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Schlesenburg
Roman - »Wie Paul Bokowski uns rauslockt, zum Spielen in den Hof, in die Sehnsüchte und Abgründe der Kindheit, das ist großes Leseglück.« Bov Bjerg
14,00 €
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Details
Wo man hingehört, wenn man nicht weiß, wo man hergekommen ist: Paul Bokowski erzählt vom heißen Sommer 89 in der Sozialbausiedlung
Schlesenburg wurde sie genannt, unsere Siedlung am Stadtrand, in der im Sommer 89 die Wohnung der Galówka brannte. Sechzig Familien waren wir, fast allesamt aus Polen. Und plötzlich ging die Angst um, jetzt würden hier bei uns Rumänen oder Russlanddeutsche einziehen. Die halbe Burg schaute mit Abscheu auf das Asylbewerberheim, wo sie alle wohnten, und mit zu viel Stolz darauf, dass man es selber hinter sich gelassen hatte. Es war das Jahr, in dem das neue Mädchen in die Siedlung zog, das Jahr, in dem Darius verschwand, in welchem Mutter nur Konsalik las und ich zu spät begriff, dass Vater mit der ausgebrannten Wohnung seine eigenen Pläne hatte...
Unsere Kundinnen und Kunden meinen
Ein sehr bewegendes Debüt. Tiefe wie Stanišić, Dialoge wie Reza, Humor wie Loriot
Bewertung am 23.10.2022
Bewertungsnummer: 1811171
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Habe das Buch auf der Frankfurter Buchmesse erworben und wirklich nur mit Mühe wieder aus der Hand legen können. Die Geschichte der Schlesenburg, ihrer Bewohner, des kindlichen Ich-Erzählers, die starken Eindrücke einer polnischen Parallelkultur in den letzten Monaten der 80er Jahren der BRD Noir, das alles hat mich unheimlich bewegt. Im Klappentext des Buches ist viel von Herkunft und Heimat die Rede. Aber ich habe den Roman als Buch über das Erinnern verstanden. Für mich stand nicht ungebingt die Suche nach Herkunft, sondern die Suche nach Erinnerung im Mittelpunkt. Das erklärt für mich auch, warum die Handlung gerade im ersten Drittel des Buches nur langsam vorangetrieben wird. Weil die Erinnerungsebenen der Handlung erst nach und nach erschlossen werden. Weil wir auch die Schlesenburg und ihre Dimensionen erst wabenartig kennenlernen. Die Sprache ist bildgewaltig, die Dialoge punktgenau, fast witzig, und wie Bokowski am Ende alle Stränge zueinander führt, das hat mich regelrecht beeindruckt. Vielleicht auch, weil ich ihn bisher nur als Humorautor kennengelernt habe. Ein gutes Buch für alle Leser, die die Tiefe von Stanišić mögen, die geschliffenen Dialoge von Yasmina Reza und den feinen Witz von Loriot. Für mich ein richtiges Lesehighlight für das Jahr 2022. Aber, und das möchte ich als einizigen Kritikpunkt erwähnen, kein leichtes Buch.
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Bewegende Erinnerungen
Buechermango am 09.10.2022
Bewertungsnummer: 1802008
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Nachdem ich ein großer Fan der Kurzgeschichten von Paul Bokowski war, habe ich mich unheimlich auf seinen ersten Roman gefreut. Sein großartiger Humor prägt auch Schlesenburg, die Geschichte geht aber viel mehr in die Tiefe, als wir es von ihm kennen und hat mich wirklich beeindruckt.
“Schlesenburg wurde sie genannt, unsere Siedlung am Stadtrand, in der im Sommer 89 die Wohnung der Galówka brannte. Sechzig Familien waren wir, fast allesamt aus Polen.”
Paul Bokowski bietet hier eine einzigartige, wertvolle Perspektive. Ein Kindheit, geprägt durch die Flucht der Eltern. Ein Kind, das nie polnisch gelernt, dafür aber Traumata vererbt bekommen hat. Eine Kindheit an einem besonderen Ort, umgeben von einzigartigen Menschen.
Ich muss sagen, dass ich am Anfang meine Probleme mit dem Buch hatte und nicht so gut rein kam und zwischendurch fast schon gelangweilt war. Wir bekommen hier eine sehr ruhige Geschichte, die immer wieder hin und her springt. Sie entwickelt sich langsam, nimmt einige Abbiegungen und am Ende wusste ich gar nicht mehr genau, was da gerade passiert ist. Nur, dass ich mehr wollte.
“Mutter vermisste ihre Eltern, Vater, etwas stiller, seinen Bruder, aber die meisten Kinder aus der Burg, die Hiergeborenen, mich oder Darius, hatte man von Anfang an so sauber abgekapselt von unserer Herkunft, von allen, die hinter dem Eisernen Vorhang hockten, dass jedes Vermissen nur ein Theoretikum bleiben konnte, ein Konzept.”
Das Besondere an dem Roman ist für mich das Gefühl, das er einfängt. Ein Vater, der alles richtig machen, die Familie zusammenbringen, will und seinen Stolz als Schutzschild vor sich trägt. Eine Mutter, die jede freie Minute zum Lesen nutzt und sich mit den neuen Worten schmückt, ohne zu wissen, ob sie Bernsein oder Phosphor sind. Dazwischen immer wieder die Frage “Raus oder runter?”
Mich haben die Gespräche in der Familie immer unheimlich bewegt. Wie Geschichten erzählt werden, wie Erinnerungen verzerrt und diskutiert werden.. Diese Dynamik ist mir so gut bekannt und mit der Zeit konnte ich das Buch gar nicht mehr weglegen, wollte weiter in dieses Gefühl.
Erzählt ist Schlesenburg schonungslos ehrlich. Manchmal erschütternd und tieftraurig, manchmal herzlich und amüsant.Sehr detailliert, mir persönlich teilweise fast zu ruhig, aber mit viel Humor an den richtigen Stellen Es wird nicht jedem gefallen, aber wer sich drauf einlässt, wird belohnt.
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Nie habe ich Kindheit so schön gelesen
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
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