Amélie und Vincent treffen sich in jungen Jahren an der Sorbonne in Paris. Aus tiefen Blicken wird eine Nacht, in der sie an der Seine entlangspazieren. Im Morgengrauen verabreden sie sich für den nächsten Tag. Vincent kommt, Amélie nicht. Zerfressen von Unsicherheit befürchtet sie, Vincents Interesse könne nicht ernst gemeint sein. Als sie schließlich doch zum Treffpunkt eilt, ist Vincent fort. Jahre vergehen, Vincent und Amélie erleben andere Leidenschaften und andere Ernüchterungen. Sie gehen Ehen ein, bekommen Kinder und warten auf ein Familienglück, das sich nicht einstellt. Der Zufall und später das Internet führen die Wege der beiden über den Verlauf von dreißig Jahren immer wieder zusammen. Mittlerweile steht jedoch etwas viel Größeres zwischen ihnen als Unsicherheit: das Leben.
Die französische Autorin Eliette Abecassis verzaubert in ihrem kleinen Roman die Leser/innen weil sie eine Distanz von 30Jahren unglaublich schön und schnell vorüberziehen lässt. Immer stellt sich dabei die Frage, ob Amelie und Vincent eines Tages zueinander finden. Lassen Sie sich von dieser Mischung aus grossen Gefühlen und beklemmender Alltagsrealität gefangen nehmen um am Ende des Romanes zu erfahren, welches Schicksal den beiden Hauptpersonen widerfährt.
»Die Hälfte der Fehler, die wir begehen, sind überstürztem Handeln geschuldet, die andere Hälfte fehlendem Tatendrang.« S. 38
Wie schon in EINE UNWAHRSCHEINLICHE BEGEGNUNG setzt sich Abécassis auch hier mit dem Thema auseinander, wie ein einziger Augenblick das Leben verändern kann.
Das Schicksal lässt die beide immer wieder aufeinandertreffen, wenn auch in den ungünstigsten Momenten. Die jeweiligen Ehen der beiden verlaufen alles andere als harmonisch. Es ist ein steter Kampf – bleiben oder ausbrechen. Immer überschattet von der Frage: »Wäre es mit uns anders gewesen?«
Es ist eine Geschichte über verpasste Chancen, stetigem Zweifel, teils auch Mutlosigkeit, des Bedauerns. Die Angst, Vertrautes aufzugeben und Risiken einzugehen. Auf nur 144 Seiten, auf denen wir die Leben von Vincent und Amelie quasi im Schnelldurchlauf erleben, spüren wir immer die Sehnsucht der beiden. Desto älter man ist, umso mehr wird man das mitfühlen können.
Die Geschichte ist eine fragmentarische Betrachtung zweier Leben ohne Schnörkel und Details. Die große Frage, die uns gestellt wird, ist: WAS WÄRE WENN ... Wir alle haben sie uns schon gestellt, dabei Dinge bereut oder Dankbarkeit gezeigt. Amélie und Vincent fragen sich das 30 Jahre lang.
Auch wenn mich dieser Roman nicht so abholen konnte wie EINE UNWAHRSCHEINLICHE BEGEGNUNG, so hat er es trotzdem geschafft, dass ich mich in vielen Momenten wiederfinden konnte. Die Pariser Atmosphäre war oft präsent, die Sehnsucht der beiden spürbar. Sprachlich hätte ich mir einen runderen Fluss gewünscht, wie in ihrem anderen Buch. Vielleicht lag dies an der Übersetzung (diesmal von Julia Schoch), dass die französische Melancholie mich diesmal nicht so tief erreichen konnte.
»Das Schicksal entsteht, so scheint es, aus einer Kurzschlusshandlung, einem winzigen Detail, das uns in diese oder jene Richtung abbiegen lässt. Ein Würfelwurf, der vielleicht nicht den Zufall abschafft, aber letztlich doch alles bestimmt.« S. 45
Amélie trifft Vincent an der Sorbonne, sie reden eine genze Nacht miteinander, nur nicht über ihre Gefühle. Dann tritt das Leben und der Schicksal in ihre sporadische Beziehung. Beide scheitern an ihrem Unvermögen ihre Liebe zu gestehen.
Großartige, außergewöhnliche Liebesgeschichte, die eindrücklich zeigt wie man es nicht machen sollte.
Tolle Figuren die durch Erziehung und Konventionen nicht in der Lage sind einander näher zu kommen.
Hat mich nachdenklich und sogar wütend gemacht.
Was aber auch gut ist!
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Ein Mann, eine Frau. Jung sind sie, ungebunden und frei. Sie verbringen eine ganze Nacht miteinander. Redend. Jung sind sie, aber wissen bereits: es ist diese eine, einzigartige, große Liebe. Doch da sind Zweifel, denn weil sie jung sind, sind sie unsicher und gestehen sich ihre Gefühle nicht ein. Und verlieren sich aus den Augen. Jahrelang, jahrzehntelang. Führen getrennte Leben, gründen Familien, weit voneinander entfernt. Scheinen manchmal glücklich in ihrem Unglücklichsein, doch die Sehnsucht bleibt. Jahrelang, jahrzehntelang. Die Sehnsucht nach einander. Sie begegnen sich wieder, einmal, zweimal, ein drittes Mal, zufällig oder gewollt, Jahre, Jahrzehnte liegen zwischen diesen Treffen, und die schwärenden Gefühle, nie versiegt, wallen auf. Doch Jahre, Jahrzehnte später sind sie älter; da sind Ehen, Kinder, der Alltag, Verpflichtungen. Sie sind älter, aber die Gefühle füreinander sind einzigartig. Groß und einzigartig wie damals, als sie jung waren. Und da sind immer noch - oder schon wieder - die Angst, der Zweifel, die Feigheit - und die Verantwortung für andere. Und da ist schließlich die Erkenntnis, nach Jahren, Jahrzehnten: Es gibt kein richtiges Leben im falschen. *** Dieses Buch ist so sehnsuchtsvoll, so traurig, so ergreifend, und könnte leicht in den Kitsch abgleiten (Titel…, Cover…), aber die Sprache ist so gut, so klar, so schlank, dabei jedoch so gefühlvoll und melancholisch, dass der ganze Text durch sie auf eine höhere Ebene gelangt. Ein Buch für eine rausch- und soghafte Lesenacht; und es sei jedem ans (schwärmerische) Herz gelegt, dem warmes Blut durch die Adern fließt.
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