Ein alter Mann blickt zurück auf seine Kindheit: Als namenlose Waise wächst er in einem Bordell im Carthago Nova des 4. Jahrhunderts auf. Euterpe, eine der Prostituierten, wird seine Ziehmutter, »Sperling« nennt sie ihn liebevoll. Anfangs hilft er in der Küche, später schuftet er in der Taverne, bis er schließlich in das geheimnisvolle Obergeschoss geführt wird, wo ihn ein furchtbares Schicksal erwartet. Doch wie ein kleiner Sperling entfliegt er mit seiner Fantasie der harten Realität. James Hynes lässt eine dem Untergang geweihte Welt wiederauferstehen, in der unvorstellbare Brutalität und aufrichtige Liebe nebeneinander existieren.
Schonungslos ehrlich und brutal offen, geht an die Nieren!
duenefi aus Bünde am 22.09.2023
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Das Cover von "Ich, Sperling" hat mich fasziniert und die Lebensgeschichte des namenlosen Waisenjungen, der im Hurenhaus von Carthago Nova als Sklave aufwächst erst recht! Dieser packende Roman von James Hynes ist bei dtv als Hardcover mit 592 Seiten erschienen.
Der Autor erzählt absolut ungeschönt und sehr detailliert die Geschichte von Jakob, der als Ich-Erzähler fungiert und im hohen Alter über sein Leben spricht, beginnend als kleiner Junge von vier oder fünf Jahren.
Im Kreis der Prostituierten wächst er auf in einer sehr begrenzten, von harten Regeln bestimmten Welt, lange Zeit ohne Namen. Sein Horizont erweitert sich mit der Zeit und irgendwann gehört es auch zu seinen Aufgaben, zu den Huren ins Obergeschoss zu gehen - und dort widerfährt ihm Schreckliches.
Doch seine Ziehmutter Euterpe nennt ihn Sperling und in dessen Gestalt gelingt es dem Jungen, wenn die Realität besonders furchtbar wird, im Geiste seine Flügel zu spreizen und der Situation davonzufliegen...
Es hat mich sehr beeindruckt, wie die erfahrene Zuneigung durch die Bewohnerinnen des Bordells und Jakobs zuversichtliches Wesen es Zeit seines Lebens geschafft haben, ihm trotz aller brutalen Erfahrungen und negativen Erlebnisse nicht die positive Lebenseinstellung zu rauben.
Das Römische Reich im 4. Jahrhundert n.Chr. und die dargestellten Schauplätze und Lebensumstände der Menschen in der damaligen Zeit sind offensichtlich gründlich recherchiert und so detailliert und bildhaft beschrieben, dass der Autor es scheinbar mühelos geschafft hat, eine sehr authentische, oftmals beklemmende Atmosphäre zu erzeugen, die mich von Beginn an gepackt und auch emotional sehr gefesselt hat.
Ein beeindruckender, außergewöhnlicher historischer Roman, der für mich ein echtes Highlight ist!
Ein Waisenjunge mit hartem Schicksal
Bewertung am 22.09.2023
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Der dtv hat der deutschen Ausgabe eine sehr schöne neue Gestaltung des Covers gegeben. Ein Mosaik in aquamarin, mittig ein Sperling, links oben eine Schlange. Das sieht sehr schön aus! Das Buch selbst hat einen festen Einband, der ist aber nicht abwaschbar wie bei Tracy Wolff. Ein Stoffeinband in hellem Zitronengelb, die Seiten sind in einen weinroten Stoff geleimt, dazu ein Bändchen in gleicher Farbe als Lesezeichen. So sahen früher die meisten Bücher aus. Das ist sehr gut gemacht.
Der Klappentext vorn führt präzise in die Geschichte ein, hinter gibt es Informationen zum Autor.
Eine Seite als Prolog, so nicht in einer Überschrift bezeichnet: ein alter Mann, jetzt "Jakob", sitzt in einer Bibliothek in Britannien, belesen, es werden Aristoteles und Seneca genannt, schreibt die Geschichte seines Lebens.
Ein Waisenjunge, ohne Namen, keine Herkunft, beschnitten, Jude (?), dunklere Hautfarbe (Syrer?), wird als Mädchen verkleidet von einem Schiffskapitän an einen Bordellchef in Carthago Nova (altes römisches Reich) verkauft. Zunächst wird er "Pusus" genannt. Er wird der Köchin zugeteilt. Aufgaben sind z. B. Wasser holen. Die Köchin ist eher direktiv. Liebe erfährt er in Fülle von einer der Huren, Euterpe, die ihn in die Arme nimmt, ihm Geschichten erzählt, die Welt erklärt. Anrührende mütterliche Liebe findet hier statt. Der obere Stock, wo die Huren ihren Aufgaben nachgehen, ist zunächst tabu. Im Lauf der Geschichte muss aber auch er Aufgaben im oberen Stock erfüllen. Mehrere Abschnitte erzählen von Gewalt, die Darstellung ist realistisch und hart. Das ist leider nicht die geeignete Lektüre für empfindsame Gemüter.
Diese Geschichte wird in nur vier Kapiteln erzählt. Kapitel 1 sind rund 220 Seiten, Kapitel 2 und 3 jeweils rund 150 Seiten. Die Kapitel enthalten Zäsuren mit Weißraum dazwischen. Es empfiehlt sich, die Kapitel jeweils ganz an einem Tag zu lesen. Die Sprache, auch die der deutschen Übersetzung, ist durchaus hochwertig. Das Buch ist eher anspruchsvoll zu nennen. Die Lektüre ist uneingeschränkt eine Empfehlung wert.
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Sperling ist Sklave, wächst im 4. Jahrhundert in einem Bordell auf. Eine Mutter gibt es nicht, doch notgedrungen kümmern sich Euterpe und die Köchin um ihn. Bringen ihm alles über das Leben bei. Das brutal ist und auch ihn, einen kleinen Jungen nicht verschonen wird.
Ungewöhnlich und geht nahe.
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Sehr schwacher Anfang, langsame Steigerung, dramatisches Ende: Mit etwas Fingerspitzengefühl merkt man wo der Autor mit diesem Buch ursprünglich hin wollte, doch die Umsetzung ist sehr mäßig und leider schwer zu genießen. Philosophische Ansätze sind mit der Handlung gut verbunden, doch es fühlt sich an als würde man bauchlängs hinfallen sobald die eigentliche Geschichte weitergeht, weil dem Ganzen irgendwo der Reiz fehlt. Der Protagonist wirkt leider sehr eindimensional, was bei all dem was um ihn herum passiert vielleicht als Schutzmechanismus der Psyche zur verstehen sein könnte, allerdings der Geschichte nur ein weiteres Bein stellt. Das Ende war sauber und hat mir sehr gefallen, aber letztendlich war ich wohl am meisten davon angetan, dass es vorbei ist. Viel Potenzial, leider zu wenig genutzt!
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