Deena Garvey ist spurlos verschwunden. Für ihre Schwester Nessa bricht eine Welt zusammen, denn Deenas Ex-Freund Lucas, den sie für Deenas Mörder hält, untersagt ihr nicht nur den Kontakt zu ihrer kleinen Nichte, sondern nimmt Ruby auch noch mit nach Vermont. Dort, in der ländlichen Abgeschiedenheit der Inseln im Lake Champlain, lernt Ruby, wie man jagt und fischt, das Land bestellt und sich um Hühner kümmert. Sie lernt, was ihren Vater stolz und was ihn wütend macht. An ihre frühe Kindheit in Philadelphia erinnert sie sich nicht mehr. Bis ihr eines Tages ein Foto ihrer Mutter in die Hände fällt, eine Botschaft ihrer Tante, die seit Jahren alles daransetzt, Lucas zur Verantwortung zu ziehen und ihre Nichte zu beschützen. Ein Schatz, der vor Lucas verborgen werden muss und der sie dazu bringt, die Geschichten ihres Vaters in Frage zu stellen.
Psychogramm einer durch ein Verbrechen zerstörten Familie
Renas Wortwelt am 13.11.2024
Bewertungsnummer: 2340255
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Der Erstlingsroman dieser Autorin wird für mich immer ein Highlight sein in der Welt der Bücher. „Das Licht zwischen den Bäumen“ war und ist ein ganz besonderes Buch, auf vielfältige Weise.
Nun ist ihr nächstes Buch erschienen. In dem als Krimi bezeichneten Roman geht es vordergründig um die Aufklärung des Verschwindens von Deena Gravey. Die junge Frau kehrte eines Tages nicht nach Hause zurück, zu ihrer kleinen Tochter Ruby und zu ihrer Schwester Nessa. Sie war mit ihrem Kind zu ihrer Schwester gezogen, nach einigen Vorfällen, gewalttätigen Angriffen ihres Lebensgefährten Lucas, des Vaters von Ruby.
Nessa ist verzweifelt, will ihre Schwester finden, verdächtigt von Anfang an Lucas, Deena etwas angetan zu haben. Ihre Verzweiflung wird erhöht, denn Lucas beansprucht Ruby für sich und verweigert jeden Kontakt zwischen Tante und Nichte.
Ruby wächst also bei ihrem Vater auf einer etwas heruntergekommenen Farm in Vermont auf, seine Mutter Clover lebt ebenfalls dort. Das Mädchen lernt schnell, dass man gegenüber dem Vater nicht alles sagen, dass man ihn nicht alles fragen darf. Auch die Großmutter schweigt, wenn das Kind nach seiner Mutter fragt.
Erst auf Anweisung der Behörden lässt Lucas Ruby schließlich zur Schule gehen, sie gewinnt erste Freundinnen, bekommt mehr von der Welt und dem Geschehen dort draußen mit. Und eines Tages gelingt es ihr, einen Brief zu bekommen, bevor Lucas alle an sie adressierte Post verschwinden lässt.
Das löst einige Nachforschungen bei ihr aus, doch immer wieder läuft sie gegen eine Wand des Schweigens. Derweil, auch nach etlichen Jahren, lässt Nessa nichts unversucht, ihre Schwester zu finden und wieder mit Ruby in Kontakt zu kommen. Aber erst nach vielen Ereignissen und Fehlschlägen kommen die Nachforschungen wieder in Gang und dann überschlagen sich die Dinge.
Einerseits ist diese Geschichte hochspannend, sehr dramatisch und auch sehr berührend. Wieder gelingt es Una Mannion, tief in die menschlichen Seelen zu blicken, ihr Leid und ihre Narben zu zeigen. Keine der Figuren bleibt blass, bleibt oberflächlich und keine bleibt unverletzt.
Lucas allerdings bleibt lange nur ein Schatten, man kann ihn nicht durchschauen, ihn nicht einschätzen. Nie weiß man, was er denkt, was er als nächstes tun wird. So findet man zu keinem Urteil über ihn, was die Spannung naturgemäß stark antreibt.
Und doch konnte mich der Roman diesmal nicht so erreichen, wirkte die Darstellung der Charaktere nicht so völlig überzeugend, konnte ich mich nicht so ganz in die Figuren hineinfühlen. Das liegt möglicherweise daran, dass die Autorin diesmal viel deutlicher wird, vieles auserzählt, statt es, wie in ihrem Debüt, zwischen den Zeilen auszudrücken, von dort aus wirken zu lassen.
Insbesondere die Szenen mit Nessa, in denen ihre Verzweiflung, die sie körperlich und seelisch nach und nach völlig zerfrisst, dargestellt wird, sind sehr ausführlich, sehr intensiv, aber auch eben etwas zu stark ausgedrückt, es bleibt zu wenig übrig für die Fantasie der Leserin.
Schließlich gibt es lange Absätze voller Abschweifungen, sieht man Nessa bei ihrer Arbeit, beobachtet Szenen aus der Kindheit der Schwestern, die ablenken, aber die Handlung nicht befördern. Hingegen wirken die Szenen aus der Sicht von Ruby, die heranwächst und immer verzweifelter wissen möchte, was mit ihrer Mutter geschah, viel emotionaler, viel nachvollziehbarer.
Das Ende, die Auflösung ist dann fast unspektakulär, fast dokumentarisch, dann aber doch wieder mit berührenden Szenen.
Trotz der erwähnten Einschränkungen ist natürlich aber auch dieser Roman, der viel mehr Psychogramm als Krimi ist, wieder sehr zu empfehlen.
Una Mannion - Sag mir, was ich bin
aus dem Englischen von Tanja Handels
Steidl, Oktober 2024
Gebundene Ausgabe, 304 Seiten, 28,00 €
Die Us-amerikanerin Una Mannion hat mit ihrem Roman,
Sag mir, was ich bin, einen spannenden Thriller geschaffen.
Der war so fesselnd, das ich immer weiter lesen wollte, obwohl ich nicht die Zeit hatte und richtig gefiebert habe.
Deana wird von ihrer Schwester und ihrer Freundin vermisst gemeldet. Die Situation bei der Polizei war schon krass.
Nelly ist überzeugt das Deanas Lebensgefährte Lucas etwas mit dem Verschwinden zu tun hat.
Der lässt keinen Kontakt zu der kleinen Ruby zu und zieht weg.
Lucas ist überaus dominierend, er lässt nicht zu, das sie Zuviel mit ihren Freundinnen zusammen ist.
Er bewacht sie und lässt nur seine Meinung zählen.
Bis sie 18 Jahre alt wird, geht es einigermaßen. Dann versucht Ruby sich nicht mehr alles gefallen. Dann ist da ja auch immer wieder her Frage, was ist mit der Mutter geschehen.
Das Ende war ausgewogen und passend.
Ich kann diesen Roman wärmstens empfehlen.
Als Ruby vier Jahre alt ist verschwindet ihre Mutter Deena, ihr Vater Luca, ein gewalttätiger toxischer Mann hält Deenas Familie mit allen Mitteln fern, nimmt die Tochter mit nach Vermont auf die Farm seiner Mutter. Ruby wächst heran, ist schutzlos dem kontrollierenden und alles bestimmenden Vater ausgesetzt. Fragen zur Vergangenheit werden nicht beantwortet. In krassem Gegensatz dazu stehen die Stunden draußen, in denen Lucas sein Wissen über die Natur an Ruby weitergibt. Die Zeit vergeht und die oft gestellten Fragen drängen nach Antworten, danach ist nichts mehr, wie es war. Sehr spannend, emotional anspruchsvoll. Die Autorin Una Mannion lebt in Irland und gibt dort eine Literaturzeitschrift heraus, “Sag mir was ich bin” ist ihr zweiter Roman.
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' Ich bin nichts, bis auf das, was mir erzählt wurde.'
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Vom Verlust der Mutter, der zwanghaften Kontrolles Vaters( ' Es ist, als dürfte ich garnicht wissen, wer er ist oder wer ich bin... . Es gibt keine Persönlichkeit, keine Geschichte, keine Familienanekdoten....' )Besser kann man diese Geschichte nicht beschreiben! Ein Buch über Familien, das mich nicht mehr los ließ und auch ein Buch über das Erwachsenwerden. Dabei so spannend wie ein literarischer Thriller. Meiner Meinung ganz verdient auf der Shortlist des Dagger Awards in der Kategie Bester Kriminalroman des Jahres
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