Savannah – Aufbruch in eine neue Welt Roman | Eine mutige junge Frau, die 1733 nach Amerika auswandert, um dort eine neue Heimat und ihr Glück zu finden.

Emotionale Geschichte

Anni aus Berlin am 12.12.2024
Bewertungsnummer: 2362425
Bewertet: Buch (Taschenbuch)

Ich lese sehr gerne historische Romane. „Savannah“ lässt sich gut lesen und konnte stellenweise mit einer fesselnden Atmosphäre punkten. Der Autorin ist gut gelungen, die Strapazen, denen die neuen Siedler ausgesetzt waren, einzufangen - unbekannte Tiere, anderes Klima, Krankheiten und trotz aller Fortschritte immer wieder Rückschläge. Der Roman hatte bei näherer Betrachtung aber auch etliche Schwächen, insbesondere was die zeitlichen und logischen Abläufen betrifft. Immer wieder gibt es Unschärfen, die mich am beschriebenen Ablauf haben zweifeln lassen und dadurch war ich mehr damit beschäftigt, darüber nachzudenken, als in die Geschichte hineinzufinden. Dabei ist die Grundidee gut und es gibt durchaus lesenswerte Passagen. Besonders mit dem zeitlichen Verlauf hatte ich Schwierigkeiten. So werden am Beginn der Abschnitte zwar Jahreszahlen genannt, aber die zwischen den Jahren dargestellten Entwicklungen passten für mich oft nicht. Um meine Kritik ein wenig nachvollziehbar zu machen, kommen hier ein paar Beispiele. So überleben nach einem Schiffbruch und bei sehr schlechtem Wetter und mit vielen Toten ein drei- und ein vierjähriges Geschwisterpaar. Die Geschichte geht hier nicht näher darauf ein, wie das ohne Hilfe von Erwachsenen möglich war. Ebenso erschien mir merkwürdig, dass ein achtjähriger Junge als „jugendlicher Assistent“ agiert, was sprachlich und inhaltlich für mich nicht stimmig ist. Zu einem späteren Zeitpunkt existiert Savannah seit fünf Jahren und die Tochter der Protagonistin ist ebenfalls fünf Jahre alt. Dabei war die Hauptfigur Nellie bei der Gründung weder verheiratet noch schwanger. Solche Widersprüche und Ungenauigkeiten im zeitlichen Ablauf ziehen sich durch die Handlung und haben es mir erschwert, mich in die Geschichte hineinzufühlen. Dennoch hat die Erzählung auch ihre Stärken. Einige der Figuren, besonders Nellie, sind mir ans Herz gewachsen. Die Charakterentwicklung der Protagonisten schafft eine gewisse Bindung zum Leser. Wer über die genannten Schwächen hinwegsehen kann, wird eine aufgrund der Fremdheit der neuen Heimat oft mystische und emotional ansprechende Geschichte erleben – für mich war es jedoch ein eher durchwachsenes Leseerlebnis.

Unglaublich gut erzählt

World of books and dreams am 12.09.2024
Bewertungsnummer: 2290785
Bewertet: Buch (Taschenbuch)

Deutschland 1733: Als die junge Nellie Bernstein vor ihrem gewalttätigen Vater aus ihrem zu Hause zu ihrem Onkel nach Wendingen flüchtet, trifft sie auf ihrer Reise auf eine Familie, die auswandern möchte. Doch schon bald kommen weitere Verwandte zu ihrem Onkel und auch einer von ihnen beschließt, auszuwandern. Gemeinsam mit ihm begibt sich Nellie auf eine Reise in ein fernes Land, in der Hoffnung, dass sie es hier besser haben wird. Die Gefahren, denen sie sich dabei aussetzt, sind jedoch alles andere als leicht zu bewältigen, doch der große Traum von einem besseren Leben bleibt. Eigentlich lese ich eher selten historische Romane, aber das bezaubernde Cover und die spannend klingende Story sprachen mich sofort an. Savannah ist übrigens der erste Band einer Reihe. Schon der Einstieg in diesen Roman fällt unheimlich leicht, denn Autorin Malou Wilke gelingt es mühelos, den Leser in längst vergangene Tage zu versetzen. Mit einem sehr leichten und bildhaften Schreibstil erzählt sie von Nellie und ihrem Leben als Auswandererin. Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen, immer wieder wird es emotional, allein die Reise auf dem Schiff wird von einem Ereignis überschättet, dass mir sehr zu Herzen ging. Die Beschreibungen, wie die Auswanderer sich in Georgia ein neues Leben aufbauen, sind detailreich erzählt und auch die Gefahren, in denen sie sich hier befinden, werden durchaus zur Sprache gebracht. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass es teilweise noch wesentlich schlimmer war, denn wir befinden uns in einer Zeit, in der die Ureinwohner zurückgedrängt worden sind und auch die Sklaverei begann. Ich kenne mich zwar nur bedingt in dieser Hinsicht aus, könnte mir aber durchaus vorstellen, dass es doch in der Realität noch brutaler vorging. Trotzdem bietet das Buch einen ganz großen Unterhaltunswert und Langeweile kommt beim Lesen nicht auf, denn man kann gemeinsam mit Protagonistin Nellie und vielen weiteren Charakteren die neue Welt erkunden. Nellie war mir gleich von Beginn an sehr sympathisch. Für ihre Zeit ist sie eine unglaublich starke, junge Frau, die sich so leicht nicht unterkriegen lässt. Schon der Beginn zeigt, dass sie allen Widrigkeiten zum Trotz handelt. Doch nicht nur Nellie wird lebendig dargestellt, sondern auch die weiteren Nebencharaktere. Man verfolgt die unterschiedlichen Schicksale und hofft und bangt mit ihnen mit. Mein Fazit: Savannah ist eine durchweg spannende und interessante Geschichte rund um die junge Auswanderin Nellie und wie sie ihr Leben im fernen Georgia meistert. Auch wenn hier vieles eher in Richtung gute Unterhaltung denn den damals realen Begebenheiten geht, bietet das Buch doch sehr gute Unterhaltung und lädt zu gemütlichen Lesestunden ein. Mir hat die Geschichte wirklich sehr gut gefallen und ich bin gespannt, wie es mit Nellie und ihrer Familie weitergehen wird, denn das Ende von Band 1 teasert schon eine interessante neue Wendung an.