doch dann entscheidet sich Amy, wieder als Mann zu leben, und die Liebe zerbricht. Als drei Jahre später Ames¿ Chefin Katrina unerwartet von ihm schwanger wird, fasst Ames einen Plan: Warum ziehen sie das Kind nicht gemeinsam groß, zu dritt?
»Detransition, Baby stellt unsere Vorstellungen von Familie auf den Kopf.« The New York Times
»So gut, dass ich schreien möchte!« Carmen Maria Machado
Zunächst einmal: Es tat weh, das Buch zu lesen. Von den vielen Suiziden von Transpersonen zu lesen, von Angriffen und Diskriminierungen. Es ist sicherlich kein Buch für Zartbesaitete, denn die gesellschaftliche Position von Transpersonen wird ungeschönt dargestellt. Irgendwie hätte ich mir mehr eine Liebesgeschichte gewünscht, aber darum geht es hier nicht. Das Leben von Ames und Reese steht im Vordergrund, mal miteinander, mal ohne. (Hyper-)Sexualität und Dissoziation spielen hier eine große Rolle. Durch die verschiedenen Zeitsprünge ohne Zeitangaben wirkt das Buch oft etwas verworren. Die Sprache ist bisweilen etwas derb. Reese und Amy versuchen mit aller Kraft, sich selbst zu spüren. Amy entscheidet sich für eine Detransition und Reese stürzt sich gezielt in Affären mit Männern, die sie erniedrigen.
Gerade bei Reese empfand ich es als schwierig, einen Zugang zu ihr zu finden.
Trotzdem empfehle ich das Buch weiter, da es CIS-Personen einen Einblick in andere Lebensrealitäten gibt.
Spannendes Thema, für die Figuren hätte ich mir mehr Tiefgang gewünscht
hapedah am 08.06.2022
Bewertungsnummer: 1726279
Bewertet: eBook (ePUB 3)
Für Ames ist es ein riesiger Schock, als Katrina, seine Chefin und Geliebte, ihm mitteilt, dass sie von ihm schwanger ist. War er doch wegen seiner Vergangenheit als Trans-Frau und den damit verbundenen Hormon-Gaben überzeugt, unfruchtbar zu sein. Auch jetzt nach seiner Detransition ist Ames unsicher bezüglich seiner geschlechtlichen Identität und weiß nicht, wie er die Vaterrolle für das Baby erfüllen kann. Deshalb will er Reese als dritten Elternteil mit ins Boot holen, mit der er früher als Amy in einer lesbischen Beziehung gelebt hat. Reese hegt schon viele Jahre den Wunsch nach einem Kind, durch Katrinas Schwangerschaft sieht die Trans-Frau ihren Traum in greifbare Nähe rücken.
"Detransition, Baby" von Torrey Peters ist eine Geschichte, deren Grundidee ich sehr spannend finde, die Art und Weise wie sie umgesetzt wurde, konnte mich dagegen nur bedingt überzeugen. Dass die sprachliche Darstellung stellenweise recht derb gefasst war, passte für mich zur manchmal ziemlich harten Realität der Figuren. Die Autorin zeichnet dabei ein sehr ernüchterndes Bild vom alltäglichen Leben amerikanischer Trans-Frauen. Die Protagonisten hätten für meinen Geschmack gern etwas tiefgründiger beschrieben sein dürfen, lediglich bei Amy/Ames hatte ich den Eindruck, den Menschen hinter der Fassade sehen zu können. Obwohl es durchaus auch Eindrücke von Katrinas und Reeses Vergangenheit und Gefühlen gab, waren die Beiden für mich nicht wirklich greifbar.
Besonders Reese fand ich sehr ambivalent, einerseits hält sie sich selbst für besonders mütterlich - am Anfang ihrer Beziehung hatte sie auch die frisch transitionierte Amy unter ihre Fittiche genommen - andererseits fühlt sie sich ihrer Partnerin beruflich unterlegen, da Amy studiert hat und in ihrem Job gut verdient, während Reese ihren Lebensunterhalt mehr schlecht als recht durch wechselnde Kellnerjobs bestreitet. Die Ansichten, die Reese zu Beginn des Buches sehen lässt, fand ich sehr zynisch und desillusionierend, z.B. glaubt sie, es wäre die ultimative Anerkennung ihrer Weiblichkeit, wenn sie körperliche Gewalt von einem Mann erfährt. Zu diesem Zeitpunkt könnte beim Leser der Eindruck entstehen, dass diese Denkweise bei allen Trans-Frauen verbreitet sei. Erst später im Handlungsverlauf wird thematisiert, dass einige der anderen Trans-Personen psychische Probleme bei Reese vermuten.
Immer wieder gibt es chronologische Sprünge, die Geschichte beginnt, nachdem Katrina von ihrer Schwangerschaft erfährt, danach wechseln sich Abschnitte, die die Vergangenheit der Protagonisten beleuchten, mit der gegenwärtigen Handlung ab, die zeitlichen Angaben in den Kapitelüberschriften beziehen sich dabei auf das Zeugungsdatum des Babys. Diese Wechsel haben sich für mich etwas ungeordnet angefühlt, durch die häufigen Unterbrechungen des Handlungsfadens fiel es mir schwer, die fragilen Beziehungen zwischen den Hauptfiguren emotional wahr zu nehmen. Deshalb reicht es bei mir - trotz des bedeutsamen Themas - nur für eine mittelmäßige Bewertung.
Fazit: Torrey Peters zeigt in oft recht derber Ausdrucksweise den teilweise harten Alltag und die Probleme mit der eigenen geschlechtlichen Identität, denen Trans-Frauen ausgesetzt sind. Doch ihre Figuren waren meiner Meinung nach wenig greifbar, das Potential der Geschichte wurde für mich nicht wirklich ausgeschöpft.
Mit »Detransition, Baby« hat Torrey Peters einen klugen Roman zum Thema Transgeschlechtlichkeit vorgelegt, der sich vordergründig wie eine moderne Komödie der Irrungen à la William Shakespeare liest. Doch die Autorin ist weit davon entfernt, ihre Protagonist*innen in einer Art Groteske der Leserschaft als Witzfiguren vorzuführen: Die genderspezifischen Implikationen des Textes zielen weitaus tiefer.
Spätestens seit Judith Butler ist bekannt, dass es keine vordiskursive Gegebenheit namens Mann oder Frau gibt und dass der biologische Körper ohne die semantischen Zuschreibungen eines kulturellen Konstruktionsapparates nicht denkbar ist. Selten hat eine Romanfigur den »Gender Trouble«, ja den im wahrsten Sinne körperlichen Kampf mit der binären Geschlechtermatrix und kategorial-stereotypen Attributen bessert illustriert als Peters’ Protagonist*in Ames/Amy. Wie groß muss die Not eines Menschen sein, der die ersten Schritte einer als Erlösung geglaubten Geschlechtsanpassung rückgängig macht, nur um dem gesellschaftlichen Erwartungen gerecht zu werden?
Doch auch in dieser Fragestellung sowie der kritischen Auseinandersetzung mit der klassisch-dichotomen Denkweise abendländischer Philosophie (Mann vs. Frau – Kultur vs. Natur – Subjekt vs. Objekt) erschöpft sich Peters’ Text nicht: »Detransiton, Baby« ist vor allem eine gelungene Kritik an der Gentrifizierung von Queerness und Transgeschlechtlichkeit. Der Roman hält der Mehrheitsgesellschaft einen Spiegel vor, die heteronormativ lebt und sich als vermeintlich progressiv und tolerant gegenüber queeren Menschen gibt, eine Mehrheitsgesellschaft, die alles will, „was gut am Queersein ist, ohne das zu wollen, was daran schwierig ist.“ So ist »Detransition, Baby« letztlich eine Einladung, mentales Pinkwashing aufzugeben und sich nicht nur einfach mit queeren Menschen zu schmücken, sondern ihnen mit offenem Herzen auf Augenhöhe zu begegnen.
Ein überaus wichtiger Roman mit weitreichenden gesellschaftspolitischen Implikationen. Ein echtes Must-read!
Es ist ein Problem aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite neu und versuchen es noch einmal.
Absolut wichtiges Buch! Sowohl der teilweise etwas derbe Schreibstil, sowohl die ehrlichen Einblicke in das Leben einer Transfrau haben mich überzeugt dieses Buch an jeden interessierten Menschen zu empfehlen!
Kurze Frage zu unserer Seite
Vielen Dank für Ihr Feedback
Wir nutzen Ihr Feedback, um unsere Produktseiten zu
verbessern. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir Ihnen keine Rückmeldung geben können. Falls Sie
Kontakt mit uns aufnehmen möchten, können Sie sich aber gerne an unseren Kund*innenservice wenden.