Christina Henrys düstere Neuinterpretation des Meerjungfrauen-Mythos: die berühmte Legende verwoben mit gruseliger Realität.
Einst zog ein einsamer Fischer sein Netz an Land und fand darin eine Frau. Eine Frau mit schwarzem Haar und Augen, in denen sich der Sturm des Meeres widerspiegelte. Anstelle von Beinen hatte sie einen Fischschwanz, und obwohl sie die Worte des Fischers nicht verstand, rührte sie seine Einsamkeit, und sie blieb bei ihm. Ihre Liebe dauerte an, bis sein Tod ihn von der unsterblichen Meerjungfrau trennte.
Doch Gerüchte über dieses rätselhafte Wesen sind längst laut geworden - und haben die Aufmerksamkeit eines Mannes erregt, der mit seinem Zirkus durch das Land zieht und den Menschen ihre schlimmsten Albträume hinter Gittern vorführt. Sein Name ist P.T. Barnum, und er sucht eine Meerjungfrau ...
Alle Bücher von Christina Henry: Die Chroniken von Alice - Finsternis im Wunderland Die Chroniken von Alice - Die Schwarze Königin Die Chroniken von Alice - Dunkelheit im Spiegelland Die Chroniken von Peter Pan - Albtraum im Nimmerland Die Chroniken der Meerjungfrau - Der Fluch der Wellen Die Chroniken von Rotkäppchen - Allein im tiefen, tiefen Wald
Die Bände (außer Alice) sind unabhängig voneinander lesbar.
Es war einmal ein einsamer Fischer, der eine Meerjungfrau fand. Die Meerjungfrau war vom Wesen des Fischers gerührt und blieb bei ihm. Sie leben glücklich bis ans Ende seiner Tage. Doch die Meerjungfrau war unsterblich und ein Zirkusbesitzer war glücklich, dass er eine Meerjungfrau für seine Ausstellung fand.
„Die Chroniken der Meerjungfrau - Der Fluch der Wellen“ ist eine weitere düstere Märchenadaption von Christina Henry, welche mich bereits mit ihren Interpretationen von „Peter Pan“ und „Alice im Wunderland“ ins Staunen versetzte.
Wichtig ist meiner Meinung nach, dass man ohne Erwartungshaltung an Henrys Idee der Meerjungfrau geht, weil die Autorin bisher mit Brutalität und versiertem Horror-Ambiente glänzte. Der Fluch der Wellen spricht zwar ebenfalls das Grauen an, doch auf eine andere Weise, was gegebenenfalls zu Enttäuschung bei der Lektüre führt.
Zuerst ist es ein übliches Märchen, wie man es aus berühmten altehrwürdigen Sammlungen kennt. Der Fischer und die Meerjungfrau werden ein Paar, sie sind glücklich mit ihrem bescheidenen Leben, bis der Fischer das Ende seiner Tage erreicht. Dieser Part ist in einer entsprechenden märchenhaften Weise beschrieben. Daraufhin nimmt der Stil einen moderneren Anstrich an.
Die Geschichte spielt in einer Zeit, in der Aussteller und Museen mittels Kuriositäten-Kabinett das Publikum bannten. Bärtige Frauen, kleingewachsene Männer, siamesische Zwillinge oder eben eine Meerjungfrau lockten Scharen von Menschen, die gerne staunten, an.
Sehr gut gefallen hat mir diesbezüglich der kleine Seitenhieb auf die bekannte Meerjungfrau-Mumie, welche zur Hälfte Mensch und zur Hälfte Fisch zu sein scheint und die letzten 40 Jahre in einem japanischen Tempel aufbewahrt wurde.
Christina Henrys Meerjungfrau, Amelia genannt, nutzt den Ruf der Kuriositäten für sich. Sie verfolgt eigene Ziele und ist eine selbstbestimmte Frau, die selbstbewusst verhandelt, Privilegien einfordert und sich die Gier des Eigentümers zunutze macht.
Das Kernthema ist trotz des märchenhaften Gewands meinem Empfinden nach, die weibliche Rolle im Zeitverlauf. Jemanden wie Amelia hat diese Epoche, unabhängig von der fischigen Gestalt, selten gesehen. Als Kontrast werden ihr Damen von damals gegenübergestellt. Die Autorin arbeitet weibliche Rollenvorstellungen im historischen Kontext heraus, gibt ihnen einen märchenhaften Touch und schafft trotzdem ein Bewusstsein dafür.
Gleichzeitig wird verdeutlicht, dass die Umstände nicht immer zugunsten von Toleranz und Nächstenliebe sind, und manch großherzige Grundhaltung im Lauf des Lebens auf der Strecke bleibt.
Gefehlt hat ein Spannungsbogen, weil die Geschichte plätschert. Nachdem sich Amelia in die Fänge des Geschäftsmanns begibt, tut sich nicht besonders viel, außer, dass sich das Leben vor ihr offenbart, was an und für sich schon ein gewaltiger Akt ist. Sie merkt sozusagen, wie der Hase läuft, und lernt sich selbst, ihr Wesen, ihre Wünsche und Bedürfnisse kennen. Die Geschichte ist einerseits seicht, trotzdem auf eigentümliche Art komplex.
Eingewoben ist außerdem eine leidliche Liebesgeschichte, die weder Fisch noch Fleisch ist, und vielleicht gerade deshalb in Amelias Situation authentisch ist. Den Tod ihres Fischers hat sie nie verwunden und trotzdem öffnet sie, zumindest ein wenig, ihr Herz. Dadurch kommt eine melancholische Grundstimmung auf, die über dem gesamten Roman hängt.
Es ist eine kuriose Geschichte von Liebe, Trauer, Verlust, Gier, Neid, Hoffnung und Selbstfindung. Mir hat diese Version der Meerjungfrau gefallen, obwohl Christina Henry mit ihrem bisherigen Dunklen-Chroniken-Stil bricht. Diesmal bleibt sie nahe an, teilweise historischen, Themen der Realität, was durchaus für eine interessante Lektüre spricht.
Das nicht so großartige Leben einer Meerjungfrau an Land!
Michaela Rödiger aus Grünberg am 07.11.2021
Bewertet: eBook (ePUB)
Der Schreibstil ist flüssig, lässt sich gut lesen, leider nicht ganz so spannend und packend wie die anderen vier Bänder der Reihe.
Das Cover zeigt die Umrisse einer Meerjungfrau (Amalia, in blau) dahinter sieht man Wellen vor einem hellen Hintergrund.
In der Klappe sieht man dann den Text: Für die Liebe bist du zu Mensch geworden .. (zu sehen sind ein Teil eines Fischernetzes, Muscheln und Fußabdrücke) und endet im Roman hinten mit: und dabei ist der Mensch ein Ungeheuer. Auch den Buchschnitt zieren Muscheln und Fußabdrücke. Sehr schöne Gestaltung und mal was anderes. Passt sehr gut zum Roman und seinem Inhalt.
Der Klappentext macht neugierig auf eine spannende und interessante Fortsetzung von der Märchenadaptionen um das Leben einer Meerjungfrau.
Fazit:
Die Geschichte von der kleinen Meerjungfrau aus der Sicht von einem Erzähler. Eine düstere Neuinterpretation, ganz anders – erschreckend brutal, realistisch und unheimlich geschrieben. Die wenigen Worte sagen schon alles. Und doch ist der Roman so unheimlich mehr als nur die andere Erzählung einer gruseligen Märchenadaption.
Wer kennt sie nicht die Geschichte von der kleinen Meerjungfrau aus unserer Kindheit – der Geruch nach Meer, Freiheit und ohne Zwang. Aber dieses „wieder lesen“ ist so ganz anders – die Meerjungfrau und die Geschehnisse um sie scheinen nicht die zu sein die wir zu kennen meinten.
Amalia, hier der Name der Meerjungfrau, ist schon in ihrer Jugend neugierig als für sie gut erscheint, so verliert sie auch ihre Familie aus den Augen und lebt als Einzelgängerin und Erforscherin im Meer. Dann landet sie eines Tages im Netz eines Fischers, er lässt sie frei, doch Amalia kehrt aus freien Stücken zu ihm zurück. Bis ihr eines Tages das Alter und das Meer Jack den Fischer nehmen. Sie ist schier verzweifelt.
Aber schon längst machen in Land die Gerüchte um ein rätselhaftes und geheimnisvolles Lebewesen die Runde. Und diese haben die Aufmerksamkeit eines Mannes erregt. Er zieht mit einem Zirkus der Kuriositäten und des Grauens durch die Lande. Er zeigt den Menschen damit ihre schlimmsten Alpträume hinter Gitter und hinter Glas (später die Meerjungfrau). Sein Name ist P.T. Barnum und er sucht die Meerjungrau.
Amalia lernt schnell das nicht sie das Ungeheuer ist, sondern die Menschen. Allerdings ist sie willensstark und weiß was sie will, oder auch nicht. Gerade in der Zeit in die der Roman uns führt alles andere als selbstverständlich. Aber auch die Frau an P.T. Barnum Seite beginnt Zähne zu zeigen, inkl. Ihrer Tochter. Dieser ist ein eiskalter, berechnender und über Leichen gehender Mann – Hauptsache der Profit stimmt.
Der Roman, ist nicht wie seine Vorgänger, die Szenen sind anders, nicht vor Blut triefend und Geschehnissen, die schier unglaublich sind. Sondern mehr der Aspekt des Anderseins, auch einer Form der Gefangenschaft und zur Schaustellung. Weniger packend und spannende, gerade im mittleren Teil des Romans, aber auf seine eigene Art mit Aussagekraft.
Mir persönlich hat vor allem wieder die Ausstattung und Gestaltung des Buches gefallen, allerdings der eigentliche Roman konnte mich nicht zu 100% überzeugen vergebe von daher nur 4 Sterne. Ich freue mich schon auf den nächsten Band der Reihe - Die Chroniken von Rotkäppchen – Allein im tiefen, tiefen Wald.
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Seichte Romantik und Kapitalismuskritik statt düsterem Horror.
Bewertet: eBook (ePUB)
Die wunderschön aufgemachten Bücher von Christina Henry lachten mich schon seit Monaten aus dem Regal an und endlich kam ich dazu, einen der Bände zu lesen. Leider muss ich nun aber zugeben, dass ich schwer enttäuscht bin. Von Horror und düsterer Realität ist hier nichts zu spüren. Spannung kam quasi niemals auf. Das Verhalten der Protagonistin war für mich wenig nachvollziehbar, ihre Ansichten dagegen manchmal schon eher. Fragt man sich, warum dann trotzdem drei Musen als Bewertung vergeben? An sich hat sich das Buch flüssig und angenehm durchlesen lassen. Obwohl es nicht spannend war, war es aber auch nicht unbedingt todlangweilig. Und die Gesellschaftskritik, die immer mal wieder geübt wurde, war verständlich. Wenn man nicht davon ausgeht, düsteren und spannenden Horror lesen zu wollen, hat man hier eine solide Fantasystory vor sich... bei der man allerdings bei den Handlungen und inneren Monologen der Figuren mehr als einmal mit dem Kopf schütteln wird.
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Henry ist hier ein wundervolles modernes Märchen gelungen. Klar gesagt werden muss, dass die Geschichte nicht so brutal wie ihre Peter-Pan-Geschichte ist. Hier wird man eher verzaubert und begleitet eine Meerjungfrau auf ihrer Reise durch die Welt und letztendlich zu sich selbst.
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